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Duisburger Grünpfleger entfernen symbolisches Grab für Flüchtlinge

Grünpfleger entfernen symbolisches Grab für Flüchtlinge

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Foto: buntmaler
Holzkreuz, Blumen und Grablichter – Unbekannte haben in Duisburg der toten Flüchtlinge im Mittelmeer gedacht. Jetzt wurde das Grab entfernt.

Duisburg. 

Die Kunst-Aktion, bei der Aktivisten in mehreren deutschen Städten symbolische „Gräber“ zum Gedenken an tote Flüchtlinge ausheben, ist auch in Duisburg angekommen: Am Samstag haben Unbekannte auf einer der Rasenflächen auf dem König-Heinrich-Platz ein Holzkreuz aufgestellt.

Darauf zu lesen die provokante Inschrift: „Den Ermordeten im Mittelmeer“. Um das Kreuz herum war der Rasen abgetragen, in die aufgeschüttete Erde Blumen gepflanzt. Zwei weiße Grablichter flackerten dort am Samstagabend – eine stille Mahnung an die rund 23.000 Flüchtlinge, die seit dem Jahr 2000 im Mittelmeer ums Leben gekommen sind.

Am Montag dann war das Grab verschwunden: Angestellte der Duisburger Wirtschaftsbetriebe hatten es beseitigt, die für die Pflege der Grünflächen zuständig sind.

„Das Entwässerungssystem unter dem Rasen ist sehr anfällig und hätte leicht beschädigt werden können“, sagt Stadtsprecher Falko Firlus. Das war zwar am Wochenende nicht der Fall – „sollte noch ein solches Scheingrab auftauchen, behalten wir uns aber rechtliche Schritte vor. Schließlich handelt es sich dabei um Sachbeschädigung.“ Dieses Mal hat die Stadt auf eine Anzeige verzichtet. Schließlich wisse auch niemand, wer das Kreuz aufgestellt hat. „Falls es jemand wiederhaben möchte: Es liegt auf dem Betriebshof“, sagt Firlus.

Künstleraktion „Die Toten kommen“

Scheingräber wie das in Duisburg sind in den vergangenen Tagen unter anderem in Köln, Düsseldorf und Bochum aufgetaucht. Angestoßen hatte die Aktion die Berliner Künstlergruppe „Zentrum für politische Schönheit“ unter dem Motto: „Die Toten kommen“. Aus Protest gegen die EU-Flüchtlingspolitik beerdigten die Aktivisten Mitte des Monats bereits eine im Mittelmeer ertrunkene Frau aus Syrien. Damit erzeugten sie deutschlandweit große Aufmerksamkeit.

Auf ihre angekündigte Aktion, bei der am Sonntag tote Flüchtlinge direkt vor dem Kanzleramt bestattet werden sollten, musste das Künstlerkollektiv verzichten. Die Berliner Polizei hatte untersagt, die Leichen im Regierungsviertel zu beerdigen. Begleitet von 5000 Demonstranten trugen die Aktivisten letztlich leere Särge ins Herz Berlins, huben im Rasen vor dem Reichstagsgebäude symbolische Gräber aus und stellten Kreuze und Grabsteine auf. Innerhalb weniger Tage hat diese Form der Scheinbestattung jetzt Nachahmer in NRW gefunden.