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Lehmbruck in Duisburg – Der lange Weg zum einmaligen Museum

Lehmbruck in Duisburg – Der lange Weg zum einmaligen Museum

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Duisburg. 

Die Vorgeschichte dauert fast 40 Jahre. Dann aber wird es ein ganz besonderes Gebäude: Das Museum, das für die Werke des berühmtesten Duisburger Künstlers Wilhelm Lehmbruck (1881-1919) erbaut worden ist, hat sein Sohn Manfred Lehmbruck entworfen. Diese Verbindung von Kunst und Architektur, von Vater und Sohn, der damit sein architektonisches Lebenswerk krönt, ist einmalig.

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Die Idee, die Werke Lehmbrucks in seiner Heimatstadt zu versammeln, hatte bereits 1925 der Gründungsdirektor des Städtischen Kunstmuseums an der Tonhallenstraße, Dr. August Hoff. Sie wurde von Künstler-Witwe Anita als „großartige Idee“ begrüßt. Manfred Lehmbruck sagte bei der Eröffnung am 5. Juni 1964: „Das Werk meines Vaters hat seinen Ort in der Arbeitswelt dieser Industrielandschaft und nirgendwo sonst, hier hat es eine echte und notwendige Aufgabe zu erfüllen.“

Das erste Lehmbruck-Werk hatte schon 1912 Adeline Böninger, geborene Haniel, noch zu Lebzeiten Lehmbrucks gestiftet: eine Marmorversion der 1910 entstandenen „Großen Stehenden“. 1925 organisiert Hoff die erste Duisburger Lehmbruck-Ausstellung im neuen Museum mit einer wichtigen Neuwerbung, der „Knienden“ von 1911. Außerdem stellte Anita Lehmbruck 38 Plastiken als Dauerleihgaben zur Verfügung. Die Sammlung wuchs beachtlich, und Hoff, der 1933 von den Nazis entlassen wurde, schrieb später stolz: „Im Museum seiner Vaterstadt Duisburg ist das Werk gesammelt zum Teil als Besitz der Stadt, zum anderen Teil als hochherzige Leihgabe der Gattin des Künstlers. Hier ist es nahezu vollständig zu überblicken.“

Anfangs blieb Lehmbrucks Werk von den Nationalsozialisten verschont, erhielt die Sammlung im Mai 1934 sogar ein neues Gebäude an der Königstraße 21. Aber 1937 galten auch Lehmbruck-Werke als „entartet“ und wurden teilweise beschlagnahmt. Die verbliebenen Werke wurde wegen der Bombenangriffen 1942 in Bunkern gelagert.

Nach dem Krieg kehrte die Sammlung an die Königstraße zurück. Die erste große Lehmbruck-Ausstellung organisierte Dr. Gerhard Händler, der von 1954 bis 1970 Direktor der Kunstmuseums war, um die Jahreswende 1955/56. Vermutlich sei es diese Ausstellung gewesen, die den entscheidenden Anstoß zum Bau des Museums gebeben habe, so Kuratorin Dr. Marion Bornscheuer.

Beschloss doch der Stadtrat am 25. Februar 1956 den Bau des Museums und wählte als Architekt Dr. Manfred Lehmbruck aus. Bis die um weitere wichtige Werke gewachsene Sammlung dort 1964 einziehen konnte, musste sie nach dem Abriss des Gebäudes an der Königstraße 1958 noch Zwischenstation in der Mülheimer Straße 39 machen.

Das Lehmbruck-Museum als „Juwel im grünen Herzen der Stadt“ 

„Die Kunst ist der Wein, die Architektur das Glas“, so beschrieb Manfred Lehmbruck das Konzept seiner außergewöhnlichen Architektur, die in der Fachwelt viel Beachtung fand. Bei der Grundsteinlegung am 25. Juni 1959 kündige Baudezernent Dr. Walter Sittel ein „Juwel im grünen Herzen der Stadt“ an. Transparenz, Offenheit und Flexibilität strahlt es bis heute aus. Lehmbruck bautet ein Museum für Skulpturen – aus den „wenigen Stoffen, aus denen auch ein Bildhauer seine Welt schafft“: Beton, Stein, Sand, etwas Stahl, Holz – und sehr viel Glas, damit Tageslicht einfällt und auch der Park optisch einbezogen wird.

Für die rechteckige Glashalle wurde am 2. April 1960 Richtfest gefeiert. „Die eiserne Dachkonstruktion, die an stählernen Seilen hängt, überzieht wie ein filigranartiges Netzwerk die Baustelle“, schrieb diese Zeitung damals. Die zwölf Zentner schweren Kristallspiegelglascheiben wurden mit einem Spezialkran mit Kompressoranlage eingesetzt, der die Scheiben mit einem Vakuumsauger anhob; 800 Quadratmeter wurden verglast.

Der Bau des flachen Lehmbruck-Traktes begann im Sommer 1961. „Manfred Lehmbruck wählte für dieses Gebäude den richtungs- und bewegungsfreien quadratischen Grundriss und einen nahezu ungeteilten Großraum mit geraden und geschwungenen Sichtbetonwände“, so Museumsbibliothekar Matthias Esper. Auch dieses Gebäude, in dem mehr Beton als Glas zu sehen ist, umschließt einen Lichthof, sorgt ebenso wie das „schwebende“ Dach für Tageslicht. Der Skulpturenhof bietet eine weitere Möglichkeit, plastische Werk zu präsentieren.

1987 wurde der schon 1964 vorgesehene dritte Bau von Lehmbruck mit dem Duisburger Architekten Klaus Hänsch realisiert und nahm die (auch ohne die Expressionisten von Lothar-Günther Buchheim) gewachsene Sammlung auf.