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40. Geburtstag leitet neue Ära bei Alltours ein

40. Geburtstag leitet neue Ära bei Alltours ein

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Alltours, Willi Verhuven, Pascal Brückmann, Reiseveranstalter, Düsseldorf, Duisburg Foto: WAZ Fotopool
Der deutsche Reiseveranstalter Alltours feiert sein 40-jähriges Bestehen. Firmengründer Willi Verhuven erzählt die weiteren Pläne des Unternehmens.

Essen. 

Firmengründer, Geschäftsführer und Alleingesellschafter in einer Person: Willi Verhuven hat aus einem Ein-Mann-Reisebüro einen der größten Reiseveranstalter Deutschlands gemacht. Zum 40. Alltours-Geburtstag gibt sich der Branchen-Platzhirsch selbstbewusst – und plant mit Mitte 60 doch schon eine Zukunft ohne Willi Verhuven.


Sie haben gerade Ihre neuen Räumlichkeiten im Dreischeibenhaus in Düsseldorf bezogen. War der Umzug von Duisburg nach Düsseldorf nötig? Sie hatten doch am Innenhafen mit Ihrem eigenen Gebäude sehr gute Bedingungen.

Willi Verhuven: Wir sind in Duisburg so stark gewachsen, dass wir dort zu wenig Platz hatten und die Mitarbeiter auf unterschiedliche Gebäude verteilt werden mussten. Hier in Düsseldorf stimmen nun wieder die Rahmenbedingungen und wir können eine neue Ära für das Unternehmen einleiten. Außerdem gefällt es mir persönlich auch sehr gut. Die zentrale Lage, der Rhein in Sichtweite, die Altstadt und viele Geschäfte und Cafés vor der Tür, all das ist einfach grandios.


Sie planen ja schon länger, sich sukzessive aus dem operativen Tagesgeschäft zurückzuziehen.

Verhuven:Richtig. Diesen Plan gibt es und ich setze ihn auch nach und nach um. Mit Markus Daldrup als Geschäftsführer Touristik ist mein Nachfolger bereits im Haus. Dennoch bleibe ich nach wie vor im Unternehmen präsent. Ich habe idealistische Vorstellungen, die ich bei Alltours unbedingt aufrecht erhalten möchte. Neben dem Streben nach Qualität möchte ich, dass die soziale Komponente gegenüber unseren Mitarbeitern immer gegeben ist. Wir sind ein Familienbetrieb und kein Konzern.


Das Wohl und Wehe des Unternehmens hängt trotz eingesetzter Geschäftsführung weiter sehr stark an Ihrer Person, da Sie der alleinige Eigentümer sind. Wird das so bleiben?

Verhuven: Auch hier gibt es einen Plan. Alltours wird eine Stiftung. Die Verträge dazu werden gerade vorbereitet. Denn schließlich muss alles im Sinne des Unternehmens geregelt sein, wenn es die Person Willi Verhuven einmal nicht mehr geben sollte. Das dauert aber noch, und die Arbeit macht mir Spaß.


Arbeit gibt es ja wieder genug. Das Wettbewerbsumfeld wird immer härter. Auffällig ist, dass Alltours zuletzt nicht mehr so stark wie der Markt gewachsen ist.

Verhuven: Das sehe ich anders. Wir haben in den vergangenen vier Jahren unseren Umsatz um mehr als elf Prozent gesteigert, rein organisch. Damit bin ich zufrieden.

„Was andere Veranstalter tun, hat mich noch nie interessiert“

Dennoch ist Ihnen der Reiseveranstalter-Konkurrent FTI bei der Umsatzentwicklung enteilt, Schauinsland Reisen aus Duisburg sitzt Ihnen als Verfolger im Nacken. Diese Situation kann Sie doch nicht befriedigen?

Verhuven: Was andere Veranstalter tun, hat mich noch nie interessiert. Für mich zählen ausschließlich die Grundsätze eines soliden Kaufmanns. In den 40 Jahren Alltours-Unternehmensgeschichte haben wir immer Gewinne geschrieben. Das wird auch im abgelaufenen Geschäftsjahr so sein. Richtig aber ist, wir müssen uns alle eingestehen, dass das Marktwachstum in Deutschland mittlerweile begrenzt ist. Die Bevölkerung wächst nicht mehr und neue Reiseformen wie die boomende Kreuzfahrt nehmen den klassischen Pauschalreiseanbietern inzwischen einen Teil der Kunden ab.

