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Eispanzer schützen Obstblüte

Eispanzer schützen Obstblüte

An Rhein und Ruhr. 

Die Apfelbäume erstrahlen in Weiß. Zwischendurch gibt es einen zart-rosafarbenen Ton – „das sind die Blüten, die sich noch ganz geöffnet haben“, erklärt Rolf Clostermann auf seiner Demeter-Plantage in Wesel-Bislich. Pflaumen und Zwetschgen liegen in den letzten Zügen, die Birnen sind schon durch. Zwei bis vier Wochen sind die Obstbäume in der Region nach dem milden Winter früher dran. Bei den Bauern hält sich die Freude in Grenzen. Das Risiko von Spätfrosten, die die Ernte bedrohen, ist besonders groß.

„Für die Obstbauern ist das jetzt eine spannende Zeit“, sagt Bernhard Rüb. Und erste schlechte Nachrichten sind auch schon im Anmarsch: Mittwochnacht soll es am Niederrhein frieren. Wo die Blüte verfriert, gibt es kein Obst. Auch schon heute Nacht kann es stellenweise kritisch werden. Auch eine Gefahr: Hagel und Graupel in Verbindung mit Sturm.

Eine originelle Laune der Natur: Der beste Schutz der Obstblüte gegen Frost ist Frieren. Die Bauern lassen ihre Obstbäume beregnen. Beim Einfrieren der Tropfen entsteht Erstarrungswärme, welche die Temperatur an der Pflanze oberhalb des Gefrierpunktes hält. Allerdings muss ständig Wasser nachkommen, nachfrieren und weitere Erstarrungswärme nachliefern. „Da darf die ganze Zeit über nichts passieren“, erklärt Rolf Clostermann, der in Bislich auf 20 Hektar Bio-Obst anbaut. Sollte eine Pumpe ausfallen, die dem Regner das Wasser liefert, sei der Ernteausfall geradezu garantiert.

Drei Mal täglich blickt Clostermann in diesen Wochen auf den Wetterbericht. Den prophezeiten Nachtfrost am Mittwoch sieht er allerdings noch relativ gelassen – „minus ein Grad geht, bei zwei wird es schon kritischer“. Den gestrigen Graupel habe die Apfelblüte gut verkraftet. Auch Norbert Boekels vom Benrader Obsthof in Krefeld (35 Hektar) klingt entspannt: „Wir bauen hier seit 1950 Obst an und haben schon extreme Situationen mit minus sieben und minus acht Grad gemeistert.“

Trotzdem: Drei Kreuze machen die Obstbauern am 15. Mai. Dann beschließt die „Kalte Sophie“ den Reigen der Eisheiligen. Wettermäßig ist dann das Gröbste überstanden, heißt es. So ganz stimmt das aber auch nicht mehr. „Wir haben schon Nachtfröste auch noch Anfang Juni erlebt“, erzählt Norbert Boekels. Frost, aber auch Hagel und Graupel können die Frucht dann noch deformieren. „Ich habe schon Äpfel, die schauten nach einem Hagelschauer aus, als sei mit Schrot auf sie geschossen worden“, berichtet Rolf Clostermann.
Schon gewusst? Die Birnenblüte verbreitet keinen Wohlgeruch: „Sie stinkt nach Fisch“, erzählt Clostermann. Verantwortlich ist eine Substanz, die Insekten zwecks Bestäubung anlocken soll. Gut, dass die Birne durch ist. . .