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Thor Steinar provoziert mit „Brevik“-Laden in Chemnitz

Thor Steinar provoziert mit „Brevik“-Laden

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Foto: ddp
Die in der rechten Szene beliebte Kleidermarke Thor Steinar hat in der sächsischen Stadt Chemnitz eine Filiale mit dem Namen „Brevik“ eröffnet. Der Name ähnelt dem des norwegischen Massenmörders Anders Behring Breivik. Bürger und Stadt protestieren.

Chemnitz. 

Die bei Rechtsextremen angesagte Kleidermarke „Thor Steinar“ sorgt erneut für Proteste. Im Zentrum der Kritik steht diesmal ein vergangene Woche eröffnetes Geschäft im sächsischen Chemnitz. Nicht nur, dass der Laden kurz vor dem 67. Jahrestag der Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg eröffnete, an dem am Montag zugleich tausende Bürger gegen Rechts demonstrierten. Provozierend ist auch sein Name – „Brevik“ – der unweigerlich Erinnerungen an den norwegischen Attentäter Anders Behring Breivik weckt, der im vergangenen Sommer insgesamt 77 Menschen getötet hatte.

Die meisten „Thor Steinar“-Läden sind nach Ortschaften in Norwegen benannt. Es gibt auch eine Kleinstadt an der Südküste namens Brevik. Doch die Namensähnlichkeit mit dem rechtsextremen Oslo-Attentäter empfinden Politiker, Gewerbetreibende und Bürger in Chemnitz zunehmend als Provokation, weshalb sich nun Widerstand formiert.

„Wir wollen so einen Laden nicht haben“

„So etwas ist schockierend und völlig inakzeptabel“, sagt die Sprecherin der Stadt Chemnitz, Katja Uhlemann. Die Stadtverwaltung habe mit dem Vermieter Kontakt aufgenommen, um die weiteren Schritte zu beraten. „Wir prüfen alle rechtlichen Möglichkeiten, um gegen den Laden vorzugehen“, sagt Uhlemann und fügt hinzu: „Für uns als Stadt ist klar: Wir wollen so einen Laden nicht haben.“

Auch die SPD-Landtagsabgeordnete Hanka Kliese, die ganz in der Nähe ihr Wahlkreisbüro hat, ist entsetzt und sorgt sich um das Image von Chemnitz. Die Eröffnung des Geschäfts werfe „ein schlechtes Licht auf die Stadt“. Der Name sei „eine Kampfansage“ und zeige auch, dass die bei Rechtsextremen beliebte Modemarke nicht verharmlost werden dürfe. Bei einem Treffen am Mittwoch will Kliese gemeinsam mit Anrainern, Vereinen und Vertretern der Stadt beraten, wie möglichst schnell ein „zivilgesellschaftlicher Protest“ gegen den rechten Szeneladen organisiert werden kann.

Vermieter des Thor-Steinar-Ladens sieht sich getäuscht 

Der Vermieter des Ladens indes sieht sich nach eigener Aussage getäuscht. Ihm sei bei Abschluss des Mietvertrages nicht bewusst gewesen, wer dahinter steckte, sagte der in Niederbayern lebende Mann der Chemnitzer „Freien Presse“. Als er das Ladenschild zum ersten Mal gesehen habe, „lief es mir kalt den Rücken runter“, betont er. Die in Brandenburg ansässige Firma MediaTex, die hinter den „Thor Steinar“-Läden steht, wollte sich zu der Namensgebung nicht äußern.

Die Chancen, dass das Geschäft in Chemnitz wieder geräumt werden muss, sind freilich nicht ganz aussichtslos. Bereits mehrfach haben Gerichte in der Vergangenheit die Schließung ähnlicher Läden verfügt, weil sich die Vermieter arglistig getäuscht sahen und auf Räumung klagten. So musste ein „Thor Steinar“-Laden in einem vom österreichischen Architekten Friedensreich Hundertwasser konzipierten Haus mitten in Magdeburg wieder schließen. Ähnlich erging es einem Laden in der Leipziger Innenstadt.

Chemnitz beschert der Wirbel um den Szeneladen indes nicht nur ungewollt öffentliche Schlagzeilen. Der Fall konterkariert auch das Bemühen der Stadt, das betroffene Viertel am Brühl für Gewerbetreibende und vor allem für Studenten attraktiver zu machen. So ein Laden aber wirke „auf die angepeilte studentische Zielgruppe abschreckend“, gibt die Chefin der Chemnitzer Grünen, Katharina Weyandt, zu Bedenken. (afp)