Veröffentlicht inReise

Das südtirolische Glurns ist die kleinste Stadt Italiens

Das südtirolische Glurns ist die kleinste Stadt Italiens

Glurns Stadtansicht.jpg
Glurns ist die kleinste Stadt Italiens, sie verfügte früh im Mittelalter über das Marktrecht - doch dann kam bald der Niedergang. Foto: Glurns Marketing/Philipp Niederholzer
Schmucke Gassen, herrliche Bürgerhäuser: Der Vinschgauer Ort hat seinen Charme aus der Zeit behalten, als er von wohlhabenden Händlern bewohnt war.

Glurns. 

Der Ort bestand zwar nur aus 30 Häusern, die sich an einer einzigen Gasse aufreihten, der Laubengasse. Er verfügte aber über das Marktrecht und hatte viele Privilegien. Vor allem der Handel mit Salz aus dem Inntal, Wein aus dem Veltlin und Metallen aus der Lombardei machte Glurns rasch zu einer blühenden Stadt.

Christine Wallnöfer kennt Glurns bestens. Im Rathaus erläutert die Fremdenführerin die große Geschichte des kleinen Städtchens. Dann begleitet sie die Besuchergruppe erst durch die Laubengasse, vorbei an Bürgerhäusern zum Stadtplatz, und dann zur Pfarrkirche St. Pankratius, die erhöht außerhalb der alten Mauern steht. „Die heutigen Stadtmauern stammen nicht aus der Zeit der Stadtgründung. Sie wurden um 1500 erbaut – bis zu zehn Meter hoch und mit Wehr- und Tortürmen verstärkt“, erzählt Wallnöfer.

Erbauen ließ die Mauern Kaiser Maximilian von Österreich, der auch Herr in Tirol war. Er hatte 1499 nahe Glurns in der Calvenschlacht eine verheerende Niederlage gegen die Schweizer einstecken müssen und wollte Glurns nun zur Grenzfeste machen. Dass die Stadtmauern, die heute noch begehbar sind, bereits bei ihrer Fertigstellung wertlos waren, weil sie den neuen Waffen nicht mehr standhielten, erlebte der Kaiser ebenso wenig wie den Niedergang der Stadt.

Sitz der einzigen Whisy-Destillerie des Landes

„Glurns wurde bald zu einem unbedeutenden Flecken am Rande Österreichs – heimgesucht von Überschwemmungen durch die Etsch, verheerenden Stadtbränden und der Pest“, erklärt Wallnöfer. Die ehemals wohlhabenden Händler verarmten zu einfachen Bauern, die sogar ihre Kinder als „Schwabenkinder“ in die Fremde schicken mussten, weil sie diese nicht mehr ernähren konnten.

So sehr die Menschen litten, für die Stadt als Ensemble war die Armut ein Segen. Denn so blieb das mittelalterliche Juwel erhalten – mit schmucken Gassen und herrlichen Bürgerhäusern. Und es gibt noch eine besondere Spezialität: Vor den Stadttoren hat seit 2010 das Unternehmen Puni seinen Sitz, die erste und einzige Whisky-Destillerie Italiens. (dpa)