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Uni-Rektoren handelten satte Gehaltszulagen aus

Uni-Rektoren handelten satte Gehaltszulagen aus

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Wissenschaftsministerin Svenja Schulze des Landes NRW, SPD , Ziel- und Leistungsvereinbarungen für Universitäten und Fachhochschulen im Ruhrgebiet, Unterschriftenakt Foto: Kerstin Kokoska
Die Rektoren der Hochschulen in NRW haben ihre Einkommen seit 2004 erheblich steigern können. Das geht aus einer Liste hervor, die offenbar aus dem NRW-Wissenschaftsministerium stammt. Der seit Wochen tobende Streit zwischen Rektoren und Ministerin Svenja Schulze bekommt dadurch neuen Zündstoff.

Düsseldorf. 

Ein Geheimnis-Verrat im NRW-Wissenschaftsministerium lässt den seit Wochen andauernden Streit zwischen den Uni-Rektoren und der Ministerin Svenja Schulze (SPD) eskalieren. Offenbar aus der Behörde heraus ist eine Liste an die Öffentlichkeit gelangt, aus der detailliert hervorgeht, wie viel Geld die Rektoren, Präsidenten und Kanzler der Universitäten und Fachhochschulen im Land verdienen.

Pikant dabei: Der Blick auf die Liste zeigt, dass die Rektoren ihre Bezüge seit 2004 erheblich steigern konnten. Die RWTH Aachen zum Beispiel hat die Bezüge des Rektors zwischen 2004 und 2012 fast verdoppelt: auf über 152.000 Euro im Jahr.

Die Rektoren sind über die Veröffentlichung ihrer intern ausgehandelten Zulagen erzürnt und sprechen von einem Skandal. Vermutet wird eine „gezielte Indiskretion“, um die Kritik der Rektoren an dem geplanten Hochschulgesetz des Ministeriums in ein eigennütziges Licht zu rücken. Elmar Weiler, Chef der Ruhr-Uni Bochum, sagte: „Die Veröffentlichung der Zahlen ist eindeutig ein Rechtsbruch.“

Suche nach dem Informanten im Ministerium

Im Ministerium hat die Suche nach dem Informanten indes begonnen: „Die jetzt erfolgte Weitergabe individualisierter Vergütungsdaten stellt eine nicht zu rechtfertigende Indiskretion dar. Im Ministerium ist dazu eine interne dienstliche Prüfung eingeleitet worden“, sagte eine Sprecherin.

Die Landesregierung strebt wieder eine Kontrolle über die Gehälter der Hochschulspitzen an. Der Entwurf zum Hochschulzukunftsgesetz, den die Uni-Rektoren in seiner heutigen Form entschieden ablehnen, sehe vor, „dass künftig das Ministerium auch in der Frage des Gehalts dienstvorgesetzte Stelle“ der Hochschulleitungen sein soll.

Dahinter versteckt sich der Vorwurf, dass die Explosion der Rektoren-Gehälter erst nach Einführung der Hochschulfreiheit durch die frühere schwarz-gelbe Landesregierung 2006 einsetzte. Seitdem können die Rektoren einen Teil ihrer Bezüge frei mit den Hochschulräten frei aushandeln. Das Land ist dabei außen vor.

Die Landes-Chefin der Gewerkschaft GEW, Dorothea Schäfer, hält die gestiegenen Rektoren-Gehälter für eine Folge der Hochschulfreiheit. Sie sagt: „Das Gehaltsplus bei Hochschulbeschäftigten betrug in diesem Zeitraum keine zehn Prozent.“ Die Zahl der befristeten Arbeitsverträge habe sich seitdem verdoppelt.