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Was macht Rüttgers’ Club heute?

Was macht Rüttgers’ Kabinett heute?

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Foto: ddp
Im Mai 2010 ist das NRW-Kabinett um Jürgen Rüttgers abgewählt worden. Was machen die Ex-Minister jetzt? Vom Hochschul-Direktor bis zur Frührentnerin ist alles dabei.

Düsseldorf. 

Karrieren in der Politik haben ein Verfallsdatum. Fünf Jahre saß Rüttgers Ministerclub bis zum schwarz-gelben Super-GAU im Mai 2010 an den Schalthebeln der Macht. Raus aus der Politik – rein in die Wirtschaft? Flucht ins Private? Das Leben danach hat die alte Ministerriege vor neue He­rausforderungen gestellt.

Für Jürgen Rüttgers (59, CDU) war die Fallhöhe am größten. Gestern noch hofiert, fand sich der abgestürzte Ex-Ministerpräsident plötzlich als einfacher Abgeordneter im Landtag wieder. Nun stehen die Signale in Richtung Bahn: Rüttgers soll hoch dotierter Direktor der europäischen Bahnen in Brüssel werden. Der Haken: Noch gibt es international vier Mitbewerber.

Dagegen sind die Würfel für andere Mitstreiter aus früheren Tagen längst gefallen. Der frühere Vizeministerpräsident Andreas Pinkwart (50, FDP) ist heute Direktor der Privathochschule in Leipzig. Ex-Europaminister Andreas Krautscheid (50, CDU) arbeitet seit einem Monat als einer von drei Hauptgeschäftsführern des Bundesverbandes Deutscher Banken in Berlin. Und Ex-Finanzminister Helmut Linssen (68, CDU) bleibt den Bilanzen als Schatzmeister der Bundespartei treu. Auch die frühere Wirtschaftsministerin Christa Thoben (69, CDU) kann nicht loslassen und hilft als Schatzmeisterin der NRW-CDU.

Andere blieben nach dem politischen Erdbeben vom Mai dem Landtag erhalten. Eckhard Uhlenberg (63, CDU) wurde als Landtagspräsident sogar vom Umweltminister zum protokollarisch Ersten Mann im Lande geadelt. Der frühere Sozialminister Karl-Josef Laumann (53, CDU) hat sich zum oppositionellen Fraktionschef durchgeboxt. Und Ex-Familienminister Armin Laschet (50, CDU) richtete sich nach zwei bösen Schlappen bei den Wahlen zum Fraktions- und Landeschef enttäuscht als Fraktionsvize ein.

Neue Türen öffnen sich

Kleine Brötchen backen muss Ex-Verkehrsminister Lutz Lienenkämper (41, CDU), der nach einer kurzen Episode im Kabinett nun als Fraktionsvize der CDU dient. Gleichzeitig arbeitet der Jurist für eine renommierte Anwaltskanzlei in Düsseldorf. Der einzige Parlamentarische Staatssekretär Manfred Palmen ist heute Vorsitzender im Haushaltsausschuss. Die im Amt glücklose Ex-Justizministerin Roswitha Mül­ler-Pie­pen­kötter (60, CDU) hält als Bundesvorsitzende der Opferorganisation „Weißer Ring“ weiter engen Kontakt zur Politik. Auch für den ehemaligen Innenminister Ingo Wolf (56, FDP) wächst nach dem Verlust von Macht und Dienstwagen die Hoffnung auf einen Neuanfang. Das Bundeskabinett hat den Juristen zur Jahresmitte als Vizepräsident des Bundesrechnungshofes vorgeschlagen. Bundestag und Bundesrat müssen aber noch zustimmen. SPD und Grüne mosern über Wolfs Beförderung.

Völlig aus dem politischen Leben zurückgezogen hat sich die einstige Schulministerin Barbara Sommer (62, CDU). Die Späteinsteigerin, vor dem überraschenden Ruf zur Ministerin 2005 lange Jahre als Schulrätin in Ostwestfalen aktiv, hatte nie eine politische Karriere angestrebt. Nach der Abwahl 2010 eroberte sich die quirlig-umstrittene fünffache Mutter ihr Privatleben zurück. Heute engagiert sich Sommer im Sozialen und lässt dröge Parteitage Parteitage sein.

Für Regierende a.D. wie Ex-Europaminister Michael Breuer (45, CDU) und Verkehrsminister Oliver Wittke (44, CDU) haben sich neue Türen geöffnet. Breuer ist schon länger Präsident des rheinischen Sparkassenverbandes, Wittke Generalsekretär der NRW-CDU.