Veröffentlicht inVermischtes

ARD findet beim „Sportschau-Club“ guten Mittelweg zwischen steif und stumpf

ARD findet beim „Sportschau-Club“ guten Mittelweg

Die beste Nachricht zuerst: Fußballabende in der ARD kommen auch in Zukunft ohne Matze Knop aus. Aber nicht nur deshalb feierte der neue „Sportschau-Club“ im Anschluss an den Länderspiel-Klassiker der deutschen Elf gegen Frankreich eine gelungene Premiere.

Herten. 

Das neue Konzept der ARD mit Moderator Alexander Bommes scheint ein guter Mittelweg zu sein. Ein Mittelweg zwischen der steifen Analyse der Analyse der Analyse, die beim Start des Format geboten, und dem stumpfen Altherrenwitz, den Waldemar Hartmann an der Bierbank servierte.

Mit BVB-Kapitän Sebastian Kehl und dem Schalker Christoph Metzelder hatte Bommes nicht nur eloquente, sondern vor allem auch wohltuend lockere Gesprächspartner. Es durfte gelacht werden. Anders als beim „alten“ Sportschau-Club, der so anders sein wollte als sein Vorgänger-Format und mit seiner übertriebenen Nüchternheit weit über das Ziel hinaus schoss. Das Vokabular von Bommes hatte sogar ein „Bullshit“ parat.

Aber es war (zum Glück) auch anders als bei Waldis Weißbier-Talk. Denn da wurde gelacht, obwohl es eigentlich nichts zu lachen gab. Es kam schlichtweg ungezwungen rüber, was Waldis Erben zu bequasseln hatten.

Hans Sarpei schickte Grüße via Facebook

Die „Untertagebar“ im Revuepalast Ruhr in Herten lieferte dafür die passende Location. Schick und modern zwar, aber nicht so nüchtern wie die weiße Design-Ledercouch, auf der Matthias Opdenhövel seine Gäste beim „alten“ Sportschau-Club begrüßte. Zudem gemütlich, ohne aber an den brachialen Wirtshaus-Look aus „Waldis Club“ zu erinnern. Statt Weißbier gab’s Kamillentee für Christoph Metzelder.

Freilich wurde über Fußball geredet. Aber eben nicht ausschließlich und schon gar nicht analytisch. Nur einmal noch wurde das voran gegangene Länderspiel thematisiert. Julia Scharf, die Frau für den Sport bei den Tagesthemen und im Sportschau-Club die Social-TV-Beauftragte, rezitierte ein paar Tweets, die Zuschauer während des Spiels gesendet hatten. Nicht alle ernteten die dafür vorgesehenen Lacher des Publikums. Mussten sie aber auch nicht. War ja nicht mehr „Waldis Club“.

Wer den Blick in die sozialen Netzwerke schon am EM-Strand des ZDF auf Usedom überflüssig fand, wird sich dadurch auch am Mittwochabend nach dem Sinn des Ganzen gefragt haben. An Julia Scharf lag es jedenfalls nicht. Auch sie, bewaffnet mit nichts als einem iPad, passte sich in die lockere Atmosphäre ein. Das fand wohl auch Internet-Phänomen Hans Sarpei, der kurz Ende der Sendung noch ein paar Grüße via Facebook schickte.

BVB-Coach Jürgen Klopp kam auch zu Wort

Der Fokus fand allerdings immer wieder zurück zu Metzelder und Kehl. Die Themen: Warum Kehls Sohn ein Metzelder-Trikot trägt, was die beiden Routiniers nach ihrer aktiven Karriere machen wollen, wie sich Metzelder für seinen Heimatklub TuS Haltern engagiert. So kam selbst Jürgen Klopp noch via Einspieler zu Wort, obwohl er der ARD als Stammgast für die Sendung abgesagt hatte. Mit breitem Grinsen erinnerte sich der BVB-Trainer an das erste Gespräch zwischen Kehl und ihm.

Auch Aktuelles mit Nachrichtenwert war zu hören: „So wie es im Moment aussieht, wird Robert Lewandowski wohl im Sommer wechseln“, sagte Kehl über seinen polnischen BVB-Kollegen. Garniert wurde die Unterhaltung mit ein paar Anekdoten und Einspielern aus der Feder des wandelnden Fußball-Lexikons Arnd Zeigler – gewohnt pointiert, trocken und lustig.

30 Minuten sind zu wenig für das Sendeformat „Sportschau-Club“

Wenn man was kritisieren will, dann die Tatsache, dass 30 Minuten Sendezeit für ein Format dieser Form sehr wenig sind. Wer in einer halben Stunde Late Night, Social TV, Zeigler und Einspieler unter einen Hut quetscht, wandelt auf einem schmalen Grat zwischen Kurzweil und Hektik.

Den nächsten Sportschau-Club gibt’s nach dem DFB-Pokalspiel zwischen München und Dortmund am 27. Februar. Wahrscheinlich wird auch dabei wieder gelacht. Vielleicht sogar unter den Zuschauern.