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Revier-Wirtschaft beklagt fehlende Unterstützung

Revier-Wirtschaft beklagt fehlende Unterstützung

Gelsenkirchen/Essen. 

Die Ruhrwirtschaft fordert von Kommunal- und Landespolitikern mehr Mut bei der Ausweisung neuer Gewerbeflächen im Revier. „In sieben Jahren spätestens sind Industrieflächen absolute Mangelware“, warnt Benedikt Hüffer, Chef der Industrie- und Handelskammer Nord Westfalen auch im Hinblick auf die Zuwanderung von Flüchtlingen, für die Arbeitsplätze geschaffen werden müssten.

Um industrielle Unternehmen anzusiedeln, gebe es im Ruhrgebiet derzeit nur zwei große zusammenhängende Flächen: New Park in Datteln und die ehemaligen Opel-Werke in Bochum. Nach Einschätzung der Kammern droht bei beiden Projekten die Gefahr, dass dort weniger produzierende Betriebe angesiedelt werden können als von der Fläche her möglich wäre. Eric Weik, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, nimmt deshalb für industrielle Großprojekte die Politik stärker in die Pflicht: „Wir brauchen Politiker mit Rückgrat, die gegenüber der Bevölkerung auch neue Ar­beitsplätze vertreten, die nun einmal Krach machen. Auch wir als Wirtschaft brauchen eine Lobby.“

Hüffer hat Verständnis dafür, dass Bürger gegen die Ansiedlung von Betrieben vor ihrer Haustür protestieren. Er forderte aber: „In einer Region muss es auch den Grundimpuls geben, Überlebenswillen zu zeigen.“

Obwohl rund 90 Prozent der 950 von den Kammern befragten Ruhrgebiets-Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend bewerten, kritisieren sie vor allem die hohen Standortkosten im Ruhrgebiet. „Gewerbe- und Grundsteuern, die sich nicht an der Qualität des Standorts, sondern an der Kassenlage der Kommunen orientieren, bremsen private Investitionen“, so Hüffer. Die Kammern fordern mehr Zusammenarbeit der Städte.

Den Hang zum Kirchturmdenken bemängeln auch die Autoren einer Ruhrgebiets-Studie, die das Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegeben hatte. Olaf Arndt von der Prognos AG und Rolf Heinze von der Ruhr-Uni Bochum kritisieren außerdem die Kontaktarmut zwischen Hochschulen und Firmen. Heinze: „Das Vorhandensein von Hochschulen und Forschungseinrichtungen allein reicht nicht. Dabei muss ein ,Mehrwert’ für die Region herauskommen. Unis und Unternehmen müssen zueinander finden.“ Die Studie wird heute bei einer Konferenz in Gelsenkirchen vorgestellt.