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Warum die Kapitalerhöhung dem BVB im Poker um Reus hilft

Warum die Kapitalerhöhung dem BVB im Poker um Reus hilft

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Dass der BVB bald über mehr Kapital verfügt, könnte beim Reus-Poker helfen. Foto: imago
Noch 2005 drohte die Insolvenz. Doch mit dem jüngsten finanziellen Coup schickt sich der BVB an, zum Branchenprimus FC Bayern aufzuschließen. Im Zuge einer weiteren Kapitalerhöhung steigen die Unternehmen Puma und Signal Iduna ein. Das schafft auch Spielraum, um begehrte Stars halten zu können.

Dortmund. 

Borussia Dortmund erschließt im Zweikampf mit dem FC Bayern München neue Geldquellen. Der westfälische Fußball-Bundesligist will mit Hilfe einer Kapitalerhöhung 114,4 Millionen Euro von Investoren einsammeln. Der Sportausrüster Puma, der Versicherer Signal Iduna und der Spezialchemiekonzern Evonik seien bereit, größere Aktienpakete zu übernehmen, gab der einzige börsennotierte deutsche Proficlub am Donnerstag in einer Pflichtmitteilung für die Börse bekannt. „Borussia Dortmund ist dann bald höchstwahrscheinlich schuldenfrei und hat auch noch ein ganz ordentliches Festgeldkonto – aber wir werden unsere Bodenständigkeit nicht ein bisschen verlieren“, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Damit wandelt der Revierclub auf den Spuren des FC Bayern. Beim deutschen Rekordmeister halten in Adidas, Allianz und Audi drei Unternehmen zu gleichen Teilen insgesamt 25 Prozent der Anteile.

Signal Iduna bleibt fünf weitere Jahre Namensgeber des Stadions

Wie erwartet nutzt der BVB das gesamte von der Hauptversammlung genehmigte Kapital und gibt insgesamt 24,6 Millionen neue Aktien aus. Vor rund zwei Monaten hatte der Spezialchemiekonzern und Hauptsponsor Evonik bereits rund neun Prozent der Aktien übernommen und dem Meisterschaftszweiten der vorigen Saison rund 26 Millionen Euro in die Kassen gespült.

Ein Großteil des Ermissionserlöses soll in die Schuldentilgung fließen. „Die Gesellschaft beabsichtigt, den erwarteteten Bruttoemissionserlös in Höhe von rund 114,4 Millionen Euro in einem Umfang von rund 40 Millionen Euro zur Rückführung von Finanzverbindlichkeiten zu verwenden“, hieß es der Mitteilung des Vereins. „Wir sind relativ zuversichtlich, dass wir eine weitgehende Ausschöpfung des genehmigten Kapitals erzielen. Das bedeutet die komplette Entschuldung“, sagte Watzke. Zudem teilte der BVB mit, dass Signal Iduna sich für fünf weitere Jahre bis zum 30. Juni 2026 die Namensrechte am Dortmunder Stadion gesichert hat.

Kapitalerhöhung schafft Spielraum im Kampf um begehrte Stars

Mit dem jüngsten Deal baut der 2005 noch von der Insolvenz bedrohte BVB nicht nur weiter Schulden ab, sondern festigt seinen Status als einer der beiden Branchenführer und verkleinert die große finanzielle Kluft zum Marktprimus aus München. Man wolle von 2018 an „deutlich mehr in das Budget der Mannschaft stecken“, betonte Watzke. Dank seriöser Geschäftspolitik sowie sportlicher Erfolge mit zwei Meistertiteln (2011, 2012), einem Pokalsieg (2012) und dem Einzug in das Champions-League-Finale (2013) weckte der einstmals größte Problemfall des deutschen Fußballs in den vergangenen Jahren das Interesse von Investoren.

Der neu gewonnene finanzielle Spielraum dürfte die Chance der Borussia erhöhen, von bisher potenteren Clubs umworbene Stars halten zu können. Zum Verdruss der Dortmunder war Nationalspieler Mario Götze im vorigen Sommer mit Hilfe einer Ausstiegsklausel für 37 Millionen Euro zum FC Bayern gewechselt. Den gleichen Weg ging unlängst Robert Lewandowski – ablösefrei. Darüber hinaus wird derzeit darüber spekuliert, dass der BVB in Marco Reus zum Saisonende einen weiteren Leistungsträger verlieren könnte. Auch der Vertrag des Angreifers enthält eine Ausstiegsklausel, die einen vorzeitigen Vereinswechsel ermöglicht.

Watzke peilt für kommenden Jahre wieder mehr als 300 Millionen Euro Umsatz an

In der vergangenen Saison hatte die Borussia einen Umsatz von 260,7 Millionen Euro gemacht und damit 44 Millionen weniger als in der Rekordsaison zuvor. Auch der Gewinn sank von 51,2 Millionen auf zwölf Millionen Euro. In den kommenden Jahren wolle man aber wieder mehr als 300 Millionen Euro Umsatz erreichen, hatte Watzke bei der Vorstellung der Zahlen in der vorigen Woche gesagt.

