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Ex-Schalker Jens Grembowietz war Meister mit Weltmeistern

Ex-Schalker Jens Grembowietz war Meister mit Weltmeistern

2006 gewinnt Jens Grembowietz gemeinsam mit Benedikt Höwedes und Mesut Özil die Deutsche Jugendmeisterschaft der U19. Heute kickt der 27-Jährige bei der Hammer Spvgg in der 5. Liga. Ein wenig bereut er es. Aber er hat auch einen neuen Lebensmittelpunkt gefunden.

Gelsenkirchen. 

Vor acht Jahren feiern Benedikt Höwedes, Mesut Özil und Jens Grembowietz gemeinsam. Bis tief in die Nacht. Am Sonntag feiern sie getrennt. Benny Höwedes und Mesut Özil im Estadio do Maracana mit dem Weltmeisterpokal. Jens Grembowietz auf der Terrasse seiner Eltern in Gelsenkirchen-Ückendorf mit Bier und Chips.

Grembowietz und Höwedes bilden 2006 das stärkste Innenverteidiger-Duo des deutschen Jugendfußballs. Mit der U19 des FC Schalke 04 werden beide am 4. Juni 2006 im Stadion Lüttinghof in Hassel Deutscher Meister. Gegner im Endspiel ist der FC Bayern München, mit Mats Hummels in der Innenverteidigung. Schalke gewinnt 2:1.

Büskens machte ihn zum Kapitän

Jens Grembowietz mag an diesem Tag nicht daran glauben, dass diese Deutsche Meisterschaft der Höhepunkt seiner Laufbahn sein wird. Die Türen zum Profifußball sind weit geöffnet. Für den FC Schalke auch in der Bundesliga zu spielen, ist sein Ziel. Trainer Mirko Slomka hat Grembowietz auf dem Schirm, regelmäßig trainiert er oben bei den Profis. „Da hätte ich mich mal besser konzentrieren sollen, anstatt mich ständig zu zwicken, weil ich nicht glauben konnte, mit Lincoln, Kuranyi, Bordon oder Krstajic zu spielen“, sagt Grembowietz heute und lacht.

Mit 19 Jahren spielt er in der Schalker U23, Trainer Mike Büskens macht ihn zu seinem Kapitän. „Bis dahin ein geradliniger Weg“, erklärt Grembowietz.

Es folgt der Bruch. Im wahrsten Sinne des Wortes. Grembowietz bricht sich im April 2008 den Fuß, ein Wechsel zu einem Zweitligisten scheitert daran. Statt in Liga zwei geht es zu Dynamo Dresden. In der dritten Liga ist Grembowietz zunächst Stammspieler, dann stoppen ihn Bänderverletzungen. Im Sommer 2009, mit 21 Jahren, unterschreibt er am letzten Tag der Transferperiode einen Vertrag beim West-Regionalligisten Preußen Münster. „Ich wollte nach Hause. Ganz alleine 600 Kilometer weit weg in einem Hotel ist mir die Decke auf den Kopf gefallen.“

Zum Vergleich: Benedikt Höwedes ist damals längst Stammspieler auf Schalke und wird Europameister mit der U21-Nationalmannschaft. Mesut Özil ist ebenfalls U21-Europameister und schießt Werder Bremen in Berlin zum DFB-Pokal-Sieg. Und sich in die Notizbücher von Real Madrid.

Für Jens Grembowietz geht es nach einer Spielzeit in Münster für zwei Jahre zu Hessen Kassel, dann ins Camp für vertragslose Fußballprofis. Das passende Angebot wird nicht mehr kommen. Im Winter 2013 entscheidet er sich für die SG Wattenscheid 09, seit diesem Sommer ist nun die Hammer Spvgg sein Verein, ein Fünftligist. Parallel hat der gebürtige Essener ein Fernstudium begonnen, er will Immobilienmakler werden. In der Firma seiner Mutter absolviert er ein Praktikum. Läuft alles nach Plan, will er in der Agentur mitarbeiten. Jens Grembowietz stellt klar: „Mein erstes Standbein!“

Die Telefonnummern hat er noch

Der Traum vom Profifußball ist also geplatzt, der Plan gescheitert. Nicht wie eine Seifenblase, aber doch irgendwie plötzlich. „Zur falschen Zeit am falschen Ort trifft es wohl ganz gut“, sagt Grembowietz. „Aus unserem Kader von 2006 hatten alle das Potenzial, um im bezahlten Fußball Fuß zu fassen.“ Jens Grembowietz weiß: „Neben einer Menge Talent brauchst du mindestens genauso viel Glück.“

Kontakt zu den beiden Schalker Weltmeistern hat er nicht mehr. „Ich habe die Nummern. Aber mich jetzt zu melden, fände ich heuchlerisch.“ Zu anderen alten Weggefährten hat er sehr wohl noch einen guten Draht, zu Sebastian Boenisch etwa, oder zu Schalkes Nummer eins Ralf Fährmann.

Von Neid, von Missgunst keine Spur. Im Gegenteil. Jens Grembowietz freut sich sogar sehr für seine ehemaligen Mitspieler, die mit dem Fußball heute viel Geld verdienen. Auch für Manuel Neuer. Mit dem ging er im Berger Feld zur Schule.

Die Medaille von der Deutschen Meisterschaft hängt nach dem Umzug nach Wanne-Eickel zwar nicht mehr an der Wand, einen Ehrenplatz hat sie aber immer noch. „Das nimmt mir keiner. Ich bin Deutscher Meister“, sagt Grembowietz.

Die Prioritäten haben sich verschoben. Seit zwei Jahren ist er verheiratet, Tochter Hanna ist 16 Monate. „Meine Familie ist das größte Glück für mich“, sagt Jens Grembowietz. Auch ohne Profifußball, auch ohne die Weltmeisterschaft.