Veröffentlicht inRegion

Zechensiedlungen im Ruhrgebiet – Siedlung Friedrich-Heinrich

Zechensiedlungen im Ruhrgebiet – Siedlung Friedrich-Heinrich

Simaitis_20120403_DSC3719.jpg
Zechensiedlung am "Bergwerk West" in Kamp-Lintfort Foto: Simaitis/WAZ FotoPool
Bis 2012 war die Siedlung Friedrich Heinrich in Kamp Lintfort eine echte Zechensiedlung — dann ging auf dem Bergwerk West das Licht aus.

Kamp-Lintfort. 

Auf der Themenroute 19 der „Route Industriekultur“ sind 13 bedeutsame Siedlungen beschrieben. Insgesamt führt die Liste 51 Werkssiedlungen auf.

Das Bergwerk West war die drittletzte Zeche im Ruhrgebiet. Seit 2012 ist Schicht im Schacht — und seitdem ist auch die Alt-Siedlung „Friedrich Heinrich“ keine echte Zechensiedlung mehr.

Entstanden ist sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts als eine der größten Werkssiedlungen der Region. 1906 gründete sich in Paris die Aktiengesellschaft Friedrich-Heinrich und begann auf dem heutigen Stadtgebiet von Kamp-Lintfort mit dem Bau einer Zeche. Friedrich-Heinrich wurde „mitten auf dem platten Land“ gebaut. Die angeworbenen Arbeitskräfte mussten Wohnraum finden, sesshaft und an die Zeche gebunden werden.

Insgesamt bietet die Alt-Siedlung, die den Gestaltungsprinzipien der Gartenstadt folgt, ein abwechslungsreiches Bild. Die Alt-Siedlung Friedrich Heinrich ist mit 76 ha die größte Werkssiedlung des rheinisch-westfälischen Industriegebietes. Sie ist heute saniert, restauriert und in ihrer Wohnqualität wieder geschätzt.

Bergwerk Friedrich Heinrich hat Kamp-Lintfort geprägt

Wesentlichen Anteil an der Entwicklung von Kamp-Lintfort hatte das Bergwerk Friedrich Heinrich, heute Bergwerk West. Seinen Namen erhielt es von Friedrich Heinrich von Diergardt, einen Krefelder Industriellen. Seine Erben waren im Besitz eines Grubenfeldes, hatten aber kein Interesse an einer Zeche und verkauften das Feld an eine französische Bauherrengruppe.

Diese teufte ab 1907 auf dem heutigen Stadtgebiet von Kamp-Lintfort die gleichnamige Zeche ab. Die Schachtanlage blieb bis 1970 in französischer Hand und wechselte dann in den Besitz der Ruhrkohle AG.

Auch die Siedlung Friedrich Heinrich ist ein Beispiel dafür, dass ohne den Werkswohnungsbau eine Zeche mitten auf dem „platten Land“ nicht bestehen konnte. Also hatte die Gesellschaft von vorneherein ausreichend Grundfläche gekauft, um in unmittelbarer Nähe zur Schachtanlage zwei große Siedlungen anlegen zu können, eine für Beamten und die Alt-Siedlung für Arbeiter. In mehreren Bauphasen entstand von 1910 bis in die 1930er Jahre eine der größten Zechenkolonien des Rheinisch-Westfälischen Industriegebietes.

Kein Haus sieht aus wie das andere

Die ältesten Häuser stehen in aufgelockerter Bebauung zwischen der Ring-, Albert- und Ebertstraße auf vergleichsweise großen Grundstücken. Anderthalb- oder zweigeschossige Häuser sind zu Doppel- oder Vierfamilienhäusern zusammengestellt, alle ausgestattet mit Vorgärten, Gärten und Ställen.

Die zweite Bauphase fiel zusammen mit einem starken Anwachsen der Belegschaft nach Förderaufnahme und umfasste die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg. Bebaut wurde das Gebiet zwischen Moerser Straße im Norden, Ringstraße im Westen, Barbara- und Ringstraße im Süden sowie Alfred- und Auguststraße im Osten.

