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BVB-Zugang Julian Schieber als „Held der Arbeit“

BVB-Zugang Julian Schieber als „Held der Arbeit“

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Julian Schieber, neuer Stürmer in Reihen des Deutschen Meisters und Pokalsiegers Borussia Dortmund, spricht im Interview über die Saisonvorbereitung mit dem BVB, seine Rolle als „Backup“ hinter Robert Lewandowski und was er tut, wenn den Schwaben das Heimweh packt.

Kirchberg. 

1,86 Meter und 84 Kilogramm: Julian Schieber ist kräftig und wird in seiner schwäbischen Heimat schon mal „Bulle von Backnang“ genannt. Der ist Zierfischliebhaber und der zweitteuerste Sommertransfer von Borussia Dortmund. Der Stürmer tritt in große Fußstapfen: Die Rückennummer 23 trug bislang Shinji Kagawa, zweiter BVB-Torjäger hinter Robert Lewandowski war Lucas Barrios.

Herr Schieber, beim VfB Stuttgart haben Sie, eher ungewöhnlich für einen Fußballprofi, Ihre Mannschaftskollegen mit Weihnachtsbäumen aus dem elterlichen Betrieb versorgt. Müssen die Sauerländer um den Absatz in Dortmund fürchten?

Julian Schieber: Mal schauen (lacht), aber ich glaube, dass das zu aufwendig ist. Meine VfB-Kollegen sind auf mich zugekommen, ich habe die Bäume besorgt und war quasi Laufbursche meiner Eltern. Am Ende waren alle zufrieden.

Ihre Eltern haben eine kleine Baumschule. Da werden keine Blumen gegossen, es ist ein hartes Geschäft. Hat Sie das als jemand, der kräftig gebaut ist, geprägt?

Schieber: Ja, meine Eltern haben mir vorgelebt, dass du hart arbeiten musst, wenn du was erreichen willst. Wir hatten fast nie Familienurlaub, es gab ja immer was zu tun und als kleiner Familienbetrieb in der dritten Generation kämpfst du ständig ums wirtschaftliche Überleben.

Auch im Fußball reicht Talent längst nicht mehr aus. Gerade in der Saison-Vorbereitung wird oft von viel Arbeit gesprochen.

Schieber: Es gehört leider dazu, es ist unschön, man muss sich durchbeißen. Aber am Ende steht die Belohnung, der Erfolg. Und darauf arbeitest du immer hin.

Sie haben bei Ihrem Wechsel nach Dortmund gesagt, dass Sie sich weiterentwickeln möchten. Der BVB ist dafür das derzeit beste Pflaster der Liga.

Schieber: Ich habe den BVB ja verfolgt und viele Spieler gesehen, die den nächsten Schritt gemacht haben. Ich weiß, dass ich entwicklungsfähig bin. Aber ich komme in ein Team, das viel erreicht hat, das eng zusammengeschweißt ist, das harmoniert und funktioniert. Und in dem alle topfit sind. Ich muss was draufpacken und aufholen.

Sie kosten geschätzte 5,5 Millionen Euro Ablöse. Ist so eine Summe eine Belastung?

Schieber: Die einen sagen, es ist ein Rucksack. Die anderen sagen, man muss beweisen, dass man es wert ist. Ich lasse das an mir abprallen, will mich nicht damit beschäftigen. Es ist kein Druck für mich.

Sie hatten eine durchwachsene Saison in Stuttgart. Der BVB hat sie nach den Eindrücken Ihrer vorletzten Saison in Nürnberg verpflichtet. Wie kam es zu den wechselvollen Jahren?

Schieber: In Nürnberg ist es toll gelaufen. Andere Klubs hatten die besseren Einzelspieler. Wir hatten ein extrem junges Team, aus dem der Trainer eine tolle Mannschaft geformt hat. Das ist im heutigen Fußball wichtig. Hier beim BVB mit tollen Einzelspielern ein Team zu formen, das ist sogar doppelt stark.

In Stuttgart waren Sie meistens Ergänzungsspieler. In Dortmund steht jetzt Robert Lewandowski vor Ihnen.

Schieber: Beim VfB hat mich in der Hinrunde eine Verletzung gebremst. Nachher fehlte mir Spielpraxis, ich hatte nicht meine Power. Das ist es in der Bundesliga, wo Nuancen entscheiden, schwer, wieder reinzukommen. Aber in der Rückrunde hatte ich mich stabilisiert, habe meine Spiele gemacht. Robert Lewandowski hat hier einen Riesen-Stellenwert. Aber es wird eine lange Saison. Und ich werde meine Chance bekommen. Dann liegt es an mir. Beim VfB habe ich auch mal im linken Mittelfeld gespielt. Da musste ich mich reinfinden, aber auch das hat geklappt.

Gerade müssen Sie beim BVB reinfinden, in eine neue Mannschaft. Wie geht das?

Schieber: Das ist kein Problem. Hier sind alle zuvorkommend und hilfsbereit. Ich beobachte alles ein bisschen, schaue, was die Regeln sind. Das ist okay.

Sie sind erstmals langfristig weit weg von Ihrer schwäbischen Heimat.

Schieber: Es war ein großer Schritt. Nürnberg war als Ausleihgeschäft, auf ein Jahr befristet. Jetzt habe ich vier Jahre unterschrieben. Das ist eine Herausforderung. Ich suche übrigens noch eine Wohnung oder ein Haus im Grünen oder am Waldrand. Und mit tierfreundlichen Vermietern. Ich bringe einen Labrador und mein Aquarium mit. Meine Zierfische sind etwas Besonderes für mich und ein schönes Hobby zur Ablenkung.

Wenn das Heimweh kommt, können Sie ja mit Ihrem Landsmann Jürgen Klopp schwäbeln.

Schieber: Das haben wir am Telefon gemacht. Aber im Training würde das die Mitspieler nur irritieren.