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Stadt erlaubt arabischem Scheich Picknick im Naturschutzgebiet

Stadt erlaubt arabischem Herrscher Picknick im Schutzgebiet

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Mohammed bin Raschid al-Maktum war zu Besuch in Nettetal. Foto: dpa
Ein Scheich will picknicken – nicht etwa auf weißem Wüstensand, sondern im Grün eines Naturschutzgebiets in NRW. Sein Besuch stößt auf Kritik.

Nettetal. 

Romantisch gelegen, von Wäldern und Seen umgeben. So liegen die Krickenbecker Seen nahe der Stadt Nettetal am Niederrhein. In genau diesem Idyll, das teilweise sogar unter Naturschutz steht, hat sich der Herrscher des Emirats Dubai Mitte Juli zum Picknick niedergelassen. Mitsamt Gefolge und mit Duldung der Behörden. Und auch auf Wunsch des Bundeskanzleramts und der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, sagt ein Sprecher der Stadt Nettetal.

Mit einem Tross aus rund 25 Personen und mit schweren Diplomatenwagen sei Scheich Mohammed bin Raschid al-Maktum angereist. Bedienstete hätten auf einer von Angestellten der Stadt Nettetal gemähten Wiese im Naturschutzgebiet für den Scheich weiße Pavillons errichtet. Zwei bis drei Stunden soll der Emir laut Pressesprecher der Stadt Nettetal dort verbracht haben. Die Natur sei nicht zu Schaden gekommen. „Wir nehmen den Naturschutz ernst“, sagt Stadtsprecher Jan van der Velden. Die Kommune habe dem Scheich erst nach Rücksprache mit Naturschützern und zuständigen Behörden das OK gegeben.

Kritik aus den sozialen Netzwerken

„Wir wurden nach den Gänsebrutzeiten gefragt und die sind vorbei“, erinnert sich Ansgar Reichmann. Er ist wissenschaftlicher Leiter der Biologischen Station, die das Schutzgebiet und verschiedene Projekte vor Ort betreut. Es sei allerdings immer problematisch, Naturschutzgebiete zu betreten. Veranstaltungen wie das Picknick setzten Wasservögel unter Stress, sagt Reichmann. Andere Naturschützer monierten den „Beispielcharakter“ der Ausnahme.

Kritik aus sozialen Netzwerken, dass vor allem Geld bei der Ausnahmegenehmigung eine Rolle gespielt habe, weist der Stadtsprecher zurück. „Wir haben keinen Cent dafür bekommen“, betont van der Velden. Alle Kosten, die angefallen sind, etwa durch die Mäharbeiten, übernehme der Scheich allerdings selbst.

Bei der Staatskanzlei habe es keine „Anfrage“ gegeben

Die Anfrage für die Rast im Grünen sei kurzfristig, direkt aus der Berliner Botschaft der VAE gekommen, berichtet van der Velden. „Die Stadt Nettetal verwies darauf, dass alle Behörden damit einverstanden seien und dass es auch eine Bitte aus der Staatskanzlei und dem Bundeskanzleramt dazu gebe“, sagt ein Kreissprecher. Daraufhin habe die Kreisverwaltung die Entscheidung hingenommen.

In der Staatskanzlei sieht man das allerdings ganz anders. Es habe keine „Anfrage“ bei der Kommune gegeben, sondern umgekehrt eine Rückfrage der Stadt Nettetal. Dabei habe die Staatskanzlei deutlich gemacht, dass sie in keiner Weise auf die Entscheidung der örtlich zuständigen Behörden Einfluss nehme. Der Ausflug des Scheichs sei auch seitens der Botschaft stets als Privatbesuch kommuniziert worden, teilt die Staatskanzlei weiter mit.

Schon vorher hatte der Scheich versucht, ein Picknick mit Zelten und Catering an der Dhünntalsperre im Rheinisch-Bergischen Kreis zu veranstalten. Die zuständigen Behörden hatten das aber abgelehnt. Die Dhünntalsperre gilt als zweitgrößtes Trinkwasserreservoir Deutschlands. Selbst Wanderer dürfen die Wasserschutzzone nicht betreten. Die Gefahren für Mensch und Natur wären zu groß gewesen, begründet eine Kreis-Sprecherin die Entscheidung. (dpa)