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Rod Stewart zu Gast bei Carmen Nebel – Die wilden Jahre vorbei

Rod Stewart bei Carmen Nebel – Die wilden Jahre vorbei

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Foto: ddp images/AP
„Fußball, Alkohol und Weiber – und zwar genau in dieser Reihenfolge.“ Das war einmal. Der einst wilde Musiker Rod Stewart ist häuslich geworden und macht statt Rock ‘n’ Roll jetzt Swing und bringt eine Platte mit Weihnachtsliedern raus. Seine Biografie „Rod“ ist nun erschienen.

London. 

Man darf ja vieles machen mit ihm. Kann ihn einen Blödmann nennen oder über seine Frisur lästern. Nur über seine Modelleisenbahnanlage darf man sich nicht lustig machen. Die ist seine Leidenschaft, schon seit er ein Kind war. Also bloß keine Zuggeräusche nachmachen in seiner Gegenwart. Kein „Tuuuut“, kein „Pfffft“. Sonst schmeißt Rod Stewart einen raus, wie er in seiner jetzt erschienenen Biografie „Rod“ (Heyne-Verlag, 22,99 €) versichert.

Der wilde Sänger als Modellbauer ist nicht die einzige Überraschung auf den 480 Seiten. Oft freimütig, selten freizügig, plaudert der 67-Jährige und erzählt – manchmal etwas prahlerisch, meist aber mit herrlicher Selbstironie – aus seiner fast fünf Jahrzehnte währenden Karriere. Dabei erfährt man tatsächlich noch etwas Neues aus dem Leben dieses ewigen Stenz’, für den lange Zeit nur drei Dinge wichtig waren: „Fußball, Alkohol und Weiber – und zwar genau in dieser Reihenfolge.“

Und das, was man zu wissen glaubte, war in Wahrheit viel schlimmer. Oder ganz anders. Totengräber etwa war der Vater von acht Kindern nie. Und einen Vertrag als Profi-Fußballer hat er auch nie abgelehnt. Schon weil ihm nie einer angeboten wurde. Tapetendesigner sollte er mal werden. Leider ist er farbenblind. „Das schränkte meine Aufstiegsmöglichkeiten stark ein.“

Schließlich wird er Popstar. Entdeckt an einem Bahnhof von Long John Baldry, bekannt geworden mit den Faces, dieser stets betrunkenen Version der Rolling Stones. Mit ihnen erlebt er nicht die wilden, sondern die ganz wilden Jahre. „Wir dekorierten nach jedem Konzert unser Hotelzimmer zum OP, trugen Arztkittel und Stethoskop. Dann boten wir den Mädels an, sie zu untersuchen.“

100 Millionen Platten verkauft

Mitte der 70er-Jahre wird er zum Steuerflüchtling, geht nach Amerika. In einem Studio in Alabama nimmt er seine nächsten Lieder auf. Ausnahmsweise nüchtern, denn: „Da herrschte Prohibition.“

Heraus kommt „Sailing“. Die Fans sind begeistert, Kritiker nicht. Sie sind es seitdem nur selten. Von all den Hoffnungen des Rock ‘n’ Roll ist er derjenige, „der aus seinem riesigen Talent am wenigsten gemacht hat“, schreibt der amerikanische Musikkritiker Greil Marcus. Den Frauen ist das egal. Stewart hat unzählige Affären und ist mehrfach verheiratet. Meist sind es Blondinen, die Art Frauen, die angeblich mehr Spaß haben. Die bekannteste ist Britt Ekland. Sie macht ihn zum Kunstsammler und nach Ende der Beziehung um viele Millionen Dollar ärmer.

All das hat Stewart ebenso wenig geschadet wie seine VoKuHiLa-Frisur (vorn-kurz-hinten-lang). Im Gegenteil. Weit über 100 Millionen Platten hat er verkauft, Grammys bekommen und einen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Und tief im Inneren ist er der große Junge geblieben, der nicht erwachsen werden will. Bis im Mai 2000 der Krebs kommt, eine bösartige Geschwulst an der Schilddrüse. Stewart überwindet die Krankheit, aber sie verändert ihn.

Weihnachten mit der Familie

Stewart wird ruhiger, beinahe häuslich. Und statt Rock ‘n’ Roll macht er Swing. Oder spielt eine Platte mit Weihnachtsklassikern ein. Mit denen, man traut es sich kaum zu sagen, ist er sogar zu Gast bei Carmen Nebel. Immerhin: 2013 soll eine CD mit ganz neuen Songs erscheinen und nach Deutschland kommt der Mann mit der Reibeisenstimme bald auch. Am 3. Juli gastiert er in Dortmund.

Weihnachten aber gehört er der Familie. Mit Ehefrau Penny, natürlich blond und wesentlich jünger als er, und den zwei kleinen Kindern feiert er in London. „Ich habe festgestellt, dass ich es in letzter Zeit ziemlich toll finde, mich für meine Kinder als Weihnachtsmann zu verkleiden und durch den Garten zu laufen.“ Alles ganz harmonisch also. Es sei denn, die Kleinen machen „tuuuut“.