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Wie die Grünen mit dem „Veggie-Day“ ihre Wähler vergraulen

Wie die Grünen mit dem „Veggie-Day“ ihre Wähler vergraulen

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Currywurst mit Pommes und Mayo Foto: dpa
Mit Bratwurst und Beamten spielt man nicht: Mit ihrem Vorschlag für einen „Veggie-Day“ in Kantinen haben die Grünen zahllose Wähler abgeschreckt. Statt als jung-moderne Partei stehen die Grünen wieder einmal als Bevormunder da. Ein PR-Desaster, das vor allem die Linken stärkt.

Berlin. 

Einmal pro Woche ein Vegetarier-Tag in der Kantine – das sollte ein Schlager werden im Wahlkampf. So glaubten die Grünen, als sie diesen Plan verkündeten. Fleischlos liegt schließlich im Trend, die „Veggies“ sind hip. Was sollte da schiefgehen?

Alles ging schief. Der „Veggie-Day“ wurde zum PR-Desaster der Grünen. Statt als jung-moderne Partei stehen die Grünen mal wieder als Bevormunder vom Dienst da.

Damit nicht genug. Unmut keimte in der Grünen-Wählergemeinde auch über Gedankenspiele, zur Sanierung der Landeshaushalte die Beamtenpensionen zu kürzen. Ausgerechnet Winfried Kretschmann, einziger grüner Ministerpräsident, hatte in Stuttgart solch eine Initiative angestoßen. Und weil die Grünen längst in den Beamtenstuben der Republik angekommen sind, fand man die Aussicht auf knappere Ruhegelder dort gar nicht gut.

Die Grünen, die eigentlich mit sozialen Themen punkten wollen, mussten erkennen: Mit Bratwurst und Beamten spielt man besser nicht.

Lifestyle-Firlefanz und Oberlehrer-Attitüde

Die Quittung für ihre Planspiele wird der Partei nun präsentiert: schlappe elf Prozent in der neuen Forsa-Umfrage. So tief wie lange nicht mehr. Doch damit nicht genug. Die Konkurrenz von der Linkspartei, lange in Machtkämpfen verstrickt und fast schon abgeschrieben, legt um zwei Punkte auf satte zehn Prozent zu und ist damit den Grünen jetzt dicht auf den Fersen.

Linken-Chefin Katja Kipping kommentiert den Vegetarier-Flop süffisant: „Die Veggie-Day-Debatte hat den Wahlkampf tagelang auf ein Nebengleis abgelenkt und Politik damit klein gemacht. Der Speiseplan der Bundestagskantine ist nicht der Nabel der Welt.“ Sie fordert stattdessen „für jedes Schulkind ein gebührenfreies Mittagessen“ aus „regionale Produkten“. Finanziert mit den Millionen aus dem unsinnigen Betreuungsgeld.

Damit bezieht Kipping eine klassische linke Position. Ohne Lifestyle-Firlefanz und Oberlehrer-Attitüde.

Forsa-Chef Manfred Güllner analysiert bereits, es sei „eine Fehlspekulation“ der Grünen gewesen, neben den „Gutmenschenthemen Umwelt, Frauen und Frieden“ die soziale Gerechtigkeit ins Zentrum ihres Wahlkampfs zu stellen: „Davon profitiert die Linke, die dafür seit langem trommelt.“