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Staatsbesuch – Duisburg liegt jetzt an der „neuen Seidenstraße“

Duisburg liegt jetzt an der „neuen Seidenstraße“

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Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping besucht in Duisburg zusammen mit Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Vizekanzler Siegmar Gabriel den Container- Hafen. Einer der Höhepunkte war die Einfahrt des Yuxinou Zuges, der zwischen Deutschland und Chi Foto: Ralf Rottmann
Bei seinem Staatsbesuch in Deutschland stand für Chinas Präsident Xi Jinping auch ein Besuch in Duisburg auf dem Terminkalender: Er führte aufs Rheinhausener Logport-Gelände, wo Jinping einem besonderen Wirtschaftsprojekt die Ehre erwies: Einer Güterzuglinie China-Duisburg.

Duisburg. 

Diesen Satz hat einmal der Hollywood-Schauspieler Clint Eastwood gesagt: „Im Leben ist es wichtig, genau dann am Bahnsteig zu stehen, wenn der Zug einfährt.“ Ob diese Weisheit auch für chinesische Staatspräsidenten gilt? Beim Zug-Besuch Xi Jinpings am Samstag auf dem Rheinhauser Logport-Gelände ist einiges dafür getan worden, dass Präsident und Güterzug zeitgleich am Bahnhof ankamen. Galt es doch ein minutiöses Protokoll einzuhalten, der nach Barack Obama und Wladimir Putin wohl mächtigste Mann der Welt hatte sich für seinen Besuch in Duisburg und Düsseldorf insgesamt 21 Stunden Zeit genommen. Bunte Bilder der Ankunft des Zuges mit dem Namen Yuxinou inklusive.

Bevor dieser mit Elektronikteilen beladene Güterzug aber vor ein Podest auf dem abgeriegelten Container-Terminal rollte, galt es erst einmal zu warten. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft wartete ebenso wie Oberbürgermeister Sören Link mit Bürgermeister-Kette, Hafen AG-Chef Erich Staake, mehrere Schüler der Konfuzius-Sprachschule, die eine Stunde lang ein Begrüßungsbanner hochhielten, und etwa 200 geladenen Gäste.

Von 17.20 Uhr bis 18 Uhr sollte der Auftritt dauern, als sich bis 17.50 Uhr immer noch nichts tat, stieg bei den Beteiligten doch deutlich die Nervosität. Das Kreuz Kaarst auf der A57 soll Schuld gewesen sein. Stand der mächtige Mann etwa in einem der berüchtigten NRW-Staus?

Güterzug zwischen China und Duisburg verkehrt dreimal in der Woche

Um 17.53 Uhr ertönte das, was im Ruhrgebiet wohl niemals fehlen darf, wenn’s festlich werden soll: Das Blechbläserensemble des Orchesters der DRK/RAG spielte „Glückauf ihr Bergleute jung und alt“. Zwei gute Dutzend schwere Limousinen, Vans, Polizeiwagen sowie ebenso viele Polizeimotorräder fuhren vor, aus der Karosse mit China-Fähnchen an der Front steigt Xi Jinping aus, inzwischen ist auch der deutsche Vize-Kanzler Sigmar Gabriel da. Händeschütteln, umdrehen zu den Fotografen, die Zeit ist knapp.

Das Quintett bestehend aus Präsident, chinesischem Handelsminister, Vize-Kanzler, Ministerpräsidentin, OB und Hafen-Chef geht strammen Schrittes durch das Festzelt, kommt an der Seite wieder heraus, schreitet zum Podest und blickt in Richtung Zug. Der verkehrt übrigens drei Mal in der Woche zwischen Duisburg und dem 10.300 Kilometer entfernten Chongqing. Heute ist der Zug blitzblank poliert und selbstverständlich pünktlich, „er wurde extra für diese Fahrt vorbereitet“, heißt es von Seiten der Hafen AG. Er stand offenbar schon eine Weile parat.

Eine „neue Seidenstraße“ führt jetzt bis nach Duisburg

Weiter im Programm: Banner enthüllen, wieder Fotos, zurück ins Festzelt, vier Grußworte. Erich Staake, Sören Link, Hannelore Kraft und der Chinesische Handelsminister Gao Hucheng loben die Zusammenarbeit Chinas und Deutschlands in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Mit der Zuglinie sei eine „neue Seidenstraße“ entstanden.

Nach dem Ende der warmen Worte geht es wieder sehr schnell, Xi Jinping trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein, dann verschwindet er samt 200-köpfiger Delegation in allerlei Autos und Bussen, der Chor spielt die „Ode an die Freude“ und Sigmar Gabriel lässt sich noch schnell mit einem aus sechs Frauen und Männern gebildeten 18 Meter langen Stoffdrachen fotografieren. Um 18.23 Uhr ist der Besuch des chinesischen Staatspräsidenten Geschichte. Um 18.39 Uhr, als die meisten Gäste längst den Heimweg angetreten hatten, rollt dann auch der vorbereitete Zug wieder aus dem Bahnhof heraus.

Was bleibt von einer knappen halben Stunde Besuch? Hafen AG und Stadt sind mächtig stolz, „so schnell werden wir einen Staatsgast ähnlicher Bedeutung wohl nicht auf dem Logport-Gelände sehen.“ Es hat sich also gelohnt, die für einen Staatsgast erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Übrigens: Das Gerücht, dass ein tonnenschweres Klo-Gebäude, ausschließlich für Xi Jinping gebaut wurde, soll zumindest zum Teil stimmen. Es stand für die Gäste unsichtbar hinter dem Festzelt, ob es wirklich 26 Tonnen wiegt und mit Panzerglas ausgestattet ist, wurde allerdings nicht bestätigt. Am Ende musste der Präsident ja auch nicht…