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BVB-Verteidiger Piszczek soll der Sündenbock sein

BVB-Verteidiger Piszczek soll der Sündenbock sein

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Der polnische Fußball-Verband PZPN macht im Streben um eine Ausweitung der Nationalmannschaftssperre für Lukasz Piszczek von Borussia Dortmund auf die Klubwettbewerbe weiter Druck.

Dortmund. 

Lukasz Piszczek ist nicht nur einer der besten Außenverteidiger der Bundesliga. Der polnische Nationalspieler ist auch ein angenehm ruhiger Zeitgenosse, der wenig Aufhebens um seine konstant guten Leistungen auf dem Rasen macht. Gerade erst hat der 26-Jährige seinen Vertrag beim Deutschen Meister verlängert und für seine Familie eine schmucke Haushälfte im ruhigen Dortmunder Stadtteil Höchsten erworben.

Lukasz Piszczek hat allerdings, und das weiß und bedauert er, einen Fehler gemacht. Die Folgen holen ihn immer wieder ein und sorgen für Unruhe in seinem Umfeld. Als Jungprofi beteiligte er sich 2005/2006 in der polnischen Liga an einer Spielmanipulation. Vergangenes Jahr zeigte er sich selbst an und wurde vor kurzem zu einer zwölfmonatigen Haftstrafe auf Bewährung und einer Geldbuße von 25.000 Euro verurteilt.

Der polnische Fußball-Verband belegte einen seiner besten Spieler zudem mit einer sechsmonatigen Sperre für die Nationalelf. Polnische Medien sprachen von einer unverhältnismäßig hohen Strafe und kritisierten, dass ein prominenter Spieler zum Sündenbock gemacht werden solle. Piszczek nahm Urteil und Strafe an und legte keinen Einspruch ein. Er wolle, sagte er, die Entscheidung akzeptieren und die Konsequenzen tragen.

Jetzt kommt wieder Bewegung in den Fall. „Mit hoher Wahrscheinlichkeit kann Lukasz Piszczek auch in der Bundesliga und in der Champions League nicht spielen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fifa und DFB eine Strafe für Korruption ignorieren“, sagte Artur Jedrych, Vorsitzender der polnischen Disziplinarkommission dem „Kicker“. Hintergrund: Im intern zerstrittenen polnischen Fußballverband tobt ein Machtkampf. Nationaltrainer Franciszek Smuda und Verbandschef Grzegorz Lato, ein ehemaliger polnischer WM-Nationalspieler, hatten sich für eine Bewährungsstrafe für Piszczek ausgesprochen. Die Disziplinarkommission um Artur Jedrych nutzte allerdings eine Reise von Lato zur WM-Qualifikationsgruppen-Auslosung in Brasilien, um den BVB-Profi aus der Bundesliga für ein halbes Jahr zu sperren. Smuda und Lato hoffen nun, dass Piszczek die juristisch nächste Instanz anruft und das Urteil dort in eine Bewährungsstrafe umgewandelt wird.

Verband ist zerstritten

Der BVB-Profi will sich öffentlich nicht äußern. Aus seinem engeren Umfeld erfuhr DerWesten am Montag, dass er inzwischen überlegt, die Strafe anzufechten. Die schriftliche Begründung des Urteils liegt ihm seit einigen Tagen vor. Er hat zwei Wochen Zeit.

Der DFB ist in der Sache indes nicht zuständig. Der Fußball-Weltverband Fifa sagte auf Anfrage, dass man Rechtsmittelfristen abwarten will und muss. Aus dem Fifa-„Reglement zum Status und Transfer von Spielern“ würde im Fall des Nationalspielers Paragraf 12 zur Anwendung kommen. Der lässt ganz unterschiedliche Interpretationen der Strafanwendung zu.

„Wir beobachten das alles mit großem Staunen“, sagte am Montag BVB-Pressesprecher Josef Schneck.