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Immer schön langsam – Urlaub auf den Kleinen Antillen

Immer schön langsam – Urlaub auf den Kleinen Antillen

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„Liming“ nennen die Bewohner von Trinidad und Tobago ihre Art, sich zu entspannen. Das können auch Urlauber, die auf die Inseln reisen.

Scarborough. 

Dies muss das Paradies sein. Oder jedenfalls die karibische Version davon. Der warme, weiche Sand, das smaragdgrüne, wie gemalt wirkende Meer, die sich sanft im Wind wiegenden Blätter der Kokospalmen: Las Cuevas Beach an der Nordküste Trinidads ist ein Traum, Karibik wie aus dem Bilderbuch.

Wenn an der Strandbar dann auch noch ein Glas Rum Punch oder eine Flasche Carib-Bier über den Tresen geschoben wird, ist das Bild endgültig perfekt. Ein Klischee? Na klar. Aber wer wollte sich daran stören? Hier verschwindet der Alltag zu Hause nicht nur kilometermäßig, sondern auch ­gefühlt in ganz weite Ferne. Stress war gestern, heute ist „Liming“ angesagt, so nennen die Bewohner von Trinidad und Tobago diese Art des genussvollen Abhängens, die sich in diesem Ambiente ganz mühelos zur Perfektion bringen lässt.

Mehr als 30 Inselgruppen zählen zur Karibik, diesem Sehnsuchtsort nicht nur im nasskalten deutschen Winter. Inselgruppen, die manches verbindet, zum Beispiel die übers ganze Jahr konstanten Tagestemperaturen um 30 Grad, die aber ansonsten große vegetative und kulturelle Vielfalt bieten. Ein Teil dieser Bandbreite lässt sich auf den nur gut 15 Flugminuten auseinanderliegenden Inseln Trinidad und Tobago erleben, denn die Las Cuevas Beach ist eben nur einer von vielen Höhepunkten einer möglichen Rundreise, die mehr bietet als lediglich Entspannung am Strand.

Tobago bietet mehr Ruhe als Trinidad

Wer es besonders ruhig angehen lassen möchte, startet auf Tobago, mit einer Fläche von nur 300 km² und etwa 60.000 Einwohnern ungleich kleiner als Trinidad (fast 5000 km² und 1,7 Millionen Einwohner) und vom Tourismus weit weniger berührt. Schon am kleinen Flughafen geht es betont gemächlich zu, die Hotels verfügen insgesamt über ge­rade mal 2700 Betten, das Entertainment-Angebot ist überschaubar. Grundsätzlich gilt: Die brodelnde Geschäftigkeit touristischer Hotspots gibt es hier nicht, dafür ist zum Beispiel der Markt in der Hauptstadt Scarborough (1200 Einwohner), wo die Kokosmilch direkt aus der frisch aufgeschlagenen Frucht getrunken wird, zu klein.

Auch das luxuriöse Magdalena Grand Beach Resort, auf dessen Areal Hunderte Kaimane in eigens angelegten Teichen leben, ist keine Partymeile, sondern ein Wohlfühl­ort mit Infinity Pools, die direkt ins Meer überzugehen scheinen. Ein Ausgangspunkt für Inselrundfahrten im Kleinbus, die etwa von Chris, 40 Jahre alt, sieben Kinder, betreut werden. „Wisst ihr, warum unsere Straßen so voller Serpentinen sind?“, fragt die sympathische Frau, die ohne Weiteres als Schwester von Superstar Rihanna durchgehen könnte, auf dem Weg zu einer vierstündigen Katamaran-Tour. „Damit die bösen Geister unsere Spur verlieren, sobald wir mit dem Auto wieder hinter einer Kurve verschwinden.“ Chris lächelt, doch der Volksglaube an Jumbee, Dämonen, die ausgetrickst oder besänftigt werden können, ist auf Tobago noch lebendig.

Auch wenn die Mehrzahl der Bewohner auf der ebenso wie Trinidad 1498 von Christoph Kolumbus entdeckten Insel sich offiziell zum Christentum bekennt. Mehr als 30-mal wechselte Tobago in seiner Geschichte den Besitzer; Spanier waren hier (und löschten die indianische Urbevölkerung nahezu aus), Niederländer, Franzosen, sogar Polen. Schließlich fiel Tobago ebenso wie Trinidad an Großbritannien, erst 1962 wurde volle Unabhängigkeit innerhalb des Commonwealth erreicht.

Im Regenwald leben mehr als 150 Schmetterlingsarten

Eine wechselhafte Geschichte – wirtschaft­lichen wie militärstrategischen Interessen geschuldet –, die schnell in den Hintergrund ­gerät, als der Katamaran „Island Girl“ ablegt und im gemütlichen Tempo zu der einsam gelegenen Bucht Cotton Bay schippert. Die Mannschaft grillt fangfrischen Fisch und ­bereitet an Bord das Büfett vor, während die mit Taucherbrille und Schnorchel ausgestatteten Gäste die Tier- und Pflanzenwelt unter Wasser bestaunen. Zwischen den Korallen ziehen bunte Papagei-, Doktor- und Kaiserfische ihre Runden, verschwinden gefleckte Mu­ränen in Felsspalten.

Am menschenleeren Strand, perfekte Kulisse für die nächste „Robinson Crusoe“-Verfilmung, wird noch ein wenig gesonnt, dann ist Küsten-Sightseeing vom Boot aus angesagt: eine Bucht schöner als die andere, im Hintergrund Regenwald – es fällt nicht schwer zu glauben, dass Tobago ein international beliebter Ort für Hochzeiten und anschließenden Honeymoon ist. Die Grundlage für eine harmonische Zeit legt die Insel schließlich selbst.

Und für ein wenig mehr Abwechslung zwischendurch müssen Reisende lediglich per Schiff oder Flugzeug etwa 30 Kilometer bis Trinidad zurücklegen. Vor allem in der im Nordwesten gelegenen Hauptstadt Port of Spain geht es um einiges trubeliger zu als auf Tobago. Von der Terrasse des auf einer Anhöhe thronenden Hilton-Hotels lässt sich am Abend ­wunderbar über das Lichtermeer der Stadt blicken, rund um den nahen Savannah-Park drehen Jogger ihre Runden, ein Street-Food-Markt zieht hungrige Einhei­mische und Touristen an, der mit ungefähr fünf Kilometern angeblich längste Kreisverkehr der Welt ist auch zu später Stunde noch stark befahren.

Wer Nachtleben sucht, findet es, doch Trinidads wahre Höhepunkte liegen anderswo. Zum Beispiel im Asa Wright Nature ­Centre mitten im Regenwald, wo die Spitzen rie­siger Bambusbäume im Nebel verschwinden, wo 150 Schmetterlings- und 170 Vogelarten auf Schlangen, Echsen, Agoutis (optisch eine Mischung aus Hase, Meerschweinchen und Ratte) und Blattschneideameisen treffen. Ein koloniales Haupthaus und mehrere Lodges stehen im Zentrum des 600 Hektar großen Areals, in dem es überall sprießt und zwitschert und zirpt.

Wer will, kann sich für eine oder meh­rere Nächte einmieten und schon am frühen Morgen die erste geführte Tour unternehmen. Zum Beispiel mit Barry, der hier bereits seit mehr als zehn Jahren arbeitet und die Lock­rufe der zahlreichen Kolibri-Arten so gut beherrscht, dass vor allem die Männchen immer wieder angeflogen kommen. Faszinierend, nicht nur für die mit Feldstechern und High-End-Kameras bewaffneten Hobby-Ornithologen, die sich zwischendurch am All-you-can-eat-Büfett stärken. Und ganz besonders beeindruckend, wenn zwischendurch einer dieser kurzen tropischen Wolkenbrüche niedergeht, nach denen das ohnehin schon satte Grün des Naturschutzgebiets noch stärker glänzt und duftet.

Berühmter Exportartikel neben Rum ist die Musik der Steelbands

Einen etwas anderen Duft verströmt der etwa 60 Kilometer entfernte La-Brea-Asphaltsee im Südwesten der Insel, der Wirtschaftsfaktor und Touristenattraktion zugleich ist. Hier befindet sich auf einer Fläche von etwa 40 Hektar das weltweit größte Vorkommen von Flüssigasphalt. Bis zu 100 Meter tief soll der See an manchen Stellen sein, etwa zehn Millionen Tonnen Asphalt beherbergen. Wobei die Bezeichnung „See“ in die Irre führt, ist die Oberfläche doch begehbar, auch wenn sie häufig deutlich federt, und man bisweilen gar leicht einsinkt, bleibt man zu lange an einer Stelle stehen.

Besucht werden kann dieser geradezu außerirdisch anmutende Ort aber ohnehin nur mit einem lokalen Führer, der gruselige Geschichten von Menschen zu erzählen weiß, die hier einst versunken sind. Oder von Bohrgestänge, das abbrach und an anderer Stelle grotesk verformt wieder an die Oberfläche kam. Bereits im 17. Jahrhundert exportierten die Spanier Asphalt aus La Brea in ihre Heimat; in Deutschland werden heute jährlich etwa 6000 Tonnen La-Brea-Asphalt im Straßenbau verarbeitet.

Ein besonderer Exportartikel ist – neben dem berühmten Trinidad-Rum – die Musik der Steelbands, von denen es speziell in Port of Spain unzählige gibt und von denen einige auch international auf Tour gehen. Beim Karneval im Februar, dem weltweit zweitgrößten, treten die Besten der Besten gegeneinander an, davor liegen endlose Probenstunden mit bisweilen sehr überraschendem Repertoire. Schließlich werden auf den ­typischen Steel Pans, großen runden Metallpfannen, nicht nur die erwartbaren Calypso-Grooves gespielt, auch berühmte Musical-Melodien und sogar Aram Chatschaturjans „Säbeltanz“ bekommen hier ein mitreißendes Karibiklifting. Der perfekte Urlaubs-Soundtrack, der per mitgebrachter CD ein wenig Karibikfeeling ins eher ungemütliche Deutschland rettet. Und damit mühelos die Erinnerung an sorglos-entspannte Stunden nicht nur an der Las Cuevas Beach wachhält.

Tipps & Information

Anreise z. B. mit Lufthansa und Condor ab München nach Tobago.

Unterkunft Tobago: Magdalena Grand Beach Resort ab 94 Euro (DZ/Person); Bacolet Beach Club ab 80 Euro (DZ/ Person); Trinidad: Hilton ab 59 Euro (DZ/Person).

Rundreise „100% Trinidad & Tobago“, elftägige Kom­binationsreise ab/bis Tobago inklusive zehn Übernachtungen im Doppelzimmer, Mahlzeiten, Inselflügen, zwei Ausflügen, ab 1219 Euro pro Person, www.meiers-weltreisen.de

Ausflüge Tagesausflug „Tobago Inselrundfahrt“ (96 Euro/Person, deutschsprachige Reiseleitung), Ausflug „Trinidad – Port Of Spain bei Nacht“ (76 Euro/Person), buchbar über www.meiers-weltreisen.de

Auskunft www.visittobago.de und www.gotrinidadandtobago.com

(Unterstützt von Meier’s Weltreisen.)