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Ballettchef Xin Peng Wang nähert sich Mythen seiner Heimat

Ballettchef Xin Peng Wang nähert sich Mythen seiner Heimat

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Foto: Ralf Rottmann
Mit der Choreographie „Feine Jade“ überzeugte der Dortmunder Ballettchef Xin Peng Wang und seine Kompanie erneut im Opernhaus. Ein Stück voll athletischer Kraft, Sprung- und Drehvariationen und blitzschnellen Hebefiguren. Temporeich und bewegend.

Dortmund. 

Zehn Jahre Xin Peng Wang haben die Dortmunder Kultur ganz schön verändert. In dieser Dekade hat der chinesische Choreograph das Dortmunder Ballett nicht nur in eine kleine, aber feine Spitzentruppe (mit gerade mal 24 Tänzern) verwandelt, die sich an internationalen Maßstäben messen lassen kann. Sondern Wang überrascht Ballettfans immer wieder mit seinem eigenwilligen Erzählstil, mit manchmal sperrigen Stücken, die sich erst auf den zweiten Blick erschließen. Nach seinem gefeierten Jubiläums-Opus „Der Traum der Roten Kammer“ brachte er jetzt einen zweiteiligen Abend heraus: „Feine Jade“. Auch hier nimmt der Chinese wieder Mythen seiner Heimat in den Fokus.

Der Clou: Noch vor Wangs eigenem Werk „Full Moon No Constancy“, das elektrisierenden Tanz mit rätselhafter Botschaft verbindet, beginnt der Zwei-Stunden-Abend mit „Immortal Beloved“, choreographiert von seinem Landsmann Edwaard Liang. Der Taiwan-Chinese, der in New York aufwuchs und in den USA Karriere gemacht hat, brilliert als Meister neoklassischen Tanzes. Nur geringe ostasiatische Einflüsse erkennt man. Liang folgt eher der Tradition von George Balanchine, fordert von den Tänzern ein hitziges, irrwitziges Tempo mit oder ohne Spitzenschuh – hier entfacht von Philipp Glass’ Violinkonzert Nr.1.

Die Steigerungen der narkotisierenden Minimalmusic setzt er durch gleitende, fliegende Pas-de-deux in Bilder. Zwischen Kronleuchtern schwirren Paare oder die Gruppe, kombinieren athletische Sprung- und Drehvariationen mit blitzschnellen Hebefiguren.

Die Dortmunder Kompanie zeigt sich stilsicher: Männer, wie etwa Howard Quintero Lopez, bestechen durch athletische Kraft, die Ballerinen durch Präzisions-Balancen. In dem langsamen Teil erinnert Monica Fotescu-Uta an einen zerbrechlichen Schwan, Barbara Melo Freire indes an ein irdisches Wesen mit Spagatdehnungen über 180 Grad hinaus.

Fremdgesteuerte Wesen zu peitschenden Elektro-Beats

In Wangs Vollmond-Opus indes dominieren die Tänzer als mechanische Artisten. Angeführt von einem Engel, der sich rückwärts fallen lässt und wie von Geisterhand aufgefangen wird, erzählt Wang nächtliche Episoden von Vereinsamung und schutzbedürftigen Wesen. In finsteren Tableaus herrscht beklemmende Stimmung, die erst in Gruppenbildern aufgelöst wird.

Die stärksten Momente sind die, wenn sich die Truppe zu peitschenden Elektro-Beats wie fremdgesteuerte Wesen bewegt. Verkantet, verschraubt drehen sie und brillieren durch überzüchtetes Virtuosentum. Suggestiv verdoppelt wird das Ganze durch eine heruntergelassene Spiegelwand. Was das mit Jade zu tun hat, bleibt jedoch unklar. Jubel und Bravorufe.

  • Termine: 22. März., 5., 11., 20., 26. April., 19. Mai. Tel. 0231/ 5027 222
  • www.theaterdo.de