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Der VfL Bochum spielte gegen Aue „wie ein Absteiger“

Der VfL Bochum spielte gegen Aue „wie ein Absteiger“

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VFL Bochum Foto: Udo Kreikenbohm / WAZ FotoPool
Es läuft die fünfte Minute der Nachspielzeit. Zum zweiten Mal versucht die Ostkurve, eine Welle zu starten, es ist eine Welle des Galgenhumors. Sie versandet, irgendwo im Niemandsland. So, wie der VfL Bochum im Nichts des Profifußballs zu verschwinden scheint.

Bochum. 

Schlusspfiff. Als die Mannschaft des VfL Bochum an diesem sehr, sehr kalten Abend sich den Fans nähert, einigermaßen geschlossen dann vorsichtshalber auf Höhe des Sechzehners stehen bleibt, da blasen die Anhänger den Verlierern doch einmal laut und deutlich die Wahrheit ins Gesicht: „Und so“, singen sie schräg, „spielt ein Absteiger.“ Damit ist alles gesagt.

Vom tiefsten Frust, der zerstörerischen, wilden Wut, wie sie es noch nach dem Abstieg aus der 1. Liga gab, ist – zum Glück – nichts zu sehen; diese Wut ist überwiegend blankem Hohn gewichen.

Der Abstieg ist greifbar

Der Abstieg ist greifbar. Dynamo Dresden kann heute mit einem Heimsieg gegen St. Pauli am VfL vorbeiziehen, der SV Sandhausen am Sonntag mit einem Sieg in Duisburg gleichziehen. Dann wäre Bochum Sechzehnter oder gar Siebzehnter. Aue jedenfalls ist nun davongezogen, zu Recht: 6:1 im Oktober, 3:0 im April. Neun seiner nur 34 Tore hat der kleine, stolze FC Erzgebirge gegen Bochum erzielt – so steigt man nicht ab.

Denn für den VfL ist ja der Eindruck, den die Mannschaft macht in diesen Schicksalsswochen für den Verein, seine Mitarbeiter, seine Fans, schlimmer als die nackten Zahlen. Chancenlos, mutlos spielte sie in Berlin, und man hörte hinterher: War ja auch die Hertha. Andere Kragenweite. Angst vor Aue? Haben wir nicht. Wir sind stark Dann kam Aue wirklich und leibhaftig, mit elf in normaler Abstiegsmanier kämpfenden Profis. Und vom VfL kam: nichts.

Aue reichen ein paar schlagkräftige Szenen, um Bochum zu demütigen

Den Handwerkern aus Aue, die nichts außer taktischer Disziplin, gesunder Robustheit und einen Tick Entschlossenheit zeigen mussten, reichten ein paar schlagkräftige Szenen, um Bochum zu demütigen. Dem 0:1 ging ein überflüssiges Foul von Slawo Freier an Oliver Schröder voraus. Freistoßflanke Jan Hochscheidt, Kopfball Rene Klingbeil (vor dem indiskutablen Mounir Chaftar und dem auch nicht helfenden Torwart Andreas Luthe am Ball) – 0:1 (8.). Das 0:2, wieder Freistoß, alle Bochumer schlafen. Schuss Schröder, Luthe hält, Leon Goretzka vermasselt den Befreiuungsschlag – Tobias Nickenig trifft (29.). Ausgerechnet Goretzka, der als einziger in Halbzeit eins ab und an die Initiative ergriff, etwas Mumm zeigte. Bezeichnend, dass ein 18-Jähriger voran gehen muss.

Vom VfL kam nichts

Vom VfL kam nichts. Kein Biss. Kein Zweikampfverhalten. Kein Tempo. Kein Pressing. Kein Druck. Keine Ordnung. Nur Querschläger und Fehlpässe – auch und gerade von denen, die bei den guten Leistungen so präsent waren. Von Marc Rzatkowski und von Christoph Kramer, den man selten so konfus sah wie gestern.

Nicht einmal größte Geschenke nahmen sie an: Aues Torwart Männel legte Mirkan Aydin den Ball vor den Fuß, der hatte freie Bahn im Strafraum. Doch der Stürmer gab ihn artig zurück statt das (vielleicht) Hoffnung stiftende 1:2 zu erzielen. Im direkten Gegenzug wieder die totale Unordnung beim VfL, niemand deckt oder greift gar an im Sechzehner. Fabian Müller schießt, Aue spaziert zum 3:0 (37.).

Alexander Iashvili und Slawo Freier, die fast von Beginn an so wirkten, als seien sie mit ihren Kräften schon am Ende, blieben in der Pause drinnen. Michael Ortega und Zlatko Dedic kamen. Ein paar Chancen gab es, für Dedic (54./60.), für Aydin (73./75.), ein wenig mehr Bewegung als in Durchgang eins. Für die Hoffnung auf die große Wende nach dem 0:3 reichte das längst nicht aus.

Und niemand weiß, ob das jetzt schon das Schlimmste war.