Dabei wurden wenige Haustypen durch architektonische Details (Erker, Dachformen, Verkleidung u. ä.) soweit verändert, dass nicht zwei Häuser gleichen Aussehens nebeneinanderstehen und insgesamt eine außergewöhnliche optische Vielfalt in der Bebauung entstand. In den zwanziger Jahren erweiterte die „Bergmannssiedlung GmbH Linker Niederrhein“ als Bauträger die Alt-Siedlung, für die die Zeche das Belegsrecht hatte. Vier verschiedene Bau- und Architektenbüros waren von 1921 bis 1930 am Ausbau der Siedlung beteiligt, so dass kein einheitliches Bild der Siedlung in dem Gebiet um die Pappelstraße entstand.

Churchill und Eisenhower waren prominente Besucher

Englands Premierminister Sir Winston Churchill und der spätere US-Präsident Dwight D. Eisenhower zählen zu den prominentesten Besuchern des ehemaligen Beamtenkasinos der Zeche Friedrich-Heinrich. Heute beherbergt das denkmalgeschützte Gebäude, das 1986 von der Ruhrkohle AG verkauft wurde, Restaurant und Hotel. 1913/14 erbaut, gründete sich hier 1916 die Kasinogesellschaft Friedrich-Heinrich, der neben den Beamten auch die auf Lebenszeit angestellten Belegschaftsmitgliedern der Zeche angehörten. 1945 wurde das Casino Hauptquartier der Alliierten. Im Park, als Bodendenkmal ebenfalls unter Schutz gestellt, findet man einen kleinen Biergarten.

Quelle: www.route-industriekultur.de

„Route Industriekultur“ – die 50 schönsten Zechensiedlungen im Ruhrgebiet:

  • Siedlung Eisenheim
  • Siedlung Stemmersberg
  • Siedlung Grafenbusch
  • Siedlung Ripshorster Straße
  • Siedlung Lohberg
  • Siedlung Wehofen
  • Dichter-Viertel
  • Siedlung Hüttenheim
  • Margarethen-Siedlung
  • „Beamtensiedlung“ Bliersheim
  • Siedlung Rheinpreußen
  • Siedlung Johannenhof
  • Kolonie Meerbeck
  • Siedlung Repelen
  • Alt-Siedlung Friedrich-Heinrich
  • Siedlungen Niederberg – Alte und Neue Kolonie
  • Siedlung Mausegatt
  • Siedlung Karnap
  • Margarethenhöhe
  • Altenhof II
  • Siedlung Brandenbusch
  • Siedlung Carl Funke
  • Gartenstadt Hüttenau
  • Kolonie Friedlicher Nachbar
  • Siedlung Dahlhauser Heide
  • Siedlung Lange Riege
  • Walddorf-Siedlung
  • Cuno-Siedlung
  • Kreinberg-Siedlung
  • Siedlung Vogelsang
  • Zechensiedlung „Neustadt“ Ahlen
  • D-Zug-Siedlung Rünthe
  • Victoria-Siedlung
  • Siedlung Ziethenstraße
  • Bergarbeiter-Wohnmuseum
  • Müsersiedlung der Zeche Gneisenau
  • Bergbaubeamtensiedlung Neu-Asseln
  • Alte Kolonie Eving
  • Siedlung Oberdorstfeld
  • Kolonie Landwehr
  • Siedlung Teutoburgia
  • Dreieck-Siedlung Hochlarmark
  • Flöz Dickebank
  • Vittinghoff-Siedlung
  • Siedlung Klapheckenhof
  • Siedlung Schüngelberg
  • Siedlung Spinnstuhl
  • Gartenstadt Welheim
  • Siedlung Zweckel
  • Siedlung Fürst Leopold

Quelle: www.route-industriekultur.de