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Bürger spüren ihren Ahnen nach

Bürger spüren ihren Ahnen nach

Bottrop. 

„Wer bin ich“ und: „wo komme ich überhaupt her?“, sind zwei der Fragen, denen Familienforscher in Archiven und Sammlungen auf die Spur gehen. Bei den regelmäßigen Treffen im Malakoffturm an der Knappenstraße stellen sich Bottroper Forscher ihre Methoden und Ziele gegenseitig vor und gewähren Interessierten einen Einblick in ihre langen Familiengeschichten.

„Es wird für manche schon zu einer regelrechten Sucht, alles über die eigene Herkunftsgeschichte erfahren zu wollen“, erklärt Heike Biskup, Leiterin des Bottroper Stadtarchives. Die Suche nach Hinweisen, die meist immer wieder von kleinen Erfolgserlebnissen getrieben werde, wird vor allem für viele ältere Menschen zum Hobby. „Für viele reicht irgendwann der einfache Stammbaum nicht mehr aus. Also, wer mit wem verheiratet war und welche Kinder woher kommen. Dann interessieren die Leute auch andere Details wie der Beruf oder Lebensereignisse“, so Biskup. Und nicht immer reicht für eine ausgiebige Ahnenforschung der Bestand im Stadtarchiv aus: „Viele Forscher fragen irgendwann auch im Ausland an und beantragen Einsicht in Kirchenbücher und Archive.“

Anfragen im Ausland

Vor allem die Nachfahren von nach Bottrop zugezogenen Bergleuten aus Oberschlesien würden häufig in polnischen Archiven und Kirchenbüchern fündig werden: „Die Zusammenarbeit klappt erstaunlich gut, trotz der sprachlichen Hürden“, erklärt die Archivleiterin. Mittlerweile seien auch ganze Webseiten im Nachbarstaat online gegangen, die entsprechende Dokumente eingescannt anbieten. „Manchmal hilft aber auch nur eine Reise zum Archiv vor Ort weiter.“ Aber auch dort gäbe es nur selten Probleme.

Für den geladenen Experten des Abends, Wolfgang Koch aus Essen, sind weite Reisen allerdings nicht nötig: Die Familienseite seiner Frau, eine geborene „Kleine Gung“, lebt schon seit über 500 Jahren im Stadtgebiet des heutigen Bottrop. „Unsere frühesten bekannten Vorfahren lebten als Bauern in Welheim“, so Koch. Die Erkenntnis habe aber viel Zeit und Aufwand gekostet. Besonders schwierig sei die Forschung ab dem 17. Jahrhundert gefallen: Zu dieser Zeit wurden nur wenige Aufzeichnungen geführt, teilweise sind Dokumente verloren gegangen oder wurden verbrannt. Eine weitere Hürde liegt in der Art der Aufzeichnung: „Die Aufzeichnungen entsprechen nicht immer auch dem tatsächlichen Namen“, erklärt Wolfgang Koch. Das sei der Tatsache geschuldet, dass früher nur vergleichsweise wenige Menschen richtig lesen und schreiben konnten. „Da wurde der Name so aufgeschrieben, wie er genannt wurde“. Auch die damals übliche Sprache bereitet manchmal Probleme: „Früher wurde Mittelhochdeutsch gesprochen. Mit der Zeit haben sich aber Begrifflichkeiten verändert.“ Für die Forscher würde das manchmal zu einem Problem werden, denn einheitliche Übersetzungen existierten nicht immer.