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Auf zum Drachenfels – Der Berg, der den Dom gebar

Auf zum Drachenfels – Der Berg, der den Dom gebar

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Der Drachenfels in Königswinter Foto: Tim Schulz
Kaum ein Berg wird häufiger bestiegen: Pro Jahr schauen rund eine Million Menschen vom Drachenfels hinunter auf Vater Rhein und in die Kölner Bucht

Königswinter. 

Mit 321 Metern ist ein Berg ganz sicher noch lange kein Koloss. Und trotzdem steht in Königswinter bei Bonn ein eben genauso hoher „Hügel“, der ganze Besuchermassen anzieht: der Drachenfels. Zentraler Ort in Richard Wagners Nibelungensage, einst wichtiger Schutzpunkt des Erzbistums Köln und heute einer der meist besuchten Berge der Welt.

Rund eine Million Menschen erklimmen jährlich den Gipfel. 400 000 von ihnen nehmen den Aufstieg aber nicht zu Fuß in Angriff, sondern steigen in die altehrwürdige Drachenfelsbahn, die seit 130 Jahren fährt. Olaf Lauer ist einer der zwölf Fahrer, die die Triebwagen aus den 1950er Jahren kennen wie ihre Westentasche.

Bahn mit 20 Prozent Steigung

„Man bekommt schnell ein Gefühl für die Bahn. Vergleichbar mit einem klassischen Zug ist sie aber nicht, denn wir bewältigen Steigungen von mehr als 20 Prozent“, erklärt Lauer. Acht Minuten dauert die Fahrt nach oben und bei gutem Wetter stockt so manchem Gipfelstürmer dann der Atem.

So beeindruckend ist der Blick von der Restaurantterasse und dem alten Weltkriegsdenkmal. Kilometerweit kann man das Auge den Rhein entlang wandern lassen. Vorbei an den Inseln Nonnenwerth und Grafenwerth, hinunter nach Bad Honnef, rüber nach Bonn, um am Horizont sogar die beiden Türme des Kölner Doms zu erspähen.

Es geht aber noch eine Etage „höher“. Nur ein schmaler Fußweg führt zur Ruine der Drachenburg, die im 12. Jahrhundert zum Schutz Kölns erbaut wurde. Zum Bau des Kölner Doms wurden aber sowohl vom Drachenfels als auch von der Drachenburg Steine gewonnen.

Schloss Drachenburg wartet auf halbem Weg auf die Besucher

Wer gut zu Fuß ist, der sollte sich auf dem Weg ins Tal nicht wieder in die Bahn setzen, sondern selbst über Eselsweg und Kutscherweg wandern. Zahlreiche Biergärten laden unterwegs zur Pause ein und immer wieder eröffnen sich zwischen den Bäumen malerische Blicke hinunter auf den Rhein.

Auf halbem Weg steht Schloss Drachenburg, das einst ein reicher Bankierssohn Ende des 19. Jahrhunderts erbauen ließ. Heute ist das Museum für Jedermann geöffnet und spart nicht mit spannenden Einblicken in die Leben der Besitzer des prunkvollen Gemäuers. Da wundert es nicht, dass der protzige goldene Rolls Royce des einstmaligen Besitzers Paul Spinat noch immer vor dem Tor steht.

Danach ist ein Abstecher zu Marlies Blumenthal für jeden Besucher des Drachenfels fast Pflicht. Die 70-Jährige betreibt die Nibelungen-Halle samt angeschlossener Drachenhöhle und Reptilienpark. Ein echter Familienbetrieb.

Vater Bernhard erbaute die Höhle in den 1930er Jahren und eröffnete 1958 den Reptilienpark. „Es ist das Lebenswerk meiner Familie und wenn ich einmal nicht mehr kann, führt meine Tochter Anja den Betrieb weiter“, sagt Marlies Blumenthal, die noch heute jeden Morgen selbst die Tiere füttert, über das kleine Paradies für alle Schlangenfreunde.

Dann sind es nur noch ein paar Meter den Eselsweg hinab, ehe die Talstation der Drachenfelsbahn wieder erreicht ist. Tipp: Im Sommer können Kinder übrigens tatsächlich auf Eseln den Fels hinaufreiten.

So geht’s hin: A3 Richtung Köln, ab Heumar A4 Richtung Köln, danach die A59 Richtung Flughafen fahren. Ab Ausfahrt Königswinter der Beschilderung folgen.