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Wirtschaftsminister Garret Duin – ein Ostfriese fürs SPD-Image

NRW-Wirtschaftsminister Garret Duin pflegt das SPD-Image

Bisher läuft es gut für den neuen NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin: Wo er hinkommt, bricht er Vorbehalte und poliert das Profil der SPD in Nordrhein-Westfalen. Wie einst Peer Steinbrück ist Duin ein Nord-Import – Abteilung Klartext. Nun sind die ersten 100 Tage im Amt vorbei – und damit die Schonfrist.

Düsseldorf. 

Als Garrelt Duin dem Hotel- und Gaststättenverband seinen Antrittsbesuch abstattet, trifft der neue NRW-Wirtschaftsminister auf allenfalls höfliche Reserviertheit. Das geplante Rauchverbot lässt die Gastronomen um ihre Existenz bangen. Eigentlich ein Stimmungskiller für diesen Termin. Doch kaum steht Duin am Rednerpult, greift er in die Innentasche seines Sakkos und kramt eine Zigarettenschachtel hervor. „Ich jedenfalls bin für eine rechtssichere Lösung“, ruft er und grinst. Die Verbandsfunktionäre applaudieren amüsiert.

So geht das nun seit gut 100 Tagen. Wo Duin hinkommt, bricht er Vorbehalte, schafft Atmosphäre, poliert das matte wirtschafts- und industriepolitische Profil der NRW-SPD. „Der beste Wirtschaftsminister seit Peer Steinbrück“, meint gar ein langgedienter Ministerialer.

Duin, ein Import aus Norddeutschland

Wie einst der heutige Kanzlerkandidat Steinbrück ist Duin ein Import aus Norddeutschland, Vertreter des rechten SPD-Flügels, Abteilung Klartext mit schnoddrigem Humor. Als ihm neulich ein Kulturmanager etwas weinerlich „den Ruf eines Hardcore-Industriepolitikers“ bescheinigt, fällt Duin ihm kokett ins Wort: „Das ist ja nicht der schlechteste.“

Eigentlich hatte Garrelt Duin seine politische Zukunft mit 44 Jahren fast hinter sich, als Ministerpräsidentin Hannelore Kraft ihn im Juni nach Düsseldorf lotste. Der 1,97 Meter lange Ostfriese schaute auf zwölf Jahre als Abgeordneter in Brüssel und Berlin zurück, war seit 2009 wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion und Wortführer des einflussreichen Parteiflügels „Seeheimer Kreis“. Vor allem aber klebten an ihm fünf ziemlich verkorkste Jahre als Landeschef der SPD Niedersachsens. Duin hatte sich in Grabenkämpfen mit Bezirksfürsten aufgerieben, kam mit Sigmar Gabriel nicht klar und hatte 2008 die Ministerpräsidenten-Kandidatur gegen den damals beliebten Christian Wulff gescheut.

SPD als Wirtschaftspartei sichtbarer machen

Nun der nicht alltägliche Wechsel in ein anderes Bundesland. Duin soll Krafts SPD als Wirtschaftspartei wieder sichtbarer machen und bei Themen wie Energiewende, Klimaschutz oder Erdgas-Fracking die Kreise des Grünen-Umweltministers Johannes Remmel einengen.

Sichtbarkeit fällt Duin leicht, schon weil der Hüne in früher Jugend von seinem Vater markant weißes Haar vererbt bekam und notorisch unrasiert auftritt. In Berlin heißt es, er sei kein Mann des fleißigen Aktenstudiums. Doch eine schnelle Auffassungsgabe, geschliffene Rhetorik und Unerschrockenheit machen ihn parkett- und kamerasicher. Duin lässt sich von Boulevard-Journalisten sogar im Garten seines neuen Hauses in Essen-Stadtwald besuchen, serviert Friesentee im Strandkorb und lässt keinen Zweifel, dass er im Revier politisch Wurzeln schlagen will. Motto: „Duin wie Duisburg“.

Ob der Wirtschaftsminister zum zweiten wichtigen SPD-Leistungsträger im Kabinett neben Innenminister Ralf Jäger werden kann, müssen die kommenden Monate zeigen: Haushaltsplan, Klimaschutzplan, Landesentwicklungsplan – es warten allerhand Zukunftspläne, in denen viele Duins selbstbewusste Eigenbeschreibung erkennen wollen: „Ostfriesisch klar.“