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Hecking-Wechsel nach Wolfsburg enttäuscht Nürnbergs Manager

Hecking-Wechsel nach Wolfsburg enttäuscht Nürnbergs Manager

Statt des eigentlichen Favoriten Bernd Schuster wird Dieter Hecking neuer Trainer des Bundesligisten VfL Wolfsburg – er wechselt mit sofortiger Wirkung vom 1. FC Nürnberg in die Autostadt. Dort hinterlässt er neben seinem Platz auf der Bank einen enttäuschten Manager.

Wolfsburg. 

Klaus Allofs hat gewusst, dass die Winterpause nicht zur besinnlichen Phase taugen wird. Doch der neue Geschäftsführer des VfL Wolfsburg konnte kaum ahnen, dass seine erste Trainersuche reihenweise Dauertelefonate aus seinem Weihnachtsurlaub am Lago Maggiore erforderlich machen würde. Letztlich hat der 56-Jährige kurz vor der Bescherung einen Aufsehen erregenden Blitzwechsel unter Dach und Fach gebracht und einen seiner Wunschkandidaten verpflichtet: Dieter Hecking vom 1. FC Nürnberg. „Er erhält einen Vertrag bis 2016“, bestätigte Allofs. Die Vorstellung soll nach Weihnachten erfolgen.

So wie Allofs im November aus seinem laufenden Kontrakt bei Werder Bremen ausstieg, scherte sich Hecking nicht um sein noch bis 2014 gültiges Arbeitspapier in Nürnberg. Erstaunlich, wie schnell diese beiden Protagonisten nun mit den Wölfen heulen, nachdem sie der Lockruf des generös alimentierten Werksvereins ereilte.

Am Donnerstag habe ihn Allofs angerufen, erklärte Hecking, „ich habe dann hin und her überlegt, aber ich habe mir auch gesagt: ‚Dieter, jetzt musst du auch an dich denken!‘ Natürlich haben wirtschaftliche und familiäre Dinge eine Rolle gespielt.“

Schuster steuerte in die Sackgasse

Zum einen dürfte der 48-Jährige in Wolfsburg mutmaßlich fast das Doppelte seines bislang auf 900 000 Euro taxierten Jahresgehalts beziehen. Zum anderen ist die Ortsveränderung auch auf privater Ebene hilfreich: Seit seinem Amtsantritt am 22. Dezember 2009 in Nürnberg lebte er nämlich von seiner Frau Kerstin und den fünf Kindern weit entfernt, die im niedersächsischen Bad Nenndorf blieben. Bis an seine neue Dienststätte ist es fortan nur eine Autostunde.

KommentarSein Weg in die Autostadt wurde nur frei, weil Bernd Schuster in die Sackgasse steuerte. Der von VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz auserkorene Schuster hatte offenbar weitere Forderungen in Sachen Trainerstab und Prämienregelung nachgeschoben. Zudem konnten die Chefentscheider im Volkswagen-Konzern nicht negieren, dass Schuster ein Sturm der Entrüstung entgegenschlug. Und VW-Kommunikationschef Stephan Grühsem hat für die künftige Wolfsburger Philosophie dies ausgegeben: „Wir müssen uns mit dem VfL erst einmal wieder etwas erarbeiten. Am liebsten möchte ich in ein paar Jahren Schlagzeilen lesen über unsere tolle Jugendarbeit.“ Unter diesen Prämissen passt der Talententwickler Hecking tatsächlich viel besser.

Enttäuschung in Nürnberg

Gleichwohl hinterlässt der „Frankenversteher“ (Originalton Hecking) an alter Wirkungsstätte ein Fleckchen verbrannte Erde. Nürnbergs Manager Martin Bader macht keinen Hehl aus seiner Enttäuschung. „Es gab nie Indizien, dass es so enden könnte. Ich hätte mir gewünscht, dass man zumindest bis zum Sommer zusammenbleibt.“ Letztlich waren alle Überredungsversuche zwecklos, hatte Hecking doch eine Ausstiegsklausel in seinem Arbeitspapier verankert, die aus seinen Erfahrungen mit Alemannia Aachen rührte – dort musste ihn Hannover 96 im September 2006 freikaufen.

Dem Vernehmen fließt eine Ablöse von knapp einer Million Euro „Ich versichere aber, dass ich lieber den Trainer Hecking behalten hätte“, sagte Bader, der nicht ausschließt, Nachwuchscoach Michael Wiesinger zu befördern.