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Kevin Kampl: „Absolut richtige Entscheidung, zum BVB zu gehen“

Kampl: „Absolut richtige Entscheidung, zum BVB zu gehen“

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Foto: firo
Kevin Kampl spielt seit dem Sommer 2015 bei Bayer Leverkusen. Im Interview spricht er über seine BVB-Zeit – und die aktuelle sportliche Situation.

Leverkusen. 

Fußball-Romantiker können diesem Duell wohl nur wenig abgewinnen. Bayer Leverkusen empfängt RB Leipzig (Freitag, 18. November, 20.30 Uhr) in der BayArena. Idealisten sprechen vom „Kampf der Konzerne“, von „Pillen gegen Brause“ – Bayer gegen Red Bull eben. Wenngleich der deutsche Brause-Klub die Marke des österreichischen Getränkeherstellers nicht im Vereinsnamen tragen darf.

Für Kevin Kampl jedoch ist es ein besonderes Spiel. Der slowenische Nationalspieler stand von 2012 bis 2014 bei Leipzigs Partnerklub Red Bull Salzburg unter Vertrag, spielte dann ein halbes Jahr für Borussia Dortmund. Im Sommer 2015 kehrte er zu seinem Jugendverein Bayer 04 Leverkusen zurück.

Im Interview spricht der gebürtige Solinger über seine Vorliebe für extravagante Frisuren, seine Probleme in der slowenischen Nationalmannschaft, die Beziehung zu Ralf Rangnick und Roger Schmidt sowie über seine äußerst schwierige Zeit beim BVB.

Kevin Kampl, ähnlich wie Ihr alter Teamkollege Pierre-Emerick Aubameyang sind Sie für extravagante Frisuren bekannt. Lassen Sie auch einen eigenen Friseur einfliegen?

Kevin Kampl: (lacht) Ich hatte meinen Stamm-Friseur in Salzburg. Bevor ich dort war, hatte ich ihn in Leichlingen, also gleich hier um die Ecke, und den habe ich jetzt sozusagen wieder einberufen. Ich habe es also nicht so weit. Generell, finde ich, dass es im Vergleich zu meiner Zeit in Salzburg um meine Haarpracht schon ruhig geworden ist.

Da gab es doch mal ein besonderes Highlight…

Kevin Kampl: Ja, das war damals, als wir gegen Fenerbahce Istanbul gespielt haben (Qualifikation zur Champions League 2013, Anm. d. Red.). Im Stadion fand eine Weiß-Rot-Aktion statt in den Farben von RB Salzburg, und ich hatte sowieso schon weiße Haare. Ich wurde also gefragt, ob ich nicht Lust hätte, noch ein bisschen Rot einzufärben. Ich dachte mir ‚warum nicht‘? Es ging ja auch relativ schnell wieder raus.

Haben Sie generell einen Hang zur Extravaganz oder gilt das nur für Ihre Frisur?

Kevin Kampl: Ich denke, ich bin eigentlich ganz normal. Die Haare habe ich mir gefärbt, als ich damals nach Osnabrück gewechselt bin. Das war die Frisur, die mir am meisten Glück gebracht hat (lächelt). Es ging danach stetig aufwärts. Deshalb werde ich es zunächst auch mal beibehalten, meine Haare weiß oder blond zu färben.

Wichtiger als die Frisur ist das natürlich Sportliche. Im Oktober haben Sie der Nationalmannschaft wegen zu hoher Belastung abgesagt. Es gab daraufhin einen offenen Brief der Kollegen, in dem Kritik an Ihnen geübt wurde. Ist das inzwischen ausgeräumt?

Kevin Kampl: Das war alles ein wenig zu hochgespielt von den Medien und von Leuten, die eigentlich nichts mit der Sache zu tun hatten. Deshalb bin ich in der Angelegenheit auch relativ entspannt und locker gewesen. Der Nationaltrainer und ich haben das Thema ausgeräumt. Ich freue mich, im neuen Jahr dann wieder für Slowenien spielen zu dürfen.

