Veröffentlicht inRegion

Petra Pieper kämpft seit Jahren gegen Rheuma

Petra Pieper kämpft seit Jahren gegen Rheuma

Am 05_09_2014 erzählt Petra Pieper-kOQG--656x240@DERWESTEN.jpg
Die 54 Jahre alte Frau ist seit vielen Jahren an Polyarthritis erkrankt. Ihr Arzt prognostizierte ihr mit 29 ein baldiges ein Leben im Rollstuhl. Doch sie will sich nicht unterkriegen lassen. Die letzten Jahre waren ein Auf und Ab mit Erfolgen und Misserfolgen.

An Rhein und Ruhr. 

Was Petra Pieper bei ihrem ersten Krankenhausaufenthalt sieht, macht sie nicht nur traurig, sondern auch wütend: Rheuma-Patienten resignieren, klagen, geben sich auf. „Ich wollte mich nicht wie diese Menschen auf eine Krankheit reduzieren und ihr damit die Oberhand geben. Ich wollte kämpfen“, sagt Petra Pieper und die Entschlossenheit in ihrer Stimme lässt daran keinen Zweifel aufkommen.

„Spätestens in drei Jahren werden Sie im Rollstuhl sitzen müssen.“ Eine erschütternde Prognose, die Petra Pieper als junge Frau von ihrem Arzt erhält.

Heute, etwa 20 Jahre später, humpelt die zierliche 54-Jährige durch das Rheumazentrum in Meerbusch-Lank, der Fuß ist angeschwollen und schmerzt. An ihren versteiften Fingern zeichnen sich kleine Rheumaknoten ab. Und trotz allem klagt die 54-Jährige nicht. Viel lieber betont sie, entgegen der Prognose ihres ehemaligen Arztes nicht im Rollstuhl zu sitzen. „Das ist für mich ein echtes Triumphgefühl“, sagt sie und strahlt wie eine Siegerin.

Zu enge Schuhe getragen

Petra Pieper leidet an Polyarthritis, einer schweren Form von Rheuma. Etwa 1,5 Prozent der deutschen Bevölkerung sei daran erkrankt, so Dr. Stefan Ewerbeck, Chefarzt der Rheumatologie am Sankt Elisabeth Krankenhaus in Meerbusch. Besonders die 30- bis 50-Jährigen und über 70-Jährige seien betroffen.

Mit 29 Jahren spürt Petra Pieper die ersten Symptome. Vielleicht habe sie zu enge Schuhe getragen, mutmaßt sie, als die Zehen das erste Mal schmerzen. Doch es kommt anders. „Ich hatte damals überhaupt nicht mit so einer Krankheit gerechnet, weil ich glaubte, dass Rheuma nur alte Leute betrifft“, sagt Petra Pieper. Aus Eitelkeit lässt sie sich an ihren Händen und Füßen mehrmals die Rheumaknoten entfernen. „Die waren für mich anfangs die größte Katastrophe. Ich hatte immer so schöne Hände und sie sollten doch bitte weiterhin ästhetisch aussehen.“

Medikamente ausprobiert

Da konservative Behandlungsmethoden bei ihr nicht wirken wollen, meldet sie sich als Studienpatientin an der Charité in Berlin an, probiert dort also Medikamente aus, die noch nicht auf dem Markt sind. „In der Hoffnung mich endlich wieder wohl zu fühlen, bin ich das Risiko damals eingegangen“, erzählt Pieper, die heute in Jülich lebt. Und tatsächlich: Die Schmerzen lassen nach. Sie kann wieder reiten und sogar Ski fahren. Eine allergische Reaktion beendet ihre gute, fast schmerzfreie Phase. Jahre später bekommt sie einen Zwölffingerdarmbruch, möglicherweise Folge der Medikamenteneinnahme. Die bittere Erkenntnis: Sie steht wieder bei Null.

Vor zwei Jahren geht sie dann zum Rheumazentrum nach Meerbusch. Dort ist sie bis heute in Behandlung. Momentan bekommt sie Cortison, Morphiumpflaster und einmal im Monat eine Infusion. Petra Pieper kämpft unaufhörlich. Dass ein Patient mit so viel Lebensmut kämpft, ist aber eher selten, weiß Dr. Stefan Ewerbeck: „Viele Patienten haben Probleme mit der Verarbeitung. Die Krankheit kann zum Karriere-Aus führen oder den sozialen Ausschluss bedeuten.“

Morgens ist der Körper steif

Trotzdem kann Petra Pieper nicht leugnen, dass es immer wieder Momente gibt, in denen ihr starker Wille sie verlässt. „Dann möchte ich eigentlich mein Bett nicht verlassen und mich der Welt entziehen“, erzählt die gelernte Bankkauffrau. Besonders am Morgen, wenn der ganze Körper steif ist, braucht es Überwindung, um die Füße voreinander zu setzen. „Man hat das Gefühl, einen ganz schweren Muskelkater zu haben.“ Müdigkeit und Erschöpfung können ihr das Lächeln aber nicht rauben. Schon alleine wegen ihrer Familie will sie sich nicht hängen lassen. „Dabei musste ich erst lernen, Hilfe anzunehmen und nicht alles alleine machen zu wollen.“ Manchmal lässt sie sich dann doch auf den Rollstuhl ein. Dann nimmt sie ihn aber, wie könnte es anders sein, mit Humor. „Bei der Shoppingtour mit meinen Töchtern ist er ganz praktisch. Ich kann dann leicht die Tüten nehmen.“