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Betreiber des Dortmunder U-Turmes ziehen traurige Bilanz

Betreiber des Dortmunder U-Turmes ziehen traurige Bilanz

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Foto: Ralf Rottmann/WAZ FotoPool
Verschobene Eröffnungstermine, langer Umbau und Geldmangel: Das Kulturzentrum Dortmunder „U“ kämpft mit Problemen. Bei der Jahresbilanz wurde deutlich, dass sich das auch auf die Besucherzahlen niederschlägt – von nationaler Anerkennung ist der U-Turm weit entfernt.

Dortmunds teuerster Leuchtturm tut sich schwer im Ringen um überregionale Strahlkraft. Zu lange gärte es umbautechnisch in der alten Brauerbrache. Auch der erhoffte Knalleffekt im Kulturhauptstadtjahr 2010 verpuffte im Gerangel um immer wieder verschobene Eröffnungstermine des Kreativzentrums. Der ganz große Wurf scheitert ohnehin an mangelnder Finanzausstattung.

Die Besatzung des „U“ bemüht sich unterdessen nach Kräften, den multiplen Kunst-, Kultur-, Bildungs- und Erlebnistanker an der Rheinischen Straße weiter auf Kurs zu bringen. Jetzt zogen sämtliche „U“-Akteure Bilanz und wagten einen Blick über den Horizont.

120.000 Besucher im Ausstellungs- und Veranstaltungsbereich und zusätzlich weitere 105.000 in der U-Gastronomie: Auf insgesamt 225.000 Besucher soll es der Turm in 2012 gebracht haben – Doppelzählungen seien herausgerechnet, versicherte man. Laut Kurt Eichler, dem Leiter der städtischen Kulturbetriebe und U-Gesamtverantwortlichen, hat der Besucherstrom somit um rund 16.000 gegenüber 2011 zugelegt. Immerhin eine leichte Steigerung, wenn auch von einer Trendwende angesichts der erstmals in 2012 voll geöffneten Etage „Kulturelle Bildung“ nicht die Rede sein kann. 200.000 Besucher – das schafft die Top-Ausstellung „Farbenrausch“ im Essener Folkwangmuseum innerhalb weniger Monate – auch ohne die Gastronomiezahlen draufzusatteln.

Mittel und Sponsoren fehlen

Für eine Top-Schau aber, die nur das Ostwallmuseum bewerkstelligen könnte, fehlen Mittel und Sponsoren. Selbst die geplante Ausstellung mit 300 Zeichnungen und Fotografien aus dem reichen Bestand der Sammlung Deutsche Bank (Start: 20. April) ist noch nicht ausfinanziert.

Mit einem mickrigen Ausstellungsetat von unter 100.000 Euro kann das Museums ohne fremde Hilfe ohnehin nur das Nötigste machen. Der gesamte Turm-Betrieb muss mit 5,8 Mio Euro jährlich auskommen, zuzüglich fallen noch Kreditleistungen für den durch die bekannte Kostenexplosion erschütterten Umbau in Höhe von 3,8 Mio Euro im Jahr an. Zum Vergleich: Das vom Profil verwandte ZKM in Karlsruhe bekommt von seinen Geldgebern pro Jahr allein 15 Mio Euro Betriebskostenzuschuss.

Der Anspruch nationaler oder gar internationaler Ausstrahlung ist so kaum zu verwirklichen. Dafür ist das „U“ einfach zu unterfinanziert. Sparen heißt das Gebot der Stunde. Auch die Verantwortlichen sehen das wohl so: Auf eine Wiederbesetzung der vakanten Intendantenstelle wird man vorerst verzichten. Eine künstlerische Gesamtleitung – das ergab gestern eine spontane Nachfrage unserer Zeitung – scheint ohnehin niemand zu vermissen.