Als Sie zum BVB kamen, sagten Sie, dass es Ihr Kindheitstraum gewesen sei, einmal für Borussia Dortmund zu spielen. Wenn Sie darauf zurückblicken: Was ist damals schief gelaufen?

Kevin Kampl: Ich würde nicht sagen, dass alles schief gelaufen ist. Aber vielleicht habe ich mir damals einfach zu viel zugetraut. Es war eine sehr hitzige Situation, als ich nach Dortmund kam. Wir waren Vorletzter. Und dann zu so einem riesigen Verein zu kommen, wo die Stimmung fast am Nullpunkt war, das ist schon nicht so einfach. Ich war der einzige Wintertransfer. Es gab extrem hohe Erwartungen an mich, natürlich auch von mir selbst. In dieser Zeit konnte ich extrem wichtige Erfahrungen sammeln, da konnte ich sehen, wie es ist, wenn es mal nicht so gut läuft. Auch deshalb war es rückblickend die absolut richtige Entscheidung, zum BVB zu gehen. In jedem Fall habe ich mich in Dortmund persönlich weiterentwickelt, auch wenn ich natürlich nicht so glücklich mit meiner damaligen Situation war. Letztlich bin ich froh, dass Bayer 04 und mein jetziger Trainer Roger Schmidt wussten, was in mir steckt. Sie haben mir Vertrauen geschenkt und ich war extrem glücklich, als der Wechsel nach Leverkusen zustande kam.

Die letzten beiden Länderspiele haben Sie wegen einer Fußprellung verpasst. Wie fit sind Sie nach der Verletzung?

Kevin Kampl: Ich bin froh, dass es nur eine starke Prellung und kein Bruch war. Es tat sehr weh, zunächst hatte ich Angst, dass ich bis zum Winter ausfallen könnte. Der Fuß wurde ruhiggestellt, mittlerweile ist es viel besser. Ich habe noch leichte Schmerzen, aber die sind auszuhalten. Meine ersten individuellen Einheiten auf dem Platz verliefen recht gut. Ich denke, ich kann gegen Leipzig spielen.

Sie haben für RB Salzburg gespielt. Am kommenden Freitag geht es gegen RB Leipzig, also den Partnerklub Ihres alten Vereins. Ist es ein besonderes Spiel für Sie?

Kevin Kampl: Ja schon, weil ich viele bekannte Gesichter wiedersehe, viele Spieler, mit denen ich zwei wirklich tolle und erfolgreiche Jahre in Salzburg hatte. Das hat uns da schon ein bisschen zusammengeschweißt. Natürlich aber auch wegen Ralf Rangnick, dem ich sehr viel zu verdanken habe, der mich mit Unterstützung von Roger Schmidt aus der zweiten Bundesliga für verhältnismäßig viel Geld nach Salzburg geholt hat – was auch nicht selbstverständlich ist für jemanden, der wie ich gerade erst in die zweite Liga gekommen ist. Damals war mein Trainer in Aalen Ralph Hasenhüttl. Das ist auch irgendwo ein bisschen witzig, dass er jetzt in Leipzig arbeitet. Es wird für mich also aus vielerlei Gründen ein sehr interessantes Spiel werden.

Haben Sie zu Ralph Hasenhüttl noch Kontakt?

Kevin Kampl: Nein, heute nicht mehr. Zu Ralf Rangnick allerdings schon. Da fragt man sich mal, wie es dem anderen geht oder gratuliert sich mal, wenn etwas Gutes passiert.

Jetzt ist Rangnick in Leipzig. War ein Wechsel dorthin für Sie jemals ein Thema?

