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Robert Hartings Rivale Hadadi tritt nach Diskus-Finale nach

Robert Hartings Rivale Hadadi tritt nach Diskus-Finale nach

Iraner Ehsan Hadadi kündigt nach Platz zwei im Diskuswerfen eine Revanche an. Robert Hartings Show hat dem Silbermedaillen-Gewinner so gar nicht gefallen. Olympiasieger Harting hat derweil andere Probleme.

Essen/London. 

Ehsan Hadadi schüttelte den Kopf, die Harting-Show hatte ihm nicht gefallen. „Die Menschen in Deutschland sind so freundlich, das sind so nette Leute. Und dann zerreißt er sein Shirt, auf dem ‚Deutschland‘ draufsteht. Das finde ich nicht gut, das verstehe ich nicht“, sagte der Iraner, nachdem er Gold mit dem Diskus an Harting verloren hatte, im Gespräch mit dem SID.

Mit Harting kann Hadadi nichts anfangen, Deutschland dagegen ist für ihn so etwas wie eine zweite Heimat geworden. Auf die Spiele hat er sich in Niefern-Öschelbronn am nördlichen Rand des Schwarzwaldes vorbereitet. Beim Leichtathletik-Nachwuchs kam der 1,93-Meter-Hüne dort gut an, und „er hat sogar das Schloss am Geräteschuppen repariert“, wie Abteilungsleiterin Johanna Schwarz in der Pforzheimer Zeitung lobte.

Ahmadinedschad sehnt sich nach Olympiasieg

Auch in London zeigte Hadadi sein freundliches Gesicht. Die Fahne des Iran um den Hals geknotet, plauderte er lächelnd drauf los. Nur als die Rede auf Harting kam, verdunkelte sich sein Blick. „Ich bin der Bessere. Nächstes Jahr werde ich’s ihm zeigen“, sagte er. Gleich mit dem ersten Wurf auf 68,18 Meter hatte der 27-Jährige die Konkurrenz geschockt, um neun Zentimeter verpasste er den von Diktator Mahmud Ahmadinedschad herbeigesehnten Olympiasieg.

„Diese Medaille ist ein Souvenir für Harting, weil ich mich in Deutschland so wohlgefühlt habe. In Moskau (bei der WM 2013, d. Red.) hole ich sie mir wieder“, sagte er lachend. Dann machte er eine Bodybuilderpose und brüllte. „Jaa!“ Einige der umstehenden Zuhörer zuckten vor Schreck zusammen.

Nach Hadadis Wurf bricht ein Pfosten

In Iran ist Hadadi ein Nationalheld, seit er bei der WM 2011 mit Bronze die erste Leichtathletik-Medaille für das Land gewann. Mit Ehrfurcht in der Stimme erzählen sich die Menschen dort Geschichten von der übermenschlichen Kraft des 110-kg-Mannes. In der Schule soll er beim Handball mit solcher Wucht aufs Tor geworfen haben, dass der Pfosten brach.

Daran, dass Hadadi in London beinahe Gold gewonnen hätte, hat ein deutscher Arzt großen Anteil. Alexander Jontschew behandelte die lädierte Schulter Hadadis in seinem Zentrum für Sporttraumatologie in Uhingen bei Stuttgart. ‚Ich liebe ihn. Er hat mir so geholfen‘, sagte Hadadi nun. Dr. Jontschew bekam übrigens ein Dankesschreiben von Ahmadinedschad für seine Dienste.


Der Diktator erkundigte sich bei Hadadi gerne mal über den Stand der Vorbereitungen. Mit Politik, wehrte Hadadi in London ab, habe er aber „nichts am Hut“. Er will sich auf seinen Diskus konzentrieren, auf das Duell mit Harting. „Die nächsten Spiele, das werden meine“, sagte er. Dann lachte er laut.

Harting wird nach Erfolg bestohlen 

Für Olympiasieger Robert Harting sind die Attacken seines Rivalen nur nebensächlich. Der 27-Jährige ist kurz nach seinem Sieg im Diskuswerfen für mehrere Stunden obdachlos geworden. Harting wurde kurz nach seinem Erfolg bestohlen und verlor auch seine Akkreditierung, wie der Athlet am Mittwochmorgen auf Twitter berichtete. Deshalb ließen ihn Sicherheitskräfte nach der Gold-Party nicht zurück in das Olympische Dorf.

Dem Nachrichtenportal bild.de sagte Harting, er sei mit einer Ersatz-Akkreditierung erst um 8.10 Uhr in sein Bett gekommen. „Vorher hab ich nur kurz in der S-Bahn, auf einem Stuhl und auf einem Teppich gepennt“, wird Harting zitiert. Dem Bericht zufolge geschah der Diebstahl während einer Feier auf dem Kreuzfahrtschiff MS Deutschland. Neben der Akkreditierung seien auch seine Schuhe und das Trikot, das er vor Freude nach dem Sieg zerriss, gestohlen worden.

Welt- und Europameister Harting hatte sich am Dienstagabend mit einem Wurf über 68,27 Meter den Olympiasieg gesichert, er ist nun seit 29 Wettkämpfen unbesiegt. Die Goldmedaille bekommt er am Mittwoch im Olympia-Stadion umgehängt. (dapd/sid)