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Innenminister Jäger fordert Stadionverbote für Ultras

Innenminister Jäger fordert Stadionverbote für Ultras

Mit bundesweiten Stadionverboten will Innenminister Ralf Jäger (SPD) künftig gewalttätige Ultras bestrafen. Die Gewerkschaft der Polizei unterstützt ihn. Vorbild ist der BVB. Der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes bezweifelt, dass so Gewalt in Stadien eingedämmt werden kann.

Düsseldorf. 

Knapp drei Wochen sind seit den Ausschreitungen beim Fußball-Revierderby zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund vergangen – jetzt verlangt NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) weitere Konsequenzen der Clubs und eine härtere Bestrafung der Randalierer. Gegen die acht von der Polizei ermittelten Täter müssten bundesweite Stadionverbote verhängt werden, forderte er jetzt. „Sie sollen ab sofort in keinem Fußballstadion ein Bundesligaspiel mehr sehen dürfen“, sagte Jäger. Die „erschreckend rücksichtslosen Krawalle“ auf Schalke erforderten ein „klares Signal“.

Nach dem massiven Abbrennen von Bengalos und Rauchbomben wurden in dieser Woche acht Verdächtige identifiziert. Sie alle gehören zum Kreis der BVB-Problemfans, wie die Auswertung des Video-Materials durch die Polizei ergab. Ihnen drohen Strafverfahren wegen Landfriedensbruch, versuchter gefährlicher Körperverletzung und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz.

Jäger lobte das „schnelle und konsequente“ Vorgehen von Borussia Dortmund. BVB-Boss Joachim Watzke hatte auf die Krawalle mit einem Dauerkarten-Entzug für drei Ultragruppen bei Auswärtsspielen reagiert – und ein Stadionverbot für Personen angekündigt, denen Straftaten zugeordnet werden können. Der Innenminister geht nun weiter und verlangt, dass sämtliche Bundesliga-Stadien für sie tabu sein sollen. Außerdem müssten sich friedliche Fans klar von Gewalttätern abgrenzen. Jäger: „Wer den Fußball missbraucht und Menschenleben gefährdet, hat im Stadion nichts verloren.“

„Die Clubs müssen die Verbote aussprechen“ 

Auch viele der rund 40 BVB-Anhänger, die vergangenen Samstag im Dortmunder Hauptbahnhof Polizisten angriffen, waren nach Angaben der Behörden auch beim Derby auf Schalke negativ aufgefallen. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) stützt Jägers Forderung nach einem schnellen Stadionverbot. Meist dauere es bis zu einem dreiviertel Jahr, ehe Verfahren abgeschlossen seien, hieß es. Dann sei die Wirkung verpufft.

„Wir müssen ein Zeichen setzen“, sagte GdP-Landeschef Arnold Plickert. Zusätzlich verlangte er Auflagen für die Derby-Randalierer. Wenn sie sich künftig bei Auswärtsspielen des BVB samstags um 15.30 Uhr bei der Polizei in Dortmund melden müssten, „können sie nicht gleichzeitig kreuz und quer durch die Republik fahren“. Außerdem könnten örtliche Polizeibehörden „Betretungsverbote“ für anreisende Fans verhängen. Wer dagegen verstoße, dem drohe eine Geldstrafe bis zu 500 Euro.

Nach Angaben des DFB müsste Schalke 04 als Hausherr und Gastgeber des Revierderbys die von Jäger geforderten Stadionverbote aussprechen, wenn dem Club einschlägige Erkenntnisse der Polizei vorliegen. Ein Verbot gilt für die oberen vier Spielklassen und kann bis zu drei Jahren dauern, so DFB-Sicherheitsbeauftragter Hendrik Große Lefert.

Bundesweit gab es im Jahr 2012 rund 2800 Stadionverbote. Vor allem als vorbeugendes Instrument sind sie umstritten. Der Bochumer Kriminologe Thomas Feltes warnte jüngst in einer Anhörung des Landtags, dass solch „repressive Maßnahmen“ oft ihren Zweck verfehlten. Die Risiken seien weit größer, wenn derart drastisch in das Alltagsleben der Fans eingegriffen werde.