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Das Leben ist doch ein Ponyhof

Das Leben ist doch ein Ponyhof

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Foto: Kai Kitschenberg
Der NRZ-Ferienreporter besuchte Familie Retaiski aus Voerde auf einem Haflingerhof im Chiemgau. Die Töchter der Familie hatten sich den Pferdeurlaub gewünscht und die Eltern „rumgekriegt“.

Siegsdorf. 

Hallo da oben? Geht’s noch? Gestern Abend schien doch die Sonne so lange gemütlich in die Biergärten Siegsdorfs, jetzt fängt es an zu dröppeln, obwohl wir doch gerade die Fotos von der Reitstunde der beiden Mädels machen wollen. Die Zaungäste ziehen sich schnell in den Regenschatten des Stalldachs zurück und freuen sich dann doch über eine erhellende Seite des dunklen Geschehens: Doreen und Larissa scheren sich nämlich nicht die Bohne um den anhaltenden Niederschlag, sie drehen auf den beiden Haflingern ihre Runden, wechseln in den leichten Trab und wagen auch schon mal den kleinen Hüpfer über ein Cavaletti. Doreen schaut konzentriert, Larissa spitzbübisch. Beide sind ganz im Hier und Jetzt.

Schmusekätzchen und Go-Carts

Das Hier ist der Hochgallinger Hof in Siegsdorf, einem Ort im Chiemgau, nicht weit vom großen See entfernt. Die Besitzer vermieten drei Ferienwohnungen, meist belegt von Familien mit Mädels, Jungs sind rar. Die Altbauern haben noch einen Milchviehbetrieb gehabt, vor zwölf Jahren haben die jungen Leute übernommen und ganz auf Pferde umgestellt. Auf Haflinger genauer gesagt, jene kräftigen, berggängigen Tiere, die vor allem in den Alpen genutzt wurden, ihr Name geht auch auf den kleinen Ort Hafling in Südtirol zurück. Sie sind eher klein, haben wenig Flausen im Kopf, sind von gelassener Art und ruhigen Bluts, also ideal für Kinder und Anfänger, und sie sind, mit den Augen des weiblichen Teenagers gesehen, auch noch „unfassbar süß“.

Doreen und Larissa reiten natürlich nicht nur, sie leben vielmehr mit den Pferden. Ställe ausmisten, Hufe kratzen, striegeln, auf so einem Hof gibt es für die Mädchen mehr Jobs als ein Pferd Fliegen hat. Alles freiwillig natürlich. Und es gibt auch noch ebenso schnuckelige Kätzchen und im Hinterhof stehen schicke Go-Carts, ganz stabile Dinger, mit denen die Mädchen gerne über den Hof brettern.

Und die Alten? Astrid und Frank Retaiski haben schon sehr genau gewusst, worauf sie sich da einlassen. Ist nicht der erste Pferdeurlaub, und Astrid ist früher selbst geritten, die Liebe zum Ross rostet nicht. Frank ist Hobbykameramann und lebt dann eh in seinem eigenen Film, das Leben der Töchter am Hofe ist eine motivreiche Angelegenheit. Also genießen sie jetzt nicht nur die Freude und Leidenschaft der Kinder, sie genießen auch die Leichtigkeit des Urlaubslebens. Frank formuliert das so: „Ich kann mich hier wunderbar erholen. Wichtig ist mir nur, dass wir hin und wieder auch Ausflüge machen. Zusammen mit den Kindern.“

Heute wäre ein guter Tag für solch einen Ausflug gewesen. Denn es regnet schon wieder. Diesmal noch heftiger. Das ist wirklich kein Wonnesommer in diesem Jahr in Mitteleuropa. Einige perfekte Ziele für solche Tage haben die Vier aber schon abgehakt. Die alte Saline in Bad Reichenhall, das Salzbergwerk in Berchtesgaden. Frank räuspert sich und erklärt: „Ich komme aus dem Bergbau. Habe auf Walsum Elektriker gelernt, bin dann erst später Ingenieur und schließlich Lehrer geworden. Aber Bergbau, das lässt dich ja nie mehr los…“

Rosenheim oder Dinslaken?

Über Tage waren sie auch unterwegs. Mammut-Museum um die Ecke, auch nach Rosenheim sind sie gefahren. „Das war aber eher enttäuschend. Wir kannten das ja nur aus den Rosenheim-Cops, der TV-Serie. So bayerisch-romantisch sah es da aber nicht aus. Eher wie Dinslaken oder Wesel…“

Doreen und Larissa sitzen ab, ziehen die Steigbügel hoch. Für einen kurzen Moment schaut Larissa zu den Eltern hin. Seligkeit im Blick. Mehr kannste als Mutter oder Vater von zwei Wochen Sommerurlaub echt nicht verlangen…