Borussia Dortmund und der Weg aus der finanziellen Krise 

Als erster Bundesligist ging Borussia Dortmund im Oktober 2000 an die Börse. Nach finanzieller Talfahrt konnte der Verein eine drohende Insolvenz 2005 in letzter Minute abwenden. Große sportliche Erfolge brachten den Aufschwung. Ein Rückblick:

März 2005: Die außerordentliche Versammlung der Fondsgesellschaft Molsiris stimmt dem Sanierungskonzept des BVB zu. Dazu gehören der Teilrückkauf des Westfalenstadions und die Stundung von Mietzahlungen. Damit ist die drohende Insolvenz vorerst abgewendet.

Juni 2005: Der Dortmunder Unternehmer Albrecht Knauf ist künftig mit knapp fünf Prozent an der Borussia Dortmund GmbH & Co KGaA beteiligt. Im November wird Knauf neuer Vize-Präsident.

Juni 2006: Der BVB verkauft gut 14,6 Millionen Aktien für zwei Euro je Anteil und nimmt damit knapp 29,3 Millionen Euro ein. Das Geld soll vor allem zum Abbau von Schulden verwendet werden. Weitere Kapitalerhöhungen seien geplant, heißt es.

August 2006: Die Aktionäre stimmen einer Erhöhung des Grundkapitals um 17,55 Millionen Euro zu. Borussia will mit der Ausgabe neuer Aktien unter anderem Forderungen der Investmentbank Morgan Stanley ablösen. „Damit ist die Sanierung des Clubs abgeschlossen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Oktober 2007: Die vom Fondsmanager Florian Homm gegründete Gesellschaft ACMH hat ihre Aktienanteile weitgehend verkauft. Die Absolute Capital Management Holdings Ltd. halte noch rund zwei Prozent des Grundkapitals, teilt der Verein mit. Mit knapp 26 Prozent war Homm lange Zeit größter Aktionär des Clubs.

August 2008: Die Borussia hat das Geschäftsjahr 2007/2008 mit roten Zahlen abgeschlossen – unter anderem wegen hoher Abschreibungen für das Stadion. Auch die folgenden Jahre bringen Verluste.

August 2012: Mit 34 Millionen Euro hat der Deutsche Meister und Pokalsieger in der abgelaufenen Saison den höchsten Gewinn der Vereinsgeschichte erwirtschaftet. Erstmals seit dem Börsengang soll eine Dividende ausgeschüttet werden.

August 2013: Nach zwei deutschen Meisterschaften 2011 und 2012 und dem nur knapp verlorenen Champions-League-Endspiel 2013 erzielt der BVB bei Umsatz und Gewinn neue Bestmarken. Für das Geschäftsjahr 2012/13 steht unter dem Strich ein Überschuss von 51,2 Millionen Euro – ein Plus von rund 86 Prozent.

Juni 2014: BVB-Hauptsponsor Evonik wird mit rund neun Prozent zweitgrößter Aktionär und überweist dafür 27 Millionen Euro. Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Beteiligung enden vorerst ergebnislos. Borussia steigt in den Börsenindex S-Dax auf, wie die Deutsche Börse mitteilt.

August 2014: Der BVB will mit einer Kapitalerhöhung 114,4 Millionen Euro von Investoren einsammeln. Der Sportausrüster Puma, der Versicherer Signal Iduna und der Spezialchemiekonzern Evonik wollen größere Aktienpakete übernehmen. 40 Millionen Euro sollen für den Abbau von Verbindlichkeiten verwendet werden.

So läuft eine Kapitalerhöhung ab 

Aktiengesellschaften brauchen ab und zu frisches Geld: Industrieunternehmen für neue Produktionsanlagen, Banken für dickere Kapitalpuffer, Fußball-Vereine für neue Spieler. Ein Weg ist eine Kapitalerhöhung, bei der zusätzliche Aktien auf den Markt gebracht werden.

Bei größeren Kapitalerhöhungen werden alle wichtigen Informationen – etwa zum Preis der Papiere und der Frist, in der sie gekauft werden können – in einem Emissionsprospekt festgelegt. Den bisherigen Anteilseignern werden in der Regel neue Aktien zu einem festen Kurs in einem bestimmten Verhältnis zu ihrem Aktienbesitz angeboten. Meist platziert eine Bankengruppe die neuen Wertpapiere am Markt. Mit dem Eintrag ins Handelsregister ist die Kapitalerhöhung abgeschlossen.

Bei kleineren Kapitalerhöhungen, bei denen die Zahl der Aktien nur um bis zu zehn Prozent erhöht werden soll, ist auch ein beschleunigtes Verfahren möglich: Das Unternehmen kann sich auf einen Vorratsbeschluss der Hauptversammlung berufen. Das Management vereinbart in diesem Fall mit professionellen Investoren, dass diese mitziehen. Kleinanleger bleiben außen vor. (dpa)