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Kinder ergattern Hauptrolle im Essener Colosseum Theater

Kinder ergattern Hauptrolle im Colosseum Theater

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Foto: Kai Kitschenberg
Sechs Jungen vom Niederrhein und aus dem Ruhrgebiet spielen die Rolle des Florian im Musical „Ich war noch niemals in New York“.

Essen. 

„Dann fön’ ich äußerst lässig, das Haar, das mir noch blieb, ich ziehe meinen Bauch ein und mach’ auf ‘heißer Typ’, oh ho, oh ho, oh ho“, wie „heiße Typen“ tanzen die sechs Jungen im Proberaum des Colosseum Theaters zum Lied „Mit 66 Jahren.“ Sie werfen die Arme hoch, spielen auf einem Bein Luftgitarre und greifen sich wie damals James Dean in die Haare.

„Lächeln! Lächeln!“ ruft der Profi

„Lächeln! Ihr müsste ab dem ersten Ton lächeln!“, ruft ihnen die Kinder-Choreographin Jana Nagy energisch zu. „Die Jungen sind schon sehr gut, ich meckere schon auf hohem Niveau“, gibt sie zu. Der Grund: Sie sollen zur Premiere so fit in Text, Schauspiel, Tanz und Gesang sein, dass sie das Lampenfieber bei den Auftritten nicht aus der Bahn werfe, erklärt der Tanz-Profi.

Die Jungen haben nach zwei aufwendigen Castings die Hauptrolle des „Florian“ im Musical „Ich war noch niemals in New York“ ergattert. 50 Jungen aus dem Ruhrgebiet hatten sich dafür beworben. „Von denen haben 20 das erste Casting überstanden“, rechnet Choreographin Nagy vor. „Beim zweiten Casting setzten sich dann die sechs Jungen im Alter von neun bis vierzehn Jahren durch, die in der Rolle jetzt auch abwechselnd zu sehen sind.“

Vier Wochen Probe

Drei der vier Proben-Wochen seien nun um, viermal die Woche wurde jeweils zwei Stunden mit drei der Jungen geprobt.

Nach mehreren Durchgängen von „Mit 66 Jahren“ und „Griechischer Wein“ strahlen die Jungs. Sie sind aber auch ein wenig aus der Puste. Der blonde Leif legt gleich ein gesundes Selbstvertrauen an den Tag: „Ich war mir sicher, dass ich die Rolle bekomme, meine Familie sagt nämlich, dass ich sehr musikalisch bin“, so der Neunjährige aus Wesel. Mit einem weiteren Neunjährigen ist er der jüngste „Florian“.

Wie Leif möchte auch Marlon später hauptberuflich schauspielen, dafür gehe er seit zweieinhalb Jahren auf die Schauspielschule. „Meine Eltern fahren mich jeden Samstag nach Düsseldorf“, erzählt Marlon. Seine Eltern würden dann immer bummeln gehen oder irgendwie die Zeit „totschlagen“, da sich die Rückfahrt nicht lohne, berichtet der Mülheimer. Bis sich seine Eltern dazu bereit erklärt hätten, ihn bei der Schauspielerei zu unterstützen, habe es übrigens gedauert: „Sie sagten: Jetzt willst du Schauspieler werden und nächste Woche Pilot oder Feuerwehrmann, aber ich habe sie weiterhin für meinen Traum genervt.“

Die meisten der sechs Jungen stehen bei „Ich war noch niemals in New York“ das erste Mal auf der Bühne, Marlon hat aber schon Erfahrung: „Ich hatte schon einmal eine Hauptrolle und einmal eine Nebenrolle in einem Theaterstück“, erzählt er stolz. Er sei sehr glücklich mit allem, was er schon erreicht habe. Dass die große Bühne für ihn das richtige ist, merkte er früh: „Schon in der Schule habe ich sehr gerne vorne vor allen gestanden und Sachen vorgetragen.“

Der „Florian“ ist die drittgrößte Rolle

Am schwierigsten an der Schauspielerei findet Leon (14) aus Essen das Textlernen. „Es ist viel Text – die drittgrößte Rolle in diesem Stück“, gibt Choreographin Nagy zu. Aber die Mühen, noch dazu in den Schulferien, seien nicht umsonst: Neben Ruhm und Ehre erhielten die Kinder für jede Aufführung eine Aufwandsentschädigung. Ob das Geld denn dann gespart werde, beantwortet Leon so: „Nee, ab und zu hebe ich das ab, für ein neues Spiel für meine Konsole.“

Die Uraufführung von „Ich war noch niemals in New York“ fand 2007 in Hamburg statt, mehr als vier Millionen Zuschauer haben es in der Zwischenzeit in Deutschland, Österreich, Schweiz und in Japan gesehen. Das Musical basiert auf den 20 größten Hits von Udo Jürgens.

>>KARTEN UND TERMINE

Wegen des Jugendschutzgesetzes musste die Rolle des „Florian“ sechsfach besetzt werden, da jeder Junge nur ein bis zwei Vorstellungen pro Woche spielen darf.

Das Colosseum Theater in Essen gibt von „Ich war noch niemals in New York“ acht Vorstellungen die Woche, Karten sind ab 39,60 Euro erhältlich.Das Musical läuft vom 4. November bis 11 Dezember. Nähere Informationen unter: www.colosseumtheater.de, Telefon 0201- 24020 : Tickets: www.semmel.de