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Schalke-Coach Breitenreiter findet die richtige Mischung beim Training

Breitenreiter findet beim S04-Training die richtige Mischung

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Foto: Imago
Mit neuen Spielformen weckt das Trainerteam der Königsblauen neuen Siegeswillen und erntet dafür Lob aus den Reihen der Schalker Mannschaft.

Velden. 

Auf dem Platz sah es ein bisschen so aus, als würden die Schalker Fangen spielen. War natürlich nicht so, aber André Breitenreiter hatte eine neue Spielform eingeführt. Jeweils vier Feldspieler ballerten auf das Tor von Janik Schilder, und wenn ein Schuss vorbei ging, mussten alle vier eine Strafrunde rund ums Tor laufen – das sah dann so aus, als sollte der Fehlschütze verfolgt werden, aber es ging einfach nur ums Tempo. Die Gruppe, die am Ende trotz Strafrunden am schnellsten acht Tore erzielt hatte, hatte gewonnen. In diesem Fall hatte das Team Draxler die Nase vorn.

Für die Fans des FC Schalke 04 war das spektakulär und für die Spieler spaßig – so kann man auch den Zusammenhalt in der Mannschaft fördern. Trainer Breitenreiter streut oft solche Spielformen ein, an deren Ende es dann kleine Belohnungen gibt. Mal dürfen die Sieger eine Laufrunde auslassen, mal müssen die Verlierer den anderen dann beim Buffet das Mittagessen holen. Nichts Wildes, aber Leon Goretzka hat festgestellt, dass Training in solchen Wettbewerbsformen durchaus seinen Reiz hat: “Man entwickelt einen Siegeswillen, der sich dann auch in anderen Bereichen fortsetzt.”

André Breitenreiter integriert Teambuilding lieber ins Training

Für Breitenreiter sind solche Spielformen ein Teil der Maßnahmen, die bei anderen Trainern unter dem Schlagwort “Teambuilding” laufen. Schalkes Trainer erklärt, warum er das lieber in die Trainingsarbeit einbindet: “Es geht darum, dass wir auf dem Platz füreinander da sind und uns aufeinander verlassen können – dann wächst man automatisch als Mannschaft zusammen.” Und Wettbewerbe im Training machen aus seiner Sicht Sinn, weil sie authentisch sind.

Er könnte mit den Spielern hier auch durch die Berge in Österreich kraxeln oder sich durch tiefe Schluchten abseilen lassen, um ein Gemeinschaftsgefühl unter den Spielern zu stärken. Aber von solchen Maßnahmen ist bisher nichts bekannt. “Von Aktionismus halte ich wenig. Es hilft uns nicht, wenn wir uns an die Hand nehmen und Lieder singen”, sagt Breitenreiter: “Ein Fußballer kann ganz genau unterscheiden, ob irgendeine Maßnahme ernst gemeint ist oder nur Alibi ist. Und was wir machen, ist ernst gemeint.”

Schalke-Training ist laut und lebhaft

Bei den Spielern kommen diese Schritte, die das neue Trainerteam aus Paderborn mitgebracht hat, auf jeden Fall bisher gut an: Auf dem Platz geht es deutlich lauter und lebhafter zu als in der Vergangenheit. Es herrscht ganz offensichtlich einfach mehr Freude bei der Arbeit – auch wenn die manchmal knochenhart und bei den immer noch hohen Temperaturen extrem schweißtreibend ist. Der Teambuilding-Gedanke sei dabei vielleicht ein Teil-Aspekt, sagt Leon Goretzka, will das aber nicht zu hoch hängen: “Ich habe nicht das Gefühl, dass wir da Nachholbedarf haben.” Vielmehr sei einfach wieder die Lust geweckt worden, bis an die eigenen Grenzen zu gehen: “Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal am Tag nach einem Spiel noch so lange Läufe gemacht habe und dabei so ein gutes Gefühl hatte.”

Denn: Bei der Trainingseinheit am Samstagnachmittag wurden nicht nur die Spielchen gemacht, die Spaß bringen. Breitenreiter und seine Assistenten hatten das Training clever gesteuert. Nachdem die Fußballer einen langen Parcours an verschiedenen Stationen hinter sich gebracht hatten, ging es nämlich erst richtig zur Sache: Sie mussten noch 8000 Meter in verschiedenen Laufintervallen abspulen – eine ähnliche Einheit wie bereits am Donnerstag. Und jeweils hatte es am vorherigen Abend ein Testspiel gegeben. “Die erste Woche war schon hart, da waren heftige Sachen dabei”, stöhnt Klaas-Jan Huntelaar. Doch er weiß genau: “Im Moment tut das weh, aber für die Saison bringt uns das weiter.“