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Zuwanderung stellt Schulsystem Duisburg vor Herausforderung

Härtetest für das Schulsystem in Duisburg

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Foto: Michael Dahlke/ Funke Foto Services
Um Plätze zu schaffen für geflüchtete Kinder und Jugendliche sowie Zuwanderer braucht die Stadt bis zu 110 weitere Internationale Vorbereitungsklassen.

Duisburg. 

Bei der schulischen Integration von Kindern aus Flüchtlings- und Zuwandererfamilien stößt die Stadt an Grenzen. Derzeit besuchen schon rund 1500 Kinder und Jugendliche sogenannte „Internationale Vorbereitungsklassen“ (IV-Klassen). Die Verwaltung rechnet mit weiteren bis zu 2000 Schülern, die im laufenden Schuljahr noch nach Duisburg kommen werden, wie sie in einem Bericht für den Schulausschuss (Freitag, 14.30 Uhr) ausführt.

Derzeit bestehen bereits 50 IV-Klassen an Grundschulen, weitere 52 an weiterführenden Schulen und neun an den Berufskollegs der Stadt. Dort erhalten die Kinder und Jugendlichen eine auf zwei Jahre begrenzte Erstförderung. Ziel ist es, in dieser Zeit ihre Deutschkenntnisse auf einen Stand zu bringen, der die Teilnahme am Regelunterricht möglich macht. Tunlichst sollen deshalb nicht mehr als 15 Schüler in einer Klasse sein.

Unterschiedlicher Sprachstand

Ohnehin ist die Sprachvermittlung auch deshalb schwierig, weil die Klassen altersgemischt sind, Sprachstand und Fortschritte unterschiedlich sind und zu wenige Lehrer die Qualifikation zur Vermittlung von „Deutsch als Fremdsprache“ haben.

„Laut Gesetz sind Kinder schulpflichtig, sobald ihre Familien Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt in Duisburg haben“, erklärt das Amt für schulische Bildung. Etwa 110 weitere IV-Klassen werden deshalb notwendig sein, um alle Schüler zu versorgen, sollten sich die Prognosen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bestätigen. „Die reine Zahl der Flüchtlinge stellt nicht die alleinige Herausforderung dar, sondern die Kumulation mit der nach wie vor anhaltenden Zuwanderung aus den östlichen EU-Ländern“, heißt es in der Vorlage. Weiterhin kommen Menschen aus den Westbalkan-Staaten. Mehr als 500 Menschen aus diesen Ländern, die nach der Änderung des Asylrechts nun als „sichere Drittstaaten“ gelten, werden 2015 nach Duisburg kommen.

Hunderte warten noch auf Zuweisung

Zum 1. September, so führt die Verwaltung aus, wurden insgesamt verfügbare 2115 Beschulungsplätze von 1482 Kindern und Jugendlichen in Anspruch genommen. Hunderte, die bereits in der Stadt sind, warten allerdings noch auf eine Zuweisung. Das Verfahren von Erstberatung, Sprachstandsermittlung und Schulempfehlung zu beschleunigen, wurde die Koordination nun beim Schulamt gebündelt. Hier wird auch der Bedarf von Personal, Räumen und Ausstattung ermittelt.

Vorschläge für die Schulentwicklungsplanung werde er erst Anfang 2016 machen können, sagt Bildungsdezernent Thomas Krützberg: „Im Moment kann es nur um die Zuweisung gehen.“ Angesichts weiter steigender Schülerzahlen schließt Krützberg nicht aus „dass wir auch über den Neubau einer Schule nachdenken werden“.

Kommentar von Martin Ahlers: Kehrtwende in der Schullandschaft 

Die Zuwanderung wirft die Schulentwicklungsplanung komplett über den Haufen. Diese Stadt, die über Jahre Schulen schloss und auslaufen ließ, ist nun froh über jedes Gebäude, dass nicht abgerissen, verkauft oder vermietet wurde und noch so in Schuss ist, dass es kurzfristig wieder in Betrieb genommen werden kann. Alle an der Bewältigung des Schüler-Zustroms Beteiligten stellt das vor eine große Herausforderung. Dabei: Dass in Duisburg wieder über einen Schul-Neubau nachgedacht wird, ist im Grunde eine gute Nachricht. Haben wir nicht unlängst noch beklagt, dass uns die Kinder ausgehen?