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Hier ist Marcel H. ein Star – 4chan, die ekelhafte Seite des Internets

Hier ist Marcel H. ein Star – 4chan, die ekelhafte Seite des Internets

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Der Verdächtige habe ein Video in einem streng abgeschotteten Bereich des Internet veröffentlicht - dem sogenannten Darknet. Foto: dpa
  • Der mutmaßliche Kindermörder Marcel H. (19) ist weiterhin auf der Flucht
  • Offenbar postete er im anonymen Forum „4chan“
  • Dort wird er von vielen Nutzern gefeiert

Herne. 

Marcel H. ist mittlerweile gefasst auf der Flucht.

Doch auf der Flucht meldete er sich offenbar ständig im Netz. Die Zeichen verdichten sich, dass H. das anonyme Imageboard „4chan“ genutzt hat, um mit seiner Tat zu prahlen. Er nutzte dort wohl das berüchtigte Random-Board, auch bekannt als „/b/“.

So bejubeln Fans Marcel H. bei „4chan“

Fest steht: H. hat dort viele Fans. Zahlreiche Nutzer bejubeln ihn für seine abscheuliche Tat. Einer schreibt: „Marcel, Junge, ich hab nicht umsonst Urlaub. Unterhalte mich endlich, verdammt nochmal!“ Ein englischsprachiger Nutzer schreibt: „Fucking mad man, he did it!“ (Übersetzung: „Verrückter Hund, er hat es getan!“)

„Don’t Messe with the H. sonst gibt`s was auf die Fresse“, schreibt ein weiterer Nutzer.

So funktioniert „4chan“

Doch was ist „4chan“ eigentlich? „4chan“ ist ein frei zugängliches Internet-Forum, in dem fast alles erlaubt ist. Im Gegensatz zu anderen Foren müssen Nutzer hier nie einen Account anlegen – alle Posts sind anonym. Es gibt nicht einmal Pseudonyme.

Außerdem verschwinden die Themen automatisch nach einer Weile von den Servern. Auf 4chan gibt es also fast keine Regeln oder Grenzen. Besonders lasch sind die Regeln beim Board „/b/“ – wo Marcel H. mutmaßlich postet.

„4chan“ ist angeblich „die dunkelste Ecke des Internets“

Jeder kann sagen, was er will – ohne Konsequenzen. Dadurch fallen die üblichen Grenzen der Zivilisation. Die „New York Times“ nannte „4chan“ einmal „die dunkelste Ecke des Internets“.

Schon in der Vergangenheit machte „4chan“ immer wieder Negativschlagzeilen. 2014 tauchten hier die gehackten Nackt-Fotos von Promis wie Jennifer Lawrence auf.

„4chan“-User mobbten Teenagerin zu Suizid-Versuchen

2010 organisierten User von „4chan“ das Massen-Mobbing der Teenagerin Jessi Slaughter. Sie schickten dem Mädchen Todesdrohungen und riefen sie immer wieder an. Slaughter versuchte daraufhin mehrmals, sich umzubringen.

Und als sich ein zwölf Jahre alter Junge erschoss, riefen „4chan“-Nutzer die Eltern des Jungen an und gaben sich als Geist aus. Ihre Begründung: Die Eltern seien schließlich selbst Schuld, wenn sie sich keine neue Nummer besorgen.

Darum konnte Marcel H. weiter posten

Konnten die Behörden H.s Posts unterbinden? „Das ist praktisch kaum möglich. Deutsche Behörden jedenfalls können die Webseite nicht sperren, wenn diese auf einem ausländischen Server liegt. Hier müssten die deutschen Behörden mit den Behörden des jeweiligen Landes kooperieren“, sagt Christian Solmecke, Fachanwalt für Internetrecht aus Köln.

Das Problem: „4chan“ wird von Servern im Ausland gehostet. „Die dortigen Rechtsverhältnisse sind leider oftmals mit deutschen Standards nicht zu vergleichen, so dass ein Vorgehen kaum erfolgreich verlaufen würde.“

Nutzerdaten sind anonym

Selbst der Zugriff auf Nutzerdaten ist laut Solmecke schwierig: „Das Problem ist, dass Nutzer ihre Texte oder Bilder auf 4chan ganz ohne Anmeldung einstellen können. Und dies standardmäßig anonym. Einen Nutzernamen benötigen Autoren dort nicht. Die Rückverfolgung einzelner Nutzer ist für Ermittlungsbehörden häufig schwierig, wenngleich den Behörden heutzutage Mittel zur Verfügung stehen, auch Nutzer über 4chan ausfindig zu machen.“

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