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So viel verdienen Städte an ihren Autobahn-Blitzern

So viel verdienen Städte an ihren Autobahn-Blitzern

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WP-Foto Michael Kleinrensing Foto: WP-Foto Michael Kleinrensing
Sechs Millionen Euro hat Hagen mit dem „Superblitzer“ auf der Lenntalbrücke an der A45 eingenommen. Auch für andere Städte lohnt sich das Blitzen.

Essen/Hagen/Düsseldorf. 

Unverhoffter Geldregen für die Stadt Hagen: In einem Jahr „Superblitzer“ an der Lennetalbrücke auf der A45, hat die Stadt sechs Millionen Euro Bußgelder kassiert. Beim Aufbau des Blitzers im Juli 2015 war man noch von etwa einer Million Euro ausgegangen. Ein willkommener Zuschuss für die klamme Kommune, und auch andere Städte verdienen gut an ihren Autobahn-Blitzern.

Warum jetzt allerdings so viel mehr als geplant in die Stadtkasse fließt, kann man sich bei der Stadt Hagen nicht erklären. „Wir können das Verhalten von Autofahrern nur sehr schwer einschätzen“, heißt es von der Stadt. Der Kämmerer rechne aber damit, dass die Zahlen in Zukunft weiter deutlich sinken werden, so die vorsichtige Prognose.

In den Ferien mehr geblitzte Autos

Anfangs seien am Tag noch 850 Autos in die Radarfalle mit dem klangvollen Namen „TraffiStar S330“ gerast, mittlerweile pendele sich die Zahl bei etwa 380 Autos täglich, also knapp 11.400 Fahrzeugen im Monat ein. „Das ist der Gewöhnungseffekt“, sagt Ordnungsamtchef Hans Sporkert. Allerdings: In den Ferien gibt es in der Regel wieder mehr Blitzer-Bilder von der A45.

Von den sechs Millionen Euro fließt übrigens nicht alles in den städtischen Haushalt. „Wir müssen eine Miete für die Anlage bezahlen“, sagt Hans Sporkert. Auch der zusätzliche Personalaufwand koste Geld. Die Herstellerfirma Jenoptik bekomme für jeden geblitzten Autofahrer eine Fallpauschale von etwa 1,25 Euro.

„Unterm Strich bleibt für die Stadt etwas übrig“, sagt der Ordungsamtchef. Genaue Zahlen wollte er jedoch nicht nennen. Das Geld fließt in den städtischen Haushalt. Steuergeschenke oder gar Rabatte für Verkehrssünder wird es von dem ungeplanten Reichtum aber wohl nicht geben.

Buderuskurve auf der A40 bringt weniger ein als der Lennetalblitzer

Essens wohl bekanntester Blitzer steht in der Buderus-Kurve auf der A40. Nach Stadtangaben werden dort monatlich im Schnitt 11.000 Autos geblitzt. Die Stadt nimmt dort rund 70.000 Euro ein, jährlich kommen dort also 840.000 Euro zusammen, deutlich weniger als beim Lennetal-Blitzer.

Mit der Umstellung auf moderne Lasertechnik hätten sich die Einnahmen allerdings erhöht, heißt es von der Stadt. Im Jahr 2013 brachten die alten Blitzer gerade einmal 624.000 Euro ein. Der Grund: Die Anlagen mit den hochauflösenden Scannererfassen mit dem Laserstrahl zeitgleich drei Spuren.

Weniger Unfälle als ohne Blitzer

Die Stadt Essen hat die Blitzanlage nicht wie in Hagen gemietet, sondern gekauft. Die Einnahmen fließen komplett in den städtischen Haushalt. Wie viel so ein Blitzer kostet, möchte weder die Stadt, noch der Hersteller Jenoptik verraten.

„Wir betreiben die Blitzeranlage aber nicht wegen der Einnahmen, sondern um die Verkehrssicherheit auf dem Stück Autobahn zu erhöhen“, sagt Stadtsprecher Martin Rätzke. Es gebe deutlich weniger Unfälle, seit die Blitzer „scharf“ seien.

Einnahmen zu prognostizieren sei bei der Planung nahezu unmöglich. Witterungsverhältnisse, Baustellen oder der Ausfall der Verkehrsbeeinflussungsanlagen seien schließlich nicht vorhersehbar sind.

Düsseldorfs Fleher Brücke bleibt weiter blitzerfrei 

Nur die Stadt Düsseldorf geht bei einem ehemals sehr rentablen Blitzer momentan leer aus. Der Standort an der Fleher Brücke ist nach einem Urteil aus dem Jahr 2014 immer noch blitzerfrei.

Damals hatte ein Anwalt gegen das Tempo-80-Limit auf der Fleher Brücke geklagt und Recht bekommen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung sei wegen der Brückensanierung eingerichtet worden und deshalb nicht aufrecht zu erhalten, hieß es vom Gericht.

Blitzer bekommen keinen neuen Standort

Ob der Blitzer wegen neuer Sanierungen wieder eingeschaltet werde, sei nicht geklärt, heißt es von der Stadt Düsseldorf. Dafür müsse es eine konkrete Gefahrenstelle geben. Pläne, den Blitzer an eine geeignete Stelle umzusetzen, gebe es nicht.

Vor dem Abschalten fuhren rund 7000 Autofahrer monatlich in die Radarfalle. Im Jahr 2014 nahm die Stadt Düsseldorf rund 4,9 Millionen Euro ein. Im Haushaltsjahr 2016/17 waren Einnahmen aus den Blitzer gar nicht mehr vorgesehen.