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Lob für RWO-Stadionsprecher – rechtliche Schritte nach Pyros

Lob für RWO-Stadionsprecher – rechtliche Schritte nach Pyros

Viel Anerkennung erreicht RWO nach der emotionalen Rede ihres Stadionsprechers zum Terror in Paris vor dem Derby gegen RWE. Oberhausen will gegen Pyro-Zündler zivilrechtlich vorgehen.

Oberhausen. 

Die emotionale Rede unmittelbar vor der Schweigeminute beim Fußball-Derby zwischen Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen am Sonntag hat viele Menschen bewegt. Am Tag nach dem Viertliga-Spiel vor knapp 6000 Zuschauern erreichen den Verein viele E-Mails und Anrufe aus dem gesamten Land.

Was war geschehen? Stadionsprecher Christian Straßburger hatte vor der Schweigeminute zum Terror in Paris sein Mitgefühl zum Ausdruck gebracht. Die Ansprache erreichte durch die Live-Übertragung im TV ein großes Publikum. Straßburger kann die Reaktionen über die sozialen Netzwerke im Internet kaum noch zählen. „Kommentator Hansi Küpper hat mich angerufen und sich für meine Worte bedankt“, sagt Christian Straßburger. Auch Ulli Potofski habe ihm schon geschrieben.

Stadionsprecher Straßburger warb um Vertrauen

Der Stadionsprecher, der in den kommenden fünf Wochen eine Hospitanz beim Bezahl-Sender „Sky“ in München absolviert, freut sich über die Komplimente, die ihn derzeit erreichen. „Ich habe am Freitag die schlimmen Eindrücke mit in die Nacht genommen. Mir war schnell klar: Ich muss vor der Schweigeminute etwas sagen.“

Seine Rede erhielt vom RWO-Vorstand hinterher viel Anerkennung, obwohl dieser zunächst nicht eingeweiht war. „Ich habe meine Gedanke in mein Handy eingetippt, den Text meinem Kollegen Max gezeigt und Präsident Hajo Sommers kurz vor dem Anpfiff um Vertrauen gebeten.“ Eine mutige Entscheidung, was wäre gewesen, wenn die Worte bei solch einem sensiblen Thema den falschen Ton getroffen hätten? Straßburger: „Wenn es schief gegangen wäre, hätte ich dafür gerade gestanden.“

Entsetzen über Pyros und Böller nach Schweigeminute

Schief ging es nicht, Medien wie „11 Freunde“ oder „Vice“ fragten schon beim 26-Jährigen an. Das Video von „Sport 1“ wurde tausendfach im Internet geteilt. RWO-Präsident Hajo Sommers dazu mit einem Augenzwinkern: „Der Text war gut, er hätte von mir sein können.“

Dass es am Sonntag überhaupt eine Schweigeminute gab, klärten er und RWE-Präsident Michael Welling „in 30 Sekunden“. „Ich habe ihn Samstagmorgen angerufen und noch bevor ich eine Frage stellen konnte, sagte er: ja!“, zeichnet Sommers die Entscheidung nach.

Sommers: „Denken ist bei manchen Leuten Glückssache“

Eine Spielabsage kam in Rücksprache mit dem Verband nicht in Frage: „Das darfst du nicht tun. Das ist genau das, was die Terroristen wollen.“ Die Schweigeminute erlebte Sommers als sehr beeindruckend („Es war noch nie so still im Stadion“), die Bilder kurz danach machen ihn dagegen fassungslos. „Ich bin wirklich entsetzt. Das hat mich das gesamte Spiel beschäftigt. Denken ist bei manchen Leuten offenbar Glückssache.“

In der Oberhausen-Kurve wurden Pyro-Fackeln gezündet und im Essener Block Knallkörper geworfen — die Polizei ermittelt. Aussagekräftige Videobilder werden zurzeit ausgewertet. Auch RWO kündigt an, gegen die Täter vorzugehen. Sommers deutlich: „Wenn die Namen ermittelt werden können, wird der Verein die Personen belangen und zivilrechtliche Schritte einleiten.“ Diese ausgeprägte Dummheit sei nicht hinnehmbar. (dihei)

Die Ansprache von RWO-Stadionsprecher Straßburger im Wortlaut 

Die Rede von RWO-Stadionsprecher Christian Straßburger im Wortlaut:

„Liebe Fußballfreunde, was ist aus dieser Welt geworden? Diese Frage mussten wir uns in den letzten Monaten und Wochen und seit Freitagabend im Besonderen immer und immer wieder stellen. Ein terroristischer Angriff auf friedliche, freie und unschuldige Menschen hat uns bis ins Mark erschüttert.

Paris ist von diesem Stadion knapp 550 Kilometer entfernt. Für viele ist das weit weg. Doch dieser Angriff, wie jeder terroristische Akt, ist kein Angriff auf ein Land, eine Stadt oder ein Gebäude. Es ist ein Angriff auf uns, auf die Menschheit. Auf die Freiheit. Allein über 100 Menschen, größtenteils junge Menschen voller Träume und Hoffnungen, Liebe und Sorgen, wollten mit ihren Liebsten auf einem Konzert das Leben feiern.

Sie wollten Spaß haben und einen Moment erschaffen, der unvergesslich werden sollte. Sie wollten durchatmen und für ein paar Augenblicke ihre Sorgen vergessen. All diese Menschen mussten ihr Leben lassen. Bestialisch und erbarmungslos.

Nach und nach haben diese feigen, seelenlosen Terroristen Leben ausgelöscht. Allein der Gedanke daran zerreißt uns das Herz. Es ist nach diesem Ereignis wichtig, dass wir alle vorbehaltlos unsere Herzen öffnen und uns klar machen, dass ein Terrorist nicht tötet, weil ihn eine Religion dazu aufgefordert hat. Er tötet, weil er ein hasserfüllter, kranker „Mensch“ ist.

Im Koran steht: Wenn einer einen Menschen tötet, so ist es, als ob er eine ganze Welt getötet hat. Und wenn einer einen Menschen rettet, so ist es, als ob er eine ganze Welt gerettet hat.

Es ist mehr denn je wichtig nun Geschlossenheit zu beweisen, nachzudenken und keinen Hass zu schüren. Wir dürfen den wenigen, die versuchen unsere Freiheit zu zerstören, nicht das Gefühl geben, ihre Taten würden zu Erfolgen führen. Jeder Mensch, der am Freitag in Paris sein Leben lassen musste, hätte unser Freund oder unsere Freundin, unser Partner oder unsere Partnerin, unser Bruder oder unsere Schwester, unser Kind, unsere Mutter oder unser Vater sein können. Gedenken wir nun in einer von tiefstem Herzen kommenden Schweigeminute der Opfer und deren Angehörigen, die unser Mitgefühl und unseren Respekt verdient haben.

Frei nach Dr. Martin Luther King Jr.: „Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben; nur Licht kann das. Hass kann Hass nicht vertreiben; nur Liebe kann das.“