Kevin Kampl: Damals war mal die Rede davon, bevor ich nach Dortmund gewechselt bin, aber es war für mich kein Thema. Ich wollte nicht von Salzburg, wo wir international gespielt haben, wieder in die zweite Liga gehen. Dann kam die Sache mit Dortmund, wo es für mich nicht so gut lief. In der Zeit hatte ich auch Kontakt zu Ralf Rangnick. Er hat natürlich auch gesehen, dass es eine schwierige Zeit für mich und ich nicht so glücklich mit der Situation war. Dafür bin ich jetzt in Leverkusen umso glücklicher.

Kevin Kampl über die Champions League 

In dieser Saison läuft es für Sie und Ihre Mannschaft vor allem in der Champions League gut. Was ist in diesem Wettbewerb drin?

Kevin Kampl: Es war von Anfang an klar, dass wir in einer sehr ausgeglichenen Gruppe sind. Es ist aktuell immer noch möglich, dass jede der vier Mannschaften weiterkommt. Wir haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen und können nach dem Sieg in Wembley gegen Tottenham mit großem Selbstbewusstsein nach Moskau fliegen.

An dieser Stelle müssen wir aber doch noch einmal über die Frisur sprechen. Sie haben schließlich eine neue versprochen, wenn Leverkusen ins Achtelfinale kommt.

Kevin Kampl: (lacht) Mal sehen Vielleicht einen Mix aus allen bisherigen Frisuren? Wenn wir ins Achtelfinale kommen sollten, müsste ich mich mal mit meinem Friseur zusammensetzen…

Sie haben bis 2020 bei Bayer unterschrieben. Können Sie sich vorstellen, bei Ihrem aktuellen Verein in Rente zu gehen?

Kevin Kampl: So etwas kann man nie sagen. Man weiß ja nicht, was noch passiert. Ich bin 26 Jahre alt und hoffe, dass ich noch lange spielen kann. Und ich glaube schon, dass jeder bei Bayer 04 und im Umfeld weiß, wie gerne ich hier spiele, dass es für mich etwas Besonderes ist. Ich habe meine Familie in der Nähe, meine Freunde, mein Umfeld in Solingen, wo ich aufgewachsen bin. Ich habe 13 Jahre bei Bayer 04 in der Jugend gespielt und es dann über Umwege wieder hierher geschafft. Das ist etwas Außergewöhnliches, das gibt es im Fußball auch nicht so oft. Und deswegen bin ich dem Verein dankbar dafür, dass er noch einmal so viel Geld in die Hand genommen hat und ich wieder in dem Verein spielen kann, bei dem ich groß geworden bin.

Welche Ziele und Wünsche haben Sie noch mit Ihrem Verein?

Kevin Kampl: Wenn Leverkusen einen Titel holt, dann möchte ich Teil davon sein. Damit hier endlich mal wieder eine Trophäe in der Ausstellung steht. Es ist an der Zeit…

Gemeinsam mit Roger Schmidt haben Sie in Österreich zwei Titel geholt. Es ist außerdem auffällig, dass Sie sich gegenseitig in der Öffentlichkeit immer wieder Rückendeckung geben. Wie würden Sie Ihr Verhältnis beschreiben?

Kevin Kampl: Wir können uns aufeinander verlassen. Es ist ein Geben und Nehmen. Durch die Jahre, in denen wir zusammen gearbeitet haben, ist es ein besonderes Verhältnis geworden. Ich habe ihm extrem viel zu verdanken. Letztlich hat er mich nach Salzburg geholt, er wollte mich unbedingt. Für die drei Millionen Euro hätte er damals auch andere Spieler haben können, doch er hat sich für mich entschieden. So war es auch, als ich in Dortmund war. Das zeigt, wie sehr ich mich auf ihn verlassen kann und wie er über mich denkt. Ich kann mit ihm über alles sprechen, auch wenn mich etwas bedrückt. Fachlich ist er sowieso top. Die Art, wie er Fußball spielen lässt, wie er über Fußball denkt, ist genau die Art, wie ich darüber denke und die am besten zu mir passt. Ich hoffe, dass wir noch lange zusammen arbeiten und vielleicht auch den einen oder anderen Titel zusammen gewinnen werden.