Berater empfiehlt, hohe Lottogewinne geheimzuhalten

Berater empfiehlt, hohe Lottogewinne geheimzuhalten

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Geld gewonnen? Wer Ruhe vor Neidern und fadenscheinigen "Beratern" möchte, sollte den Gewinn nicht an die große Glocke hängen. Foto: Getty
Bernd Willers ist hauptberuflicher Gewinnerberater und weiß ganz genau, was im Falle eines millionenschweren Lottogewinns zu tun ist – am besten ganz normal weiterleben.

Essen. 

Eine Glücksfee ist Bernd Willers nicht, sein Job ist aber ganz eng mit dem Glück verbunden. Bernd Willers ist für Gewinnerberater bei der Lottogesellschaft Westlotto. Was ein Gewinnerberater ist? Ganz einfach: Jeder, der bei einer der Westlotto-Lotterien mehr als 400.000 Euro gewinnt, wird von Bernd Willers persönlich besucht. Nicht etwa, weil er das Geld in einem Koffer übergibt, sondern weil er mit den Gewinnern über das Geld reden will. Er gibt den unverhofft reich gewordenen Lotterie-Gewinnern hilfreiche Tipps für die Zukunft mit einem Vermögen auf dem Konto. Westlotto ist die einzige deutsche Lotteriegesellschaft, die einen hauptberuflichen Gewinnerberater beschäftigt.

Seit elf Jahren ist er ausschließlich in dieser Funktion tätig. Warum es so einen Posten überhaupt gibt? „Wir wollen die Leute ja nicht mit Geld überschütten und sie dann alleine lassen“, erklärt Willers. Und so macht er sich mehrmals in der Woche auf den Weg – zumeist in NRW – zu glücklichen Gewinnern. Auf Leute, die ihm um den Hals fallen, trifft er dabei nicht – sie haben zum Zeitpunkt seines Besuchs längst von ihrem Gewinn erfahren. „Wann wird das Geld überwiesen?“, wird da schon eher mal gefragt, oder: „Was muss ich an Steuern bezahlen?“ Die Gewinne sind steuerfrei, ist eine der vielen Sätze, die Willers den Gewinnern immer mit auf den Weg gibt. Zudem rät er, bodenständig zu bleiben.

Unauffällig weiterleben – der beste Schutz vor fadenscheinigen Anlageberatern

„Gerne darf es ein neues Auto sein, aber es sollte dann doch schon eher Audi denn Ferrari werden“, sagt Willers. Zudem solle man den Gewinn nicht an die große Glocke hängen, das würde oftmals Neider und vor allem fadenscheinige Anlageberater auf den Plan rufen. „Wer in Ruhe weiterleben will, muss seinen Gewinn geheimhalten.“

Ein Gewinner, daran erinnert sich Willers noch sehr gut, nahm diesen Rat sehr genau: Er wollte den Gewinnerberater an einer Autobahnraststätte treffen – damit wirklich niemand von seinem Gewinn erfährt. Vor allem nicht die eigene Ehefrau.

„Am besten ist, man lebt sein Leben wie gewohnt weiter“, rät Willers. Dazu gehört dann auch, dass man als Lotto-Gewinner nicht umgehend den Job kündigen sollte. Aber das würden nur die wenigsten tun, wie Willers weiß. „Die meisten Gewinner haben ein großes Interesse daran, dass ihnen der Gewinn so lange wie möglich erhalten bleibt.“

Ob, wann, wo und wie oft sie Bernd Willers treffen wollen, entscheiden die Gewinner übrigens selbst. „Ich bin da flexibel“, sagt er. Die Lottogesellschaft bietet die Gewinnerberatung bereits seit den 70er Jahren an.

Ebenso wie die Neu-Millionäre ihren Gewinn geheimhalten sollen, arbeitet auch Bernd Willers sozusagen „undercover“. Nur seine Freunde und Verwandten – und natürlich seine „Kunden“ – kennen sein Gesicht. „Wäre das anders, wäre es das Ende meines Jobs“, weiß Willers. „Wenn mich der Nachbar an der Tür erkennt, wäre alles vorbei.“

Foto: Ralf Kleemann
7500 Euro monatliche Sofortrente warten auf einen noch unbekannten Gewinner. Der Schein wurde am 8. Oktober in Düsseldorf abgegeben. Bis Mitte Januar hat der- oder diejenige noch Zeit, sich zu melden. Danach verfällt der Gewinn.