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Selbst Schalkern geht die Klage gegen BVB-Fahne zu weit

Selbst Schalke-Fans geht die Klage gegen BVB-Fahne zu weit

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BVB in Dortmund Foto: Jochen Linz
Eine Fahne mit dem Emblem des deutschen Fußballmeisters Borussia Dortmund ist der Grund für einen Nachbarschaftsstreit in Hemer. Der Kläger sieht in der Flagge eine Werbeanlage, die darüber hinaus auch noch viel zu laut ist. Dass er damit jetzt sogar das Verwaltungsgericht Arnsberg beschäftigt, halten sogar Schalke-Fans für übertrieben.

Dortmund/Gelsenkirchen/Hemer. 

Einem Mann aus Hemer ist eine Flagge mit dem Emblem von Borussia Dortmund ein Dorn im Auge. Die Fahne, die wohlgemerkt einen Garten zwei Grundstücke neben seinem eigenen ziert, verschandele das Straßenbild, sei unerlaubte Werbeanlage des börsennotierten Fußball-Unternehmens – und darüber hinaus noch viel zu laut. Diese Meinung vertritt der Sauerländer mit so großer Vehemenz, dass nun das Verwaltungsgericht Arnsberg über Wohl und Wehe des flattrigen Fanartikels entscheiden soll. Ein Umstand, der auf viel Unverständnis stößt.

„Dass man wegen solcher Lappalien ein Gericht einschaltet, halte ich doch für sehr übertrieben“, meint Marco Blumberg. Als Vorstandsmitglied der BVB-Fanabteilung habe er zwar schon einige Male von kleineren Streitereien wegen Fan-Devotionalien gehört. „Aber das endete dann meist nur in einem Wettrüsten in der Nachbarschaft und nicht vor Gericht.“ Er selbst habe nach den jüngsten Meisterschaften weit größere Fahnen gehisst, als das zwei Quadratmeter große Corpus ­Delicti aus Hemer. „Selbst derjenige, dessen Fenster ich damit verdunkelt habe, hat sich nicht aufgeregt“, erzählt Blumberg, „ich finde gerade bei uns im Westen sollte man so etwas tolerieren und akzeptieren.“

„Das muss ein Blau-Weißer sein“

Ein wenig scherzhafter nimmt es Steffen Merbitz: „Das muss ein Blau-Weißer sein“, sagt der Vorsitzende des BVB-Fanclubs „MK Borussen Sauerland“. Trotzdem hält auch er die Klage für „sehr grotesk“. Einige Mitglieder seines Fanklubs kommen aus Hemer. Von so einen Streit habe er allerdings noch nie gehört. „Bei mir in der Nachbarschaft wohnen auch Leute, die nichts vom BVB halten. Aber denen reicht es, wenn man sich gegenseitig mal ein bisschen aufzieht“, sagt Merbitz. „Damit muss es ja auch gut sein.“

Vor allem sind sich alle in einem Punkt einig: Eine Fan-Fahne ist keine Werbung. So etwa schreibt es auch der User „che371“ im Forum der BVB-Fanseite „schwatzgelb.de“. Seiner Meinung nach gehöre das Hissen so einer Flagge weniger in einen kommerziellen Kontext als in die Rubrik „Brauchtum“: „Schließlich geht es hier nicht nur um eine KGaA. Sondern auch um eine über 100-jährige Geschichte eines Traditionsvereins, dem Herz des deutschen Fußballs, einem Verein der „Männer und Frauen aller Nationen verbindet“ – also schlichtweg um ein gutes Stück deutscher Geschichte.“

Carsten Scheer kennst sich bestens mit Fahnen aus. Er ist Inhaber eines Essener Traditionsunternehmens, das schon seit 1926 Fahnen verschiedenster Art vertreibt – samt Masten und allem, was dazu gehört. „So eine Fahne kann schon Geräusche machen, wenn die Endstücke gegen den Mast schlagen“, sagt Scheer. Dagegen tun könne man wenig. „Ich habe aber auch noch nie einen Kunden gehabt, den das derartig ernsthaft gestört hat.“

Schalker Urgestein findet es „schön, wenn die Leute zu ihrem Verein stehen“

Und selbst aus dem Lager des BVB-Erzfeindes gibt es wenig Verständnis für den Fahnen-Feind aus Hemer. Als königsblaues Fan-Urgestein kommt Rolf Rojek zwar nicht umhin, erst einmal zu lachen und kurz zu überlegen.

Letztlich zeigt aber auch das Vorstandsmitglied des Schalker Fanclubverbands sein Unverständnis für den Fall. „Es ist doch eine schöne Sache, wenn die Leute zu ihrem Verein stehen“, sagt Rojek. „Außerdem haben die Gerichte doch weiß Gott schon genug zu tun. Solche Sachen sollten wir Fußballfans unter uns ausmachen.“