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Darauf sollten Sie beim Reisen mit dem Wohnwagen achten

Darauf sollten Sie beim Reisen mit dem Wohnwagen achten

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Foto: Caravan Salon
Das passende Gespann, Fahrtraining und die richtige Fahrerlaubnis – hier erfahren Sie, was bei der Caravan-Reise wichtig ist.

Essen. 

Es dürfte nicht ungewöhnlich sein, bei Nachforschungen zu Caravans auf einen Niederländer zu stoßen. Bert Wijnen kokettiert gerne mit dem Wohnwagen-Image seiner Landsleute: „Wir haben schließlich die höchste Anzahl pro Kopf!“ Genau deswegen hat er mit Kumpel Menno van der Heijden ein spezielles Online-Programm entwickelt. Es berechnet, ob Autotyp und Wohnwagenmodell zusammenpassen. Unter zugwagen.info können Caravanurlauber und solche, die es werden möchten, ihre Werte eingeben und bekommen unkompliziert und kostenfrei die Gespanndaten ermittelt. Inklusive Angaben zu Maximalgeschwindigkeiten in unterschiedlichen Gängen, zur Beschleunigung oder zur Fahrleistung auf Bergstraßen.

Die Formel „hohes Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen und viele PS“ ist Wijnen zu einfach. Um zu sehen, ob ein Duo stimmig ist, sollten auch Getriebeübersetzung, Aerodynamik und Gewichtsverhältnis zwischen Zug- und Wohnwagen berücksichtigt werden.

Dennoch gibt es Faustregeln. „Pkw mit Turbo sind im Allgemeinen zu bevorzugen“, sagt Wijnen, da sie niedrige Drehzahlen mit hohem Drehmoment verbinden. Weniger geeignet für den Anhängerbetrieb seien Eco-Fahrzeuge, „sie haben oft längere Getriebeübersetzungen“. Beim Caravaning Industrie Verband (CIVD) verweist Jost Krüger, Leiter des Technik-Referats, speziell auf den Faktor Gewicht: „Ein hohes Zugfahrzeuggewicht im Vergleich zum Anhänger erhöht die Fahrstabilität.“ Immer leichter werdende Caravans ermöglichten zudem „mehr und mehr auch den Einsatz kompakter Zugfahrzeuge“.

Mit Einweiser rangieren

Das passende Gespann zusammenzubringen ist die eine Herausforderung, es zu steuern, die andere. „Um ein gutes Gefühl für das Fahrzeug zu bekommen, empfiehlt es sich, vor der eigentlichen Reise das Fahren, Beschleunigen, Abbiegen und Ankuppeln zu üben“, sagt Krüger. Automobilclubs bieten Fahrtraining an. Knifflig wird für Ungeübte oft das Rangieren auf dem Campingplatz. Der Experte rät auch hier zu „Proberunden“ und einem Einweiser an der Seite.

„Wichtig sind eindeutig abgesprochene Zeichen und Signale. Der Einweiser sollte immer so stehen, dass er sowohl das Hindernis im Blick hat, als auch für den Fahrer, zumindest in einem Spiegel, immer sichtbar bleibt.“ Mit Elektromotoren betriebene Rangierhilfen an Deichsel oder Caravanrad können heute das Einparken erleichtern. Dazu wird der Wohnwagen vom Zugfahrzeug abgekoppelt und mittels Fernbedienung langsam in die vorgesehene Position manövriert.

[kein Linktext vorhanden]Eilig sollten es Caravanurlauber sowieso nicht haben. Generell gilt für sie in Deutschland auf Landstraßen und Autobahnen Tempo 80. Mit ABS am Auto, hydraulischen Stoßdämpfern am Caravan sowie weniger als 3,5 Tonnen Gesamtmasse und dem passenden Gewichtsverhältnis können Hersteller eine Tempo-100-Betriebserlaubnis in die Fahrzeugpapiere eintragen. Dann muss auf der Caravan-Rückseite die 100-km/h-Plakette angebracht werden.

Fahrerlaubnis: der B96-Führerschein

Bleibt für Neulinge noch die Frage nach der Fahrerlaubnis. Mit der alten Klasse 3 können alle Kombinationen bis theoretisch 18,7 Tonnen geführt werden. Wer seinen Führerschein erst ab 1999 erworben hat, darf aufgrund der neuen Klasse B nur noch bis 3,5 Tonnen ans Steuer. Die sind schnell erreicht: Bereits 30 Prozent der heute neu zugelassenen Caravans wiegen über 1,6 Tonnen und bringen mit einem durchschnittlichen Pkw schnell mehr als den Grenzwert auf die Waage. Eine Lösung ist die B96-Führerschein-Erweiterung. Sie ermöglicht das Führen von Kombinationen bis 4,25 Tonnen Gesamtmasse und wird mit einer eintägigen Schulung erworben. Eine Prüfung ist nicht notwendig. Den Erweiterungsschein (circa 300 Euro) haben in Deutschland etwa 450 Fahrschulen im Programm, unter www.caravaning-info.de/B96 bietet der CIVD eine bequeme Postleitzahlensuche.

Ein letzter Tipp: Die Maße stehen zwar in den Papieren, können sich aber durch Anbauten wie Antenne, Zusatzspiegel (wenn der Caravan breiter als das Auto ist) oder Fahrradträger verändern. Also lieber nachmessen, alles auf einen Zettel schreiben und ihn – falls Schilder mit Durchfahrtshöhen und -breiten ins Auge springen – ins Cockpit kleben.