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Vom Malocher- zum Ferienland: Tourismus in NRW

Vom Malocher- zum Ferienland: Tourismus in NRW

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Der Weitwanderweg Rothaarsteig, der von Brilon im Sauerland bis nach Dillenburg in Hessen führt, führt auch über eine Hängebrücke. Foto: Horst Ossinger
Das touristische Angebot in NRW ist groß. Urlauber schätzen die Vielfalt auf kleinem Raum. Naturerlebnisse sind ebenso möglich wie Shoppingtrips.

Düsseldorf. 

Kultur, Sport, Messen, Naturerlebnisse – Nordrhein-Westfalen hat für Touristen nach 70 Jahren inzwischen viel zu bieten. Nicht von ungefähr landet das bevölkerungsreichste Bundesland im Ländervergleich regelmäßig bei den Übernachtungszahlen auf den vorderen Plätzen.

Von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Gäste ins Land. Auch wenn sich einiges im touristischen Angebot getan hat: Verbesserungspotenzial gibt es immer noch.

Wie es war: „Noch Ende der 70er Jahre hätte niemand damit gerechnet, dass sich NRW in Sachen Tourismus so sensationell entwickelt“, sagt Silke May-Landgrebe, Dozentin für Tourismusmanagement an der Westfälischen Hochschule. Wer an NRW dachte, hatte schnell die rauchenden Schlote des Ruhrgebiets im Sinn – und nicht Erholung.

Wie es ist: Touristen schätzen an NRW die Vielfalt auf kleinem Raum, wie May-Landgrebe erklärt. Die einst abschreckende Industriekultur hat sich zur attraktiven Kulturindustrie gewandelt. Und Kunst, Ausstellungen und Theater finden Gäste längst nicht mehr nur in Köln und Düsseldorf, sondern auch im Ruhrgebiet: in stillgelegten Zechen, Gasspeichern und Hochöfen. Dazwischen gibt es jede Menge Natur.

Wie es kam: Den Erfolg des nordrhein-westfälischen Tourismussektors erklären die Experten neben externen Investitionen auch mit Subventionen vom Bund und der EU. Fahrradwege wie der Ruhrtalradweg wurden teils runderneuert; Wanderwege wie der Natursteig Sieg oder im Ahrtal ausgebaut, wie Tourismusmanagement-Professor der Internationalen Hochschule Bad Honnef Bonn, Helmut Wachowiak, berichtet.

Wer kommt: Die Nordrhein-Westfalen lieben ihr Land – und sind dort auch häufig als Touristen unterwegs. Gefolgt wird diese größte Gruppe unter den NRW-Touristen von Besuchern aus anderen Bundesländern, sagt Tourismus NRW-Sprecherin Julie Sengelhoff. Auch das Gros der internationalen Gäste hat einen kurzen Anreiseweg: Sie kommen aus den Niederlanden, Belgien und Großbritannien. Zuletzt stieg aber auch die Zahl der Gäste aus arabischen Staaten.

Wohin: Städtetrips boomen. Köln und Düsseldorf zählen zu den beliebtesten Zielen in NRW. Ins Messe-Land kommen aber auch Geschäftsreisende, etwa zu Europas größter Jagdmesse in Dortmund oder zur Gamescom in Köln. In ländlichen Regionen suchen Touristen Naturerlebnisse: War das Sauerland einst mit traditioneller Pensionen-Landschaft verbunden, ist es jetzt hip und angesagt für Mountainbike- und Wintersporttouren, sagt May-Landgrebe.

Wohin noch: Gleich fünf Bauten in NRW sind Unesco-Weltkulturerbe: Etwa der Aachener Dom, der als erstes Gebäude Deutschlands in die Liste aufgenommen wurden. Weltberühmt ist auch der Karneval, der das internationale Feiervolk lockt. Im Sommer reisen Tages- oder Wochenendtouristen für Junggesellenabschiede oder Großereignisse wie Konzerte oder Fußballspiele in den Arenen des Landes an. Der Tourist Service Aachen verzeichnet auch wachsende Nachfrage nach lokalen Geheimtipps.

Wer profitiert: Nach einer Studie im Auftrag vom Tourismus NRW trug die Tourismuswirtschaft 2013 direkt und über Zulieferbranchen mit über 25,1 Milliarden Euro 4,6 Prozent zur gesamten Wirtschaftsleistung in NRW bei.

Wo es hakt:Die massenhaften Übergriffe in der Silvesternacht in Köln schreckten kurzzeitig Touristen ab. Den Rückgang bei den Übernachtungszahlen führt ein Sprecher von Köln Tourismus aber eher auf die anhaltende latente Terrorangst zurück. Tourismus-Experte Wachowiak sagt: „Krisen haben ihre Gesetzmäßigkeiten – im Tourismus bedeutet das, dass die Gäste nach einiger Zeit wieder zurückkommen.“

Was besser geht:Vor allem beim öffentlichen Personennahverkehr könnte NRW noch attraktiver werden. May-Landgrebe sagt: „Noch immer enden Verbindungen an der Stadtgrenze oder verlaufen zwischen verschiedenen Verkehrsverbünden, das kann Touristen verwirren.“ (dpa)