Veröffentlicht inReise

Vom „Alten Land“ aus die Luxusliner auf der Elbe beobachten

Vom „Alten Land“ aus die Luxusliner auf der Elbe beobachten

Kaffeeklappe_Queen.JPG
Wer bei Kaffee oder Bier in der „Kaffeklappe“ auf die Elbe blickt, kann die verschiedensten Schiffe sehen. Oft sind auch die Queen Mary II und die Queen Elisabeth dabei. Besonderes zu diesen Zeiten ist der kleine Imbiss im „Alten Land“ in der Nähe von Hamburg gut besucht.

Die Sonne strahlt, ein laues Lüftchen weht. Sanft wiegen die Wellen gegen den schweren Anleger, der in Ufernähe auf der Elbe schwimmt. Schafe grasen an den schrägen Deichhängen, zwei Jogger traben auf der Deichkrone entlang. „Achtung, gleich wird’s stürmisch“, unterbricht Ralf Exner die Stille. Exner ist Wirt der „Kaffeeklappe“, einem kleinen Stehkaffee – direkt auf der Elbe. Gerade ist wieder ein großes Containerschiff auf dem Weg zum Hamburger Hafen vorbeigezogen. Mit einiger Verzögerung erreichen die Wellen das Ufer.

Es ist ein ruhiger Vormittag in Hollern-Twielenfleth, einem kleinen Dorf am Deich: Hier leben die Menschen nah am Wasser und doch mitten drin im Alten Land, das vor allem durch seine riesigen Apfelfelder bekannt ist. 1200 Quadratkilometer groß ist das Gebiet zwischen dem Fluss Schwinge im Westen und der Süderelbe im Osten. Knapp 200.000 Menschen leben hier, die meisten in Stade und Buxtehude.

300.000 Tonnen Äpfel werden jedes Jahr geerntet, hinzu kommen die bekannten „Knubberkirschen“. Für die Apfelbauern aber sind die Kirschen eher nebensächlich. Dabei sind es die Kirschblüten, die jedes Jahr Ende April die Saison einläuten. Ihre weißen Blüten geben einen ersten Vorgeschmack auf die Apfelblüte einen Monat später. Malerische Ecken wie die strahlend weiße Hogendiekbrücke in Steinkirchen liefern dann postkartenreife Motive.

Kreuzfahrtschiffe zum Greifen nah

Ein paar Möwen fliegen schreiend über die Kaffeklappe hinweg und hinter dem Frachter her. In der Ferne sind die Kräne des Hamburger Hafens zu erahnen, wo das Containerschiff in einer guten Stunde seine Ladung löschen wird. Auch große Kreuzfahrtschiffe wie die Queen Mary II oder die Queen Elisabeth kommen hier vorbei und sind dann zum Greifen nah. Ralf Exner kennt die Zeiten.

An der Wand hängt der Plan der Ozeanriesen

Auf einem Zettel an der Wand des weiß gestrichenen Holzhäuschens können seine Gäste die Fahrpläne der Ozeanriesen nachlesen. Wenn die Luxusliner die Elbe herauf- oder herunterfahren, ist der Anleger besonders gut besucht. Kaffee und Bier, Eis und Frikadellen — die Kaffeeklappe hält alles für den kleinen Imbiss bereit. Seine Lage und den Namen verdankt das schwimmende Wirtshaus den Seeleuten, die hier früher kurz festmachten, um sich durch die Klappe einen Kaffee zu holen. Heute machen vor allem Radler gerne Station. Oder es kommen Gäste, die zuvor das kleine Leuchtturmmuseum besucht haben.

Der Blickt schweift und bleibt auf einer alte Mühle am Ende der Straße hängen. Mühlen gibt es hier viele, zwölf Stück über das Alte Land verteilt, dieser aber fehlen zwei Flügel. Die graue Tür steht offen, zwischen zahlreichen großen, braunen Papiersäcken steht Hein Noodt, der Müller. „Letztes Jahr ist der zweite Flügel gebrochen“, berichtet er. Noodt ist 66 und arbeitet nach wie vor als Müller in der Mühle. So, wie es die Noodts seit fünf Generationen machen. Die alten großen Mühlsteine, die an der Außenwand lehnen, lassen erahnen, wie viel Mehl Hein Noodt damit schon gemahlen hat.

Heimliche Hauptstadt des Alten Landes

Hein Lühs hat einen Obsthof – in Jork, der heimlichen Hauptstadt des Alten Landes. Eher zufällig erfand der Bauer vor über zehn Jahren den Herzapfel – heute ist er sein Markenzeichen. „Mir fiel mal ein Apfel in die Hände, auf dem sich ein Blatt festgeklebt hatte. Als ich es abmachte, war die Form des Blatts wie aufgemalt auf dem Apfel zu sehen.“ So kam er auf die Idee, Herzen auf die fast reifen Äpfel zu kleben. Nach der Ernte entfernte er die Schablonen wieder. Heute bringt Lühs mit speziellen Lasern nahezu jede gewünschte Form oder Schrift auf. „Die ungewöhnlichste Anfrage kam von einem Kunden aus Dortmund: Er wollte den Text ‚14 schöne Jahre und was nun?‘ verewigt haben.“ Ob die Beziehung des Dortmunders den Apfel überlebte, weiß er nicht.

Der Bauer muss weiter, die nächste Reisegruppe steht auf dem Hof. Auch an der Kaffeklappe haben sich die ersten Gäste eingefunden. Bei Kaffee und Apfelkuchen genießen sie die Ruhe und warten auf die Queen oder eines der anderen Schiffe, die auf der Elbe am Alten Land vorbeikommen.