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Kringe kann es nicht lassen

Kringe kann es nicht lassen

Hamburg/Köln. 

20 Jahre sind vergangen, seit Florian Kringe aus dem Siegerländer Örtchen Rudersdorf auszog, um die große Fußball-Welt zu erobern. Jetzt, mit 33 Lenzen, nach zwei Mittelfußbrüchen und mit latenter Hüft-Arthrose hat „der Dicke mit die 6“, wie er von den Fans des BVB liebevoll genannt wurde, die Fußball-Schuhe an den Nagel gehängt.

„Ich hätte gern noch zwei Jährchen dran gehängt“, so der gebürtige Siegerländer, „doch es hat keinen Sinn mehr.“ Nach seiner letzten Station beim FC St. Pauli läutete Florian Kringe das Ende seiner Karriere ein. Kringe: „Ich bin froh, dass wir jetzt sesshaft werden.“

Mit seiner Lebensgefährtin Verena Mundhenke steckt Florian Kringe inzwischen voll in den Umzugs-Vorbereitungen. Köln ist künftiger Lebens-Mittelpunkt des Ex-Profis. „Ich hoffe, dass wir das bis Weihnachten über die Bühne kriegen.“

192 Erstliga- und 89 Zweitliga-Einsätze für Borussia Dortmund, den 1. FC Köln, Hertha BSC Berlin und den FC St.Pauli hat er hinter sich. „Und immer hatte ich das Glück, tolle Stationen durchlaufen zu können, mit richtigen Fans“, blickt Kringe zurück auf 14 bewegte Profi-Jahre, die viele fußballerische Höhepunkte bereit hielten.

Das Pokalfinale gegen die Bayern, das am 19. April 2008 mit 1:2 nach Verlängerung verloren ging, Ruhrpott-Derbys gegen die ungeliebten Schalker, dann mit dem 1. FC Köln der Erstliga-Aufstieg nach nur 30 Spielen im Unterhaus.

Und dann die Leidenszeit bei der Hertha, wo in seinem ersten Bundesliga-Spiel für die Hauptstädter der Mittelfuß brach. Insgesamt nur zwölf Mal stand er für die Berliner auf dem Platz. Die Rückkehr nach Dortmund, wo Jürgen Klopp jetzt das Zepter schwang und Kringe keinen Stammplatz mehr bekam, nur noch zwei Einsätze hatte.

Und schließlich noch St.Pauli, der Kultclub am Millerntor. „Ein einzigartiger Club“, schwärmt Florian Kringe.

Profi-Jahre, die für den Siegerländer eng mit dem Namen Thomas Kroth verbunden sind, mit dem Florian Kringe schon seit Jugendjahren zusammenarbeitet. „Er hat nie versucht, mich so teuer wie möglich zu verhökern. Er hat mir damals zum Wechsel nach Köln geraten und von einer Chance gesprochen.“

Eine Chance, die der defensive Mittelfeldspieler nach seiner Rückkehr zum BVB nutzte.

Die Verbindung zu Berater Thomas Kroth geht so weit, dass der ihm eine Zusammenarbeit in seiner Dortmunder Agentur anbot.

Vom Fußball lassen will und kann Florian Kringe nämlich nicht. „Er bleibt mein Mittelpunkt.“ Und der liegt nun auch wieder näher an der alten Heimat. „Klar“, so Kringe, „meine Leute zu Hause sind mir wichtig. Mal eben rüber zu fahren, ist dann bald kein Problem mehr.“

Mit zarten 13 zog es ihn nach Anfangsjahren beim TSV Weißtal und den Sportfreunden Siegen nach Dortmund. Seit der C-Jugend war der BVB die fußballerische Heimat. „Ich habe diesen Verein stets als meinen Verein betrachtet. Und ich glaube, die Fans haben das auch so wahrgenommen.“

Dass er einer derjenigen war, die auch nach Niederlagen vor der Südtribüne standen, wurde ihm von den Anhängern stets hoch angerechnet. Dass er in der schwersten Krise des Clubs geblieben ist, als niemand wusste, ob es überhaupt noch mit der hoch verschuldeten Borussia weitergeht.

Am 5. September erlebte Florian Kringe noch einmal die Faszination BVB. Beim Abschiedsspiel des Brasilianers Dede vor mehr als 80 000 Fans: „Auch wenn ich nicht mehr richtig laufen und schießen konnte, aber hier noch mal vor einer solchen Kulisse auf dem Rasen zu stehen, das war phänomenal.“ 20 Jahre nach dem Auszug aus Rudersdorf also noch mal auf der großen Bühne.