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Dietz und Lameck träumen von einem Derby in der Bundesliga

Dietz und Lameck träumen von einem Derby in der Bundesliga

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Gut gelaunt beim Redaktionsbesuch: "Ennatz" Dietz und "Ata" Lameck. Foto: Lars Heidrich / FUNKE Foto Service
Besuch vor dem Derby VfL Bochum gegen MSV Duisburg: Die beiden Legenden „Ata“ Lameck und „Ennatz“ Dietz erzählen nicht nur von ihren großen Zeiten.

Essen. 

Zusammen 1013 Bundesligaspiele sind zu Gast, zwei Legenden des Ruhrgebietsfußballs besuchen die Sportredaktion: Michael heißt der eine, Bernard der andere, bekannter aber sind sie unter ihren Spitznamen – „Ata“ Lameck, 65, gilt als Symbolfigur der „Unabsteigbaren“, zu seiner Zeit spielten zwischenzeitlich Schalke und Dortmund in der Zweiten Liga, aber nie sein VfL Bochum; „Ennatz“ Dietz, 67, Kapitän der Europameister-Elf von 1980, blieb bis heute der Vorzeigefußballer des MSV Duisburg, als Trainer arbeitete er zudem sieben Jahre lang für den VfL Bochum.

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Beide unverwüstlich, zuverlässig, bodenständig: Noch immer hängen sie an ihren Klubs, die an diesem Samstag am zweiten Zweitligaspieltag ab 13 Uhr in Bochum aufeinandertreffen. Lameck ist beim VfL „Chef“ der Traditions-Elf, Dietz gehört beim MSV zum Vorstand, beide sind natürlich Ehrenmitglieder.

Die Herren, an diesem Samstag (13 Uhr, live in unserem Ticker) findet ein Revierderby statt, an dem Sie früher oft teilgenommen haben. Heute treffen sich der VfL und der MSV in der Zweiten Liga wieder.

Bernard Dietz: Es wäre ein Traum, wenn beide Vereine mal wieder oben wären.

Michael Lameck: Aber davon sind wir noch ganz weit entfernt.

In den vergangenen Jahren sind Fürth, Braunschweig, Paderborn und nun auch Darmstadt aufgestiegen. Müssen sich deshalb Bochum und Duisburg fragen, was sie alles falsch gemacht haben?

Lameck: Man sieht daran zumindest, dass doch nicht alles im Fußball nur vom Geld abhängt.

Dietz: Du brauchst dazu aber auch richtig gute Leute im Vorstand und im Jugendbereich. Ich bin froh darüber, dass wir jetzt ein vernünftiges Konzept haben. Vor zwei Jahren wollten wir die Bundesliga in Angriff nehmen, dann wurde uns aber die Lizenz für die Zweite Liga entzogen. Danach war kein Trainer mehr da, keine Mannschaft, nichts. Nach dem Zweitliga-Aufstieg haben wir jetzt vor, drinzubleiben und eine Million Euro Schulden abzubauen.

Wie ist der VfL einzuordnen?

Lameck: Wir müssen vorsichtig sein. Wir haben zwar beim Bundesliga-Absteiger Paderborn gewonnen, aber es ist erst ein Spiel gespielt. Keiner sollte denken: Jetzt kommt ein Aufsteiger, das Ding ist schon im Sack. Der VfL hat in der letzten Saison lange Zeit gegen den Abstieg gespielt. Nach sechs, sieben Spieltagen wissen wir, wohin der Weg geht.

Hätten der VfL und der MSV eine Chance, nach einem Aufstieg auch in der Bundesliga zu bleiben?

Lameck: Es gibt Beispiele dafür, dass es klappen kann: Mainz, Augsburg.

Hoffenheim, Ingolstadt, sicher bald Leipzig – immer mehr Klubs ohne Tradition werden von Konzernen oder Investoren nach oben gebracht. Nervt Sie das?

Dietz: Ich hätte nichts dagegen, wenn auch bei uns ein Investor einsteigen würde. Meine Bedingung wäre, dass der Verein weiterhin MSV Duisburg heißen müsste.

Können heutige Spieler eines Tages noch Klub-Ikonen werden wie Sie?

Lameck: Nein, und das liegt vor allem an den Beratern, die an Transfers interessiert sind. Ein wichtiger Punkt ist aber auch das Bosman-Urteil aus den 90er-Jahren, das hat uns das Genick gebrochen.

Dietz: Plötzlich konnten viele Spieler ablösefrei wechseln, das war für die kleinen Vereine tödlich.

Lameck: Wir hatten noch einmal Glück, als Leon Goretzka für fünf Millionen Euro zu Schalke ging. Der Junge hat ein gutes Elternhaus und hatte den Vertrag verlängert, damit der VfL mit ihm noch gutes Geld verdienen konnte. Für andere Talente bekommst du nichts.

Dietz: Trotzdem ist eine gute Nachwuchsarbeit der richtige Weg.

Was denken Sie, wenn Sie die heutigen Wappenküsser sehen?

Dietz: Da gucke ich weg.

Lameck: Reines Geschäft.

Dietz: Die wissen genau, dass eine Kamera auf sie gerichtet ist. Deshalb ist ihnen auch das Aussehen ganz wichtig. Mir muss auch keiner etwas von höherer Belastung erzählen. Die machen vielleicht 90 Spiele in der Saison, wir hatten circa 60, aber wenn die heute so trainieren würden wie wir damals, würde denen schlecht. Wir sind mit zwei Medizinbällen unter den Armen durch die Gegend gerannt. Aber: Ich möchte die Zeit nicht missen, auch nicht für eine Million Euro.

So tippen VfL-Legende „Ata“ Lameck und MSV-Idol „Ennatz“ Dietz das Revierderby 

Was haben die Duisburger Stürmer früher über „Ata“ Lameck gesagt?

Dietz: Die hatten vor ihm ähnlichen Respekt wie der große Gerd Müller vor unserem Detlef Pirsig. Dem hat der Gerd mal vor einem Spiel einen Brief geschrieben: Lieber Detlef, wir sind doch alle Berufskollegen…

Und wie sprach man in Bochum über „Ennatz“ Dietz?

Dietz: Ich war immer ein Lieber!

Lameck: Er war tatsächlich immer beliebt. In Duisburg war er eine Säule, ein Betonklotz.

Wenn die Bayern früher mit ihren Welt- und Europameistern nach Bochum oder Duisburg kamen, haben sie gezittert. Heute verlieren sie nur noch zweimal in einer Saison. Fehlt vielen Gegnern nicht auch die Mentalität, die Sie hatten? Diese Haltung: Ihr gewinnt hier heute nicht!

Lameck: Ja. Mein bester Trainer war mein Herz, meine Leidenschaft.

Dietz: Auch wir haben mal schlecht gespielt. Aber die Leute wussten: Die hauen sich immer rein.

Erinnern Sie sich an Spiele zwischen dem VfL und dem MSV?

Dietz: Oh ja, eins würde ich lieber vergessen. Anfang der 70er-Jahre stand es in Bochum 0:0, am Schluss kommt eine Flanke rein, ich will vor Hans Walitza an den Ball, köpfe gegen den Pfosten, der Ball fällt unserem Torwart Dietmar Linders in den Rücken und dann ins Tor. Wir verlieren 0:1, und der Walitza sagt zu mir: Gut gemacht, Junge!

Wie lauten die Tipps für Samstag?

Dietz: Mit einem 1:1 wäre ich zufrieden. Und wenn Ata jetzt 4:0 sagt, gibt es hier Ärger.

Lameck: Okay, dann sage ich 2:0.