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Fred Bockholt sieht einen kleinen Heimvorteil für RWE

Fred Bockholt sieht einen kleinen Heimvorteil für RWE

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Foto: Michael Gohl
Der ehemalige Torhüter Fred Bockholt hat 155 Spiele für RWE bestritten, jetzt arbeitet er als Spielbeobachter für Finalgegner RWO. Ein Interview.

Essen. 

Er hat Rot-Weiss Essen beim 1:3-Debakel gegen FC Hennef beobachtet. Und beim souveränen 5:0 der Essener über den KFC Uerdingen saß er ebenfalls auf der Tribüne an der Hafenstraße und machte sich eifrig Notizen. Der ehemalige Torhüter Fred Bockholt (72) hat 155 Spiele für RWE bestritten, stand Anfang der 70er auch in der Bundesliga im Tor. Seit sieben Jahren jedoch arbeitet er als Spielbeobachter für Rot-Weiß Oberhausen und hat die „Kleeblätter“ gebrieft für das Pokalfinale an diesem Donnerstag (14 Uhr, Hafenstraße/live in unserem TICKER).

Hallo Herr Bockholt, auch schon heiß auf das Spiel?

Fred Bockholt: Ach ja, ein bisschen schon. Es ist ein Derby, viele Zuschauer werden da sein, ich freue mich darauf.

Sie haben die beiden RWE-Spiele gegen Hennef und Uerdingen miterlebt. War ja ein schönes Kontrastprogramm, oder? Was ist denn ihrer Meinung nach das wahre Gesicht der Essener?

Bockholt: Das Spiel gegen Hennef konnte man wirklich vergessen. Gegen Uerdingen hat RWE ganz gut gespielt, auch wenn man bei der Qualität des Gegners Abstriche machen muss. Ich glaube dennoch, die zweite Form ist die richtige.

Wie erklären Sie sich den Leistungsunterschied?

Bockholt: Das ist schwer zu erklären. Vor allem, wenn man auf der Tribüne sitzt bei Bratwurst und Bierchen. Ich war lange genug selbst Trainer, um zu wissen, dass so etwas vorkommen kann. Es heißt zwar immer, den Spielern fehle die Einstellung, aber normalerweise wollen auch sie immer alles geben und gewinnen. Manchmal ist es schwer, die Ursachen zu finden.

Gegen Uerdingen haben Sie mit einer kleinen Kamera sogar Videomitschnitte gemacht? Da gehen Sie aber richtig mit der Zeit.

Bockholt: Ja, klar. Die ersten Eindrücke beim Spiel sind zwar gut, aber so kann man später die Spielsituationen noch viel intensiver analysieren und konkreter beurteilen.

Haben Sie eigentlich noch Kontakt zu Rot-Weiss?

Bockholt: Doch, ich bin schon ab und zu dort. Dann sitze ich immer oben auf der Tribüne in der Oldtimer-Zone unter anderem mit Werner Kik und Willi Lippens und man plaudert auch ein bisschen. Zur Vereinsführung selbst gibt es keinen intensiven Kontakt.

Warum arbeiten Sie eigentlich für Oberhausen und nicht für RWE?

Bockholt: Das lag nah, weil der Kontakt zu RWO einfach da war. Schließlich habe ich den Klub mal vier Jahre lang trainiert und bin zweimal aufgestiegen. Günter Bruns (Trainer u. Sportler Leiter Anm. d.R.) kenne ich gut, da hat es sich so ergeben. Ich bin geblieben, habe in den sieben Jahren alle Trainer überlebt Außerdem war ich auch mal Trainer beim ETB, also gewissermaßen ein Konkurrent der Rot-Weissen.

Ich nehme an, ihr Herz schlägt dann heute beim Finale für RWO.

Bockholt: Ich habe für RWE gespielt und der Klub liegt mir nach wie vor auch am Herzen. Das ist ein super Verein. Aber ich arbeite für RWO, also wünscht man der eigenen Mannschaft Erfolg und fiebert mit. Und ein Sieg wäre dann ja auch eine kleine Bestätigung meiner Arbeit.

Sie kennen beide Vereine gut, sind sie miteinander vergleichbar?

Bockholt: Rot-Weiss Essen hat die wesentlich größeren Chancen, weiterzukommen. Essen hat ein modernes Stadion, das fehlt RWO natürlich. Auch Oberhausen hat für seine Verhältnisse einen super VIP-Raum, aber hier in Essen sind die Gegebenheiten fast schon bundesligareif.

Wieder zuück auf den Rasen. Wer ist Favorit in diesem Pokalfinale?

Bockholt: Ich glaube, beide Mannschaft tun sich nicht viel, ich schätze sie in etwa gleich stark ein. Möglich, dass RWE einen kleinen Heimvorteil hat. Aber ansonsten? Ich würde mal sagen, die Chancen liegen bei 55:45 für Rot-Weiss Essen.

Na dann. Jetzt noch ihren Tipp. Wer gewinnt?

Bockholt: Nee, das mach ich jetzt nicht. Wenn ich gegen Oberhausen tippen würde, hieße das doch gleichzeitig, dass ich meinen Job nicht vernünftig gemacht habe.