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Mockenhaupt kritisiert Zeitpunkt der Absage des NY-Marathons

Mockenhaupt kritisiert Zeitpunkt der Absage des NY-Marathons

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Sabrina Mockenhaupt - hier bei den Olympischen Spielen im August in London - fühlt sich "falsch verstanden". Foto: imago
Die deutsche Spitzenläuferin Sabrina Mockenhaupt kritisierte den späten Termin der Absage des New York Marathons. Daraufhin geriet sie selbst in die Kritik. „Ich bin nicht herzlos. Ich fühle mich völlig falsch verstanden“, sagte sie im Interview.

New York. 

Nach dem Wirbelsturm „Sandy“ ist der New York Marathon zum ersten Mal in seiner ­Geschichte abgesagt worden. Zu den Sportlern, die vergeblich angereist sind, gehört die deutsche Spitzenläuferin Sabrina Mockenhaupt aus Wilgersdorf. Wir erreichen sie in ihrem Hotel in Manhattan.

Frau Mockenhaupt, wie ist die Lage in New York?

Sabrina Mockenhaupt: Ich bin in der Nähe der Fifth Avenue, hier spielt sich das normale Leben ab. Aber ich war auch im Financial District. Dort sind die Schäden deutlich zu sehen. Da gibt es keinen Strom, an jeder Ecke arbeiten Polizei und Feuerwehr.

In Deutschland sind Sie, seit der New York Marathon abgesagt wurde, ein Thema, weil Sie Ihren Unmut über den Zeitpunkt der Absage kundgetan haben. Jetzt wird Ihnen Herzlosigkeit vorgeworfen. Was sagen Sie zu dieser Kritik?

Mockenhaupt: Ich bin nicht herzlos. Ich fühle mich völlig falsch verstanden. Jeder hat für die Situation New Yorks und der Opfer Verständnis. Ich ganz besonders. Es ist schrecklich, was hier passiert ist. Das Einzige, was mich gestört hat, war der Zeitpunkt der Absage des Marathons.

Die Läufer werden nun teilweise als Sportler dargestellt, die ihre eigenen Interessen über das Wohl der Opfer stellen. Was sagen Sie dazu?

Mockenhaupt: Man kann Läufern nicht den Vorwurf machen, dass sie Unmenschen seien, nur weil sie angereist sind. Es wird so getan, als würden wir nur ans Laufen denken. Dabei ist das gar nicht so. Ich bin hierher gekommen, um zum ersten Mal am New York Marathon teilzunehmen und gerate in eine politische Debatte. Ich bin kein Unmensch, ich bin jemand, der auch spendet. Du siehst aber auf der Fifth Avenue ­keinen, der in ein Armenviertel geht und dort hilft.

Wann haben Sie von der Absage ­erfahren?

Mockenhaupt: Am Freitag, zwei Tage vor dem Rennen. Obwohl New Yorks Bürgermeister Bloomberg noch am Dienstag versichert hatte, dass der Marathon stattfinden wird. Noch mal: Ich habe vollstes Verständnis für die Absage des Marathons und für die Situation der Opfer. Es hätte nur früher geschehen müssen.

Warum finden Sie, dies sei zu spät gewesen?

Mockenhaupt: Weil man als Sportler zum einen natürlich wahnsinnig enttäuscht ist, wenn man sich drei Monate auf so ein Ereignis vorbereitet und es dann so kurzfristig abgesagt wird. Zum anderen, weil viele, vor allem die Hobbysportler, die sich hier einen Lebenstraum erfüllen wollten, auf ihren Kosten sitzen bleiben. Hätte man die Absage früher bekannt gegeben, wären viele der Leute erst gar nicht angereist. Der New York Marathon ist ein Ereignis, auf das viele Menschen lange hinsparen und hinfiebern.

Was wurde Ihnen denn zu Beginn der Woche kommuniziert?

Mockenhaupt: Dass der Lauf stattfindet. Es herrschte eine Jetzt-erst-recht-Stimmung. Der New York Marathon ist ja ein Lauf, mit dem viele Spenden gesammelt werden, die dieses Jahr für die Opfer von „Sandy“ verwendet werden sollten.

Wären Sie selbst angereist, wenn die Absage früher erfolgt wäre?

Mockenhaupt: Nein, ich wäre in Deutschland geblieben. Ich hätte auch keine Kostenprobleme bekommen, da ich zu den 80 Athleten gehöre, die vom Veranstalter eingeladen wurden. Aber man muss auch bedenken, dass der Veranstalter einen riesigen Aufwand betrieben hat, um die Athleten noch in dieser Woche nach New York zu holen. Flüge mussten umgebucht werden, Athleten mussten überredet werden überhaupt anzutreten.

Also kam die Absage nicht vom Veranstalter?

Mockenhaupt: Nein, das war eine politische Entscheidung der Stadt New York. Ich denke, sie wurde aufgrund des hohen Drucks der Medien getroffen.

Werden Sie an Stelle des New York Marathons nun einen anderen ­Marathon laufen?

Mockenhaupt: Ich werde in diesem Jahr keinen Marathon mehr laufen. Wir werden in den nächsten Tagen in Ruhe überlegen, wie wir die weitere Planung ausrichten. Dazu werde ich mich mit meinem Trainer beraten.