Man könnte auch weiter gehen und sagen, dass das Geschäft der Veranstalter immer austauschbarer wird, da sich die Produkte zu stark ähneln. Flug, Transfer, Hotel und Strand, das kann doch inzwischen wirklich jeder.

Verhuven: Es stimmt, dass der Markt von solchen Produkten überschwemmt wird. Der Großteil unserer Kunden entscheidet sich aber sehr bewusst für eine von Alltours exklusiv angebotene Reise. Gut eine Million unserer insgesamt 1,8 Millionen Reisegäste bucht inzwischen einen Urlaub, den nur wir anbieten, wie etwa unsere inzwischen 22 allsun-Hotels. Durch unsere Investitionen in die eigenen Hotels haben wir eine renditestarke Solidität geschaffen, von der wir noch lange profitieren.

Veranstalter wie die Tui gehen ja noch einen Schritt weiter, indem sie ihre Produkte immer weiter ausdifferenzieren und ein Konzepthotel nach dem anderen kreieren. Wie weit sind Sie da schon?

Verhuven: Alles, was der Kunde nachfragt, bieten wir natürlich. Deshalb heißen wir ja auch Alltours. Für alle wichtigen Zielgruppen gibt es bei uns das passende Angebot, zum Beispiel für Familien oder in den Sparten Sport und Wellness. Selbstverständlich gibt es bei uns aber auch reine Erwachsenenhotels. Ich persönlich mag das zwar nicht, da für mich Kinder im Urlaub einfach dazugehören. Aber an dieser Stelle ist der Kunde natürlich König.

„Abgespeckte Produkte werden von den Kunden nachgefragt und gebucht“ 

Es sei denn, er steigt in ein Flugzeug. Da wird von den meisten Airlines nur noch Magerkost angeboten. Keine Verpflegung, Gepäck nur gegen Aufpreis, keine Zeitungen und Magazine mehr. Für Sie ein Unding?

Verhuven: Auch hier entscheidet der Kunde. Denn zur Wahrheit gehört, dass diese abgespeckten Produkte von den Kunden ja nachgefragt und gebucht werden. Stellen wir uns als Reiseveranstalter nicht darauf ein, dann buchen die Kunden eben an uns vorbei. Und auf der anderen Seite verstehe ich auch die Airlines. Viele von ihnen machen seit Jahren Verluste und wollen nun mit solchen Maßnahmen wieder erfolgreicher werden. Kunden, die sich für einen Vollcharterflug von Alltours entscheiden, können sich aber weiterhin auf die gewohnte Verpflegung sowie das Freigepäck verlassen.

Sie haben in all den Jahren darauf geachtet, dass Alltours eine starke Marke ist und bleibt. Ihr Slogan „Alles aber günstig“ steht für Ihr breites, aber günstiges Angebot an Reiseprodukten. Trifft diese Aussage heute überhaupt noch zu? Ihr Unternehmen hat sich ja schon sehr verändert.

Das Kundenverhalten hat sich verändert und damit auch unser Angebot. Das Thema Qualität zum guten Preis stellt nach wie vor unseren Markenkern dar. In den 70er und 80er Jahren galt das für Hotels der unteren Mittelklasse. Heute wählen Urlauber bei uns überwiegend Ferienanlagen mit mindestens vier Sternen. Wir haben „alles aber günstig“ zeitgemäß weiterentwickelt. Heute sind wir nicht immer der günstigste Anbieter, aber nach wie vor einer der preis-leistungsstärksten. Der Erfolg unserer eigenen allsun-Hotels mit einem hohen Stammgästeanteil, steigender Bekanntheit und vor allem Zufriedenheit bestärkt uns.


Vor 40 Jahren haben Sie Alltours am Standort Kleve aus Ihrem Reisebüro heraus gegründet. Würden Sie heute als Unternehmer noch einmal in die Touristik einsteigen?

Verhuven: Absolut. Die Branche ist einzigartig und hat mein Leben bereichert, das kann mir keiner mehr nehmen. Natürlich würde ich heute wieder in die Touristik einsteigen und eine Neugründung der heutigen Zeit und Marktsituation anpassen. Aber ganz sicher würde mir das wieder viel Spaß machen.