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Blut-Anomalie kann Pechsteins Werte wohl nicht erklären

Blut-Anomalie kann Pechsteins Werte wohl nicht erklären

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Germany's speedskater Pechstein listens during a news conference in Berlin Foto: reuters
Der Fall Claudia Pechstein geht weiter. Es geht dabei um die erhöhte Blutwerte der Eisschnelläuferin, die zu einer Doping-Sperre geführt haben. Pechstein erklärt diese mit einer Blut-Anomalie. Ein von ihr in Auftrag gegebenes Gutachten wurde vom Eislauf-Weltverband nun als „Irreführung“ abgewiesen.

Berlin. 

Nach der erneuten Selbstanzeige von Eisschnelllauf- Olympiasiegerin Claudia Pechstein hat der Eislauf-Weltverband ISU zur Gegenoffensive ausgeholt und Diagnosen von Blut-Experten bestritten, die Pechsteins schwankende Werte mit einer vererbten Blutanomalie erklärten. Die Selbstanzeige von Claudia Pechstein bewertet die ISU als „Irreführung der Medien und der Öffentlichkeit“.

Die Ausführungen der Experten enthielten „keine Hinweise, die das Blutprofil und die Retikulozytenwerte wie solche von Claudia Pechstein erklären könnten“, hieß es in einer Pressemitteilung der ISU vom Montag. Die medizinischen Fachleute des Weltverbandes seien überzeugt, dass die „angeblich diagnostizierte, sehr milde Anomalie, nicht Pechsteins extrem hohen Retikulozyten-Werte und die sich anschließenden raschen Rückgänge erklären können“.

Sportgerichte entschieden gegen Pechstein

Nach ihrer zweijährigen Sperre zwischen 2009 und 2011 versucht die 41 Jahre alte Olympiasiegerin aus Berlin derzeit mit einer Klage vor dem Landgericht München, ihren Ruf wieder herzustellen und den Weltverband für eine Fehlentscheidung haftbar zu machen. In ihrer am 13. Oktober eingereichten neuerlichen Selbstanzeige beklagte Pechstein, dass die ISU erhöhte Retikulozyten-Werte beim Weltcup am 10. und 11. Dezember 2009 in Salt Lake City gemessen hatte, ohne ein erneutes Verfahren gegen sie einzuleiten.

In den Verhandlungen vor dem Sportgerichtshof CAS hatte die ISU eine Anomalie bei Pechstein grundsätzlich ausgeschlossen und begründet, die Werte könnten nur durch Doping erzielt worden sein. Der Verband habe nun dem Münchner Gericht ein Diagramm mit den vier höchsten Retikulozyten-Werten Pechsteins vor der Sperre 2009 vorgelegt, die durchweg bei wichtigen Wettkämpfe gemessen wurden.

Blutwerte liegen auf einmal im normalen Bereich

„Überraschend ist nun zu beachten, dass die Retikulozyten-Werte seit April 2011 stabil in einem normalen Bereich liegen, so dass die angebliche Blut-Erkrankung plötzlich und auf wundersame Weise verschwunden ist“, hieß es von der ISU weiter. Dass aber seit April 2011 auch eine neues Messgerät (Sysmex statt Advia) mit anderen Grenzwerten zum Einsatz kommt, wird nicht erwähnt.

Zugleich kritisiert die ISU die massiven Angriffe Claudia Pechsteins gegen die Zuständigkeit des Sportgerichtshofes CAS als Eckpfeiler des Welt-Anti-Doping-Codes. „Die Angriffe von Frau Pechstein CAS und ihre Anwälte sind eine unverantwortliche Handlung gegen die engagierte Arbeit von Hunderten von CAS-Richtern aus vielen Ländern, die in den zurückliegenden 25 Jahren ihre Professionalität und Unabhängigkeit in Hunderten, wenn nicht Tausenden von Entscheidungen bewiesen haben.“

Weltverband unterstützt den Kampf gegen Doping

Die ISU habe immer den Kampf gegen Doping unterstützt. Als internationaler Verband akzeptiere die ISU den WADA-Code und auch den CAS als höchste gerichtliche Instanz. „Die ISU kann nicht akzeptieren, dass andere Gerichte ein abschließendes CAS-Urteil überprüfen.“ Der Verband habe jedoch Vertrauen in die deutschen Rechts-und Justizsystems und die Professionalität deutscher Richter. (dpa)