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In Berlin begann 2008 die BVB-Erfolgsgeschichte

In Berlin begann 2008 die BVB-Erfolgsgeschichte

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Luca Toni trifft 2008 für den FC Bayern gegen Borussia Dortmund. Foto: Reuters
Das DFB-Pokalfinale 2008 gegen den FC Bayern bezeichnet BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke „das erste Lebenszeichen von Borussia Dortmund nach der Fast-Pleite.“ Nach der 1:2-Niederlage trennte sich der BVB von Trainer Thomas Doll und holte Jürgen Klopp.

Dortmund. 

Alles wird heute Abend wie damals sein. Stoffservietten werden kunstvoll zurechtliegen, die Räumlichkeiten im Hotel Intercontinental werden stimmungsvoll erleuchtet sein und die hohen Herrschaften von Borussia Dortmund und Bayern München werden am Abend vor dem Finale (Samstag, 20 Uhr, live im DerWesten-Ticker) um den DFB-Pokal auf Einladung des Deutschen Fußball-Bundes zum Bankett zusammenkommen.

Das war schon einmal so. Und doch so sehr anders, so unglaublich anders, dass vier Jahrzehnte zwischen beiden Abenden liegen könnten – und nicht vier Jahre.

Damals kamen die Vertreter von Borussia Dortmund als Nervenbündel nach Berlin. 2005 war der Verein dem finanziellen Ruin um ein paar Millimeter entgangen, noch immer waren sie damit beschäftigt, diese Trümmer einzusammeln. „Viel Kraft“, hätten diese Jahre bis 2008 damals gekostet, sagt Sportdirektor Michael Zorc heute. In der Liga dümpelte der Klub in latenter Abstiegsgefahr auf Position 13 daher. Viel zu grau für die schwarz-gelben Ansprüche. „Das Finale 2008“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, „war sozusagen das erste Lebenszeichen von Borussia Dortmund nach der Fast-Pleite.“ Allerdings ein Lebenszeichen, in dessen Vorfeld die BVB-Verantwortlichen eher in Beerdigungsstimmung waren. Denn sechs Tage vorher war die Borussia beim Ligaspiel in München mit 0:5 untergegangen. 0:4 stand’s schon zur Halbzeit. Klimowicz, Kovac, Wörns und die anderen durften am Ende noch sehr zufrieden sein.

BVB-Geschäftsführer Watzke befürchtete 2008 ein Debakel

Die gleiche Abreibung noch einmal erleben zu müssen, wenn die hell ausgeleuchtete Bühne in Berlin etwa zehn Millionen Menschen an die Fernseher lockt, wenn fast 80 000 Menschen im Stadion zuschauen und es um die begehrte Trophäe geht. Watzke und Zorc graute es vor diesem Gedanken.

Sie fürchteten das Debakel. Gleichzeitig hofften sie auf die Sensation. Beides wurde nicht Realität, weshalb die 1:2-Niederlage nach Verlängerung als die wohl beste Niederlage aller Zeiten in die Vereinshistorie des BVB eingeht. Der damals schon in der Kritik stehende Trainer Thomas Doll musste weder sofort entlassen, noch am Ende der Saison weiterbeschäftigt werden. Er ging. Jürgen Klopp kam. Und mit ihm das bunte, schöne, wirklich wahre Fußball-Leben.

„Diese Niederlage war im Rahmen der strategischen Planungen einkalkuliert, damit der Weg für Jürgen Klopp frei wurde“, sagt Watzke heute. Er meint das augenzwinkernd. Aber er weiß, dass etwas besseres als Klopp nie hätte passieren können. Mit ihm war Dortmund plötzlich wieder sexy. Klopp lächelte den Menschen von unzähligen Plakatwänden entgegen und warb für Dauerkarten, Klopp bezierzte die unentschlossenen VIP-Karten-Inhaber am Telefon, noch ein Jahr dranzuhängen. „Er hat uns Mut und Optimismus eingehaucht“, sagt Michael Zorc.

Nur in seinem ersten Jahr verpasste der erneuerte, verjüngte BVB das internationale Geschäft – und das auch nur hauchdünn. Nun hat der Klub seinen Meistertitel verteidigt und würde mit einem Sieg im Pokal das erste Double der Vereinsgeschichte gewinnen. Eine Gewissheit, mit dem es sich ungleich entspannter am Bankett mit den Bayern teilnehmen lässt.