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Ex-Schalke-Doc Rarreck: „Die Spieler tun mir leid“

Ex-Schalke-Doc Rarreck: „Die Spieler tun mir leid“

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Schalkes ehemaliger Mannschaftsarzt Dr. Thorsten Rarreck untersucht Atsuto Uchida (r.). Foto: imago
In einem Interview bezeichnete Dr. Thorsten Rarreck den jetzigen Rhythmus im Fußball als „grenzwertig“. Rarreck war bis Oktober Schalkes Teamarzt.

Gelsenkirchen. 

Schalkes ehemaliger Mannschaftsarzt Thorsten Rarreck sieht die Profis nahe am Rande der Belastungsgrenze angelangt. Der jetzige Rhythmus im Fußball sei „grenzwertig“, sagte Rarreck in einem Interview mit dem Handelsblatt: „Mir tun die Spieler wirklich leid. Das geht weit über das hinaus, was für den Körper noch gut ist.“ Die Spieler würden heute zwei bis drei Kilometer mehr pro Spiel laufen als früher und hätten bis zu zehn Pflichtspiele mehr zu absolvieren, erklärte der Mediziner. „Dahinter“, so Rarreck, „stecken natürlich auch knallharte kommerzielle Interessen.“

Immer mehr Schmerzmittel

In den letzten Jahren habe der Einsatz von Schmerzmitteln im Sport stark zugenommen, sagte Rarreck: „Es gibt Zahlen, wonach mehr als zwei Drittel der Sportler regelmäßig Schmerzmittel einnehmen, um trainieren und spielen zu können.“ Jeder Arzt müsse selbst entscheiden, ob er dies noch verantworten könne: „Für mich ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“

Zwar schloss Rarreck „systematisches Doping“ im deutschen Fußball nahezu aus, weil das Kontrollnetz sehr engmaschig sei. Die Spieler würden zwei bis drei Mal pro Saison getestet und in Einzelfällen sogar sechs bis sieben Mal im Monat. Aber Rarreck sagte auch, dass Spieler manchmal in extremen Situationen auf dem Platz stehen würden: „Die Spieler stehen unter großem Druck. Sie wollen selber unbedingt spielen, oft geht es beispielsweise darum, einen neuen Vertrag zu bekommen. In dieser Situation besorgen sie sich teilweise bestimmte Medikamente, um weitermachen zu können. Darüber redet man nicht, auch wir Ärzte erfahren vieles nicht.“

Rarreck und Schalke 04 hatten sich im Herbst nach einer langjährigen Zusammenarbeit